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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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ein paar Eier. Zwei Stunden später kam der Pferdetransport zurück.
    »Hat sie gewonnen?« fragte Wallander, als Sten Widén in die Küche kam.
    »Ja. Aber es war knapp.«
     
    Peters und Norén saßen im Streifenwagen und tranken Kaffee.
    Beide hatten schlechte Laune. Svedberg hatte ihnen befohlen, das Haus zu überwachen, in dem Wallanders Vater wohnte. Dabei war eine Schicht doppelt langweilig, wenn man das Auto nicht vom Fleck bewegen durfte. Und nun sollten sie hier sitzen, bis eine Ablösung kam. Das konnte noch viele Stunden dauern. Es war Viertel nach elf Uhr. Die Dämmerung war gekommen.
    »Was ist mit Wallander geschehen, was glaubst du?« fragte Peters.
    »Ich weiß nicht«, antwortete Norén. »Wie oft soll ich das noch sagen? Ich weiß nicht.«
    »Es fällt schwer, nicht daran zu denken. Ich frage mich, ob er nicht vielleicht Alkoholiker ist.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Erinnerst du dich, als wir ihn betrunken am Steuer erwischten?«
    »Das heißt doch nicht, daß er Alkoholiker ist.«
    »Nein. Aber immerhin.«
    Norén stieg aus dem Auto und stellte sich breitbeinig hin, um zu pissen.
    |394| Da entdeckte er den Feuerschein. Erst glaubte er, ein Auto käme näher. Dann bemerkte er den aufsteigenden Rauch. »Es brennt!« rief er Peters zu.
    Peters stieg aus dem Wagen.
    »Möglicherweise ein Waldbrand«, sagte Norén.
    Das Feuer kam aus einem kleinen Wäldchen hinter dem Acker. Der Feuerherd war aber in dem hügeligen Gelände nicht genau auszumachen.
    »Wir sollten hinfahren und nachsehen«, meinte Peters.
    »Svedberg hat gesagt, daß wir uns nicht von der Stelle rühren sollen, was auch geschieht«, wandte Norén ein.
    »Es dauert zehn Minuten. Es ist unsere Pflicht einzugreifen, wenn wir einen Brand entdecken.«
    »Ruf an und hol zuerst Svedbergs Genehmigung ein.«
    »Es dauert zehn Minuten. Wovor hast du Angst?«
    »Ich hab keine Angst. Aber Anweisung ist Anweisung.«
    Dennoch geschah es, wie Peters wollte. Sie kurvten auf einem lehmigen Feldweg dem Feuer entgegen. Als sie es erreichten, sahen sie, daß da ein altes Benzinfaß brannte. Jemand hatte es mit Papier und Plastikverpackungen gefüllt, die für weithin sichtbare Flammen sorgten. Als Peters und Norén ankamen, war das Feuer schon fast erloschen.
    »Komische Zeit, Müll zu verbrennen«, sagte Peters und sah sich um.
    Aber da war niemand.
    »Jetzt fahren wir aber zurück«, sagte Norén.
    Knapp zwanzig Minuten später waren sie wieder in der Nähe des Hauses, das sie bewachen sollten. Alles schien ruhig zu sein. Die Lichter waren aus. Wallanders Vater und die Tochter schliefen.
    Viele Stunden später wurden sie von Svedberg abgelöst, der selbst die Bewachung übernahm.
    »Alles ruhig«, sagte Peters.
    Er erwähnte nichts von dem Ausflug zu dem brennenden Benzinfaß.
    Svedberg saß in seinem Wagen und nickte ein. Der Morgen graute.
    Um acht wurde er unruhig, da sich außerhalb des Hauses niemand |395| zeigte. Er wußte, daß Wallanders Vater ein Frühaufsteher war.
    Um halb neun hatte er das Gefühl, etwas sei nicht in Ordnung. Er stieg aus und betrat den Hof, ging zur Haustür und drückte auf die Klinke.
    Die Tür war nicht verschlossen. Er klingelte und wartete. Niemand öffnete. Er betrat den dunklen Hausflur und lauschte. Alles war still. Dann meinte er, ein entferntes Scharren zu hören. Es klang wie eine Maus, die sich durch eine Wand frißt. Er ging dem Geräusch nach, bis er vor einer geschlossenen Tür stand. Er klopfte. Die Antwort war ein gequältes Stöhnen. Er riß die Tür auf. Wallanders Vater lag in seinem Bett. Er war gefesselt, der Mund war mit schwarzem Klebeband verschlossen.
    Svedberg stand wie gelähmt. Dann löste er vorsichtig das Klebeband und die Stricke. Die Durchsuchung des Hauses blieb ergebnislos. Der Raum, in dem, wie er annahm, die Tochter geschlafen hatte, war leer. Außer Wallanders Vater hielt sich niemand im Haus auf.
    »Wann ist es passiert?«
    »Gestern abend. Kurz nach elf.«
    »Wie viele waren es?«
    »Einer.«
    »Einer?«
    »Ja, nur einer. Aber er war bewaffnet.«
    Svedberg erhob sich. Er war wie ausgebrannt.
    Dann ging er hinaus und rief Wallander an.

26
    Der säuerliche Duft von Winteräpfeln.
    Das war die erste Wahrnehmung, als sie erwachte. Aber dann, als sie im Dunkeln die Augen aufschlug, gab es nichts mehr außer der Einsamkeit und der Furcht. Sie lag auf einem Steinboden, und es roch nach feuchter Erde. Kein Laut war zu hören, |396| obwohl die Angst all ihre Sinne schärfte. Vorsichtig

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