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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Innersten gedacht hat. Er war ein bemerkenswerter Mensch, äußerst kompliziert. Wenn das Leben in Südafrika einen Menschen so prägt, möchte man es nicht einmal seinen ärgsten Feinden wünschen.«
    »Ich will dir helfen«, sagte sie.
    »Das kannst du. Ich möchte, daß du bei der Polizei anrufst und Martinsson verlangst.«
    |386| »Das meine ich nicht. Ich wünschte mir, ich könnte etwas tun, was kein anderer kann.«
    »So etwas kann man nicht vorausplanen. Es geschieht einfach, wenn es soweit ist.«
    Sie rief im Polizeigebäude an und bat darum, mit Martinsson sprechen zu dürfen. Aber die Zentrale konnte ihn nicht erreichen. Sie deckte den Hörer mit der Hand ab und fragte, was sie tun solle. Wallander zögerte. Aber dann sah er ein, daß er keine Zeit verlieren durfte. Er bat sie, nach Svedberg zu fragen.
    »Er sitzt in einer Besprechung. Kann nicht weg«, sagte sie.
    »Erklär, wer du bist. Sag, daß es wichtig ist. Er muß ans Telefon kommen.«
    Es dauerte einige Minuten, bis Svedberg kam. Sie reichte ihrem Vater den Hörer.
    »Ich bin es, Kurt. Aber laß dir nichts anmerken. Wo bist du jetzt?«
    »In meinem Büro«, antwortete Svedberg.
    »Ist die Tür zu?«
    »Warte.«
    Wallander konnte hören, wie er die Tür zuwarf.
    »Kurt«, sagte er. »Wo bist du?«
    »An einem Ort, an dem ihr mich niemals finden würdet.«
    »Zum Teufel, Kurt!«
    »Hör jetzt zu! Unterbrich mich nicht. Ich muß dich treffen. Aber nur unter der Voraussetzung, daß du niemandem etwas sagst. Nicht Björk, nicht Martinsson, niemandem. Wenn du mir das nicht versprechen kannst, brechen wir das Gespräch sofort ab.«
    »Wir sitzen im Versammlungsraum und diskutieren, wie wir die Suche nach dir und Konovalenko intensivieren können. Das wird ein wenig absurd, wenn ich zurückkomme und nicht erzähle, daß ich soeben mit dir gesprochen habe.«
    »Hilft nichts. Ich glaube, ich habe gute Gründe für das, was ich tue. Ich muß die Tatsache ausnutzen, daß ich gesucht werde.«
    »Wie denn das?«
    »Ich erkläre es dir, wenn wir uns treffen. Entscheide dich jetzt!«
    |387| Wallander wartete. Er ahnte nicht, welche Antwort Svedberg geben würde.
    »Ich komme«, sagte Svedberg schließlich.
    »Sicher?«
    »Ja.«
    Wallander beschrieb den Weg nach Stjärnsund.
    »In zwei Stunden. Schaffst du das?«
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    Wallander beendete das Gespräch.
    »Ich möchte, daß es jemanden gibt, der weiß, was ich tue«, sagte er.
    »Falls etwas passiert?«
    Ihre Frage kam so plötzlich, daß Wallander keine ausweichende Antwort einfiel. »Ja«, sagte er nur. »Falls etwas passiert.«
    Er blieb noch auf eine Tasse Kaffee. Als es Zeit war zu gehen, zögerte er. »Ich will dich nicht noch mehr beunruhigen, aber du solltest dieses Haus in den nächsten Tagen nicht verlassen. Es wird nichts geschehen. Es geht mir wahrscheinlich nur darum, daß ich selbst nachts ruhig schlafen kann.«
    Sie gab ihm einen Klaps auf die Wange. »Ich werde hierbleiben. Mach dir keine Gedanken.«
    »Nur noch ein paar Tage. Dann, glaube ich, wird dieser Alptraum vorüber sein. Dann werde ich mich daran gewöhnen müssen, einen Menschen getötet zu haben.«
    Er drehte sich um und ging, bevor sie etwas sagen konnte. Im Rückspiegel sah er, daß sie auf dem Weg stand und ihm nachschaute.
     
    Svedberg war pünktlich.
    Es war zehn Minuten vor drei, als er auf den Hof einbog. Wallander zog seine Jacke an und ging ihm entgegen.
    Svedberg sah ihn an und schüttelte den Kopf. »Was machst du denn für Sachen?« sagte er.
    »Ich glaube, ich weiß, was ich tue«, erwiderte Wallander. »Aber danke, daß du gekommen bist.«
    Sie gingen hinaus auf die Brücke, die über den alten Wallgraben der Burgruine führte.
    |388| Svedberg blieb stehen, lehnte sich an das Brückengeländer und betrachtete gedankenvoll das fauliggrüne Wasser. »Es fällt schwer zu begreifen, daß so etwas hier geschieht.«
    »Ich bin inzwischen zu der Überzeugung gelangt, daß wir fast immer wider besseres Wissen leben«, sagte Wallander. »Wir glauben, wir können eine Entwicklung bremsen, indem wir uns weigern, sie zur Kenntnis zu nehmen.«
    »Aber warum Schweden? Warum wählen sie gerade dieses Land als Ausgangspunkt?«
    »Victor Mabasha hatte eine denkbare Erklärung.«
    »Wer?«
    Wallander merkte, daß Svedberg nicht wußte, wie der tote Afrikaner geheißen hatte. Er wiederholte seinen Namen. Dann fuhr er fort. »Einerseits natürlich, weil Konovalenko sich hier aufhielt. Andererseits gewiß auch, um

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