Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
behandeln.
    »Wir wissen ja nicht sicher, ob etwas Ernstes geschehen ist«, sagte Wallander zur Erklärung.
    »Ich verstehe«, antwortete Hallden. »Sie fürchten nur, daß etwas geschehen ist.«
    Wallander nickte. Genau so war es. Aber wie sollte man sie eigentlich bestimmen, die Grenze zwischen Glauben und Wissen?
    Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen, als ihn jemand ansprach. »Sie warten auf mich?« Die Stimme des Mannes hinter seinem Rücken klang unsicher.
    Wallander drehte sich um. »Filialleiter Moberg?« fragte er.
    Der Mann nickte. Er war jung, erstaunlich jung, jedenfalls hatte Wallander andere Vorstellungen davon, wie alt ein Filialleiter sein sollte. Aber es war etwas anderes, das sofort seine Aufmerksamkeit erregte.
    Die eine Wange des Mannes war auffällig geschwollen.
    |47| »Es fällt mir immer noch schwer zu sprechen«, nuschelte Filialleiter Moberg.
    Wallander verstand nicht, was der Mann sagte.
    »Besser zu warten«, mühte er sich. »Es ist vielleicht besser zu warten, bis die Betäubung nachläßt.«
    »Versuchen wir es trotzdem«, sagte Wallander. »Ich habe leider nicht viel Zeit. Wenn es beim Sprechen nicht allzu weh tut?«
    Filialleiter Moberg schüttelte den Kopf und wies den Weg in einen kleinen Versammlungsraum im hinteren Teil der Bankhalle.
    »Hier haben wir gesessen«, erklärte Filialleiter Moberg. »Sie sitzen auf Louise Åkerbloms Platz. Hallden sagte, daß es um sie geht. Sie ist verschwunden?«
    »Sie ist als vermißt gemeldet«, sagte Wallander. »Möglicherweise ist sie nur bei Freunden zu Besuch und hat vergessen, zu Hause Bescheid zu sagen.«
    An Mobergs geschwollenem Gesicht ließ sich ablesen, daß er Wallanders Zurückhaltung mit großer Skepsis aufnahm. Natürlich, dachte Wallander. Verschwundene Menschen sind verschwunden. Man kann nicht halb verschwunden sein.
    »Was wollen Sie wissen?« fragte Filialleiter Moberg und trank ein Glas Wasser aus der Karaffe auf dem Tisch.
    »Was am Freitag nachmittag geschah«, sagte Wallander. »Im Detail. Uhrzeit, was sie sagte, was sie tat. Ich brauche auch die Namen des Verkäufers und der Käufer des Hauses, falls ich sie später befragen muß. Kannten Sie Louise Åkerblom von früher?«
    »Ich bin ihr bei verschiedenen Gelegenheiten begegnet«, antwortete Filialleiter Moberg. »Wir haben bei insgesamt vier Immobiliengeschäften miteinander zu tun gehabt.«
    »Berichten Sie, was am Freitag geschah.«
    Filialleiter Moberg zog seinen Taschenkalender aus dem Jackett. »Wir hatten uns für Viertel nach zwei verabredet«, sagte er. »Louise kam einige Minuten zeitiger. Wir wechselten ein paar Worte über das Wetter.«
    »Wirkte sie angespannt oder unruhig?« fragte Wallander.
    |48| Moberg dachte nach, bevor er antwortete. »Nein«, sagte er. »Im Gegenteil, sie schien fröhlich zu sein. Früher hatte ich sie eher trocken und zugeknöpft erlebt. Aber nicht am Freitag.«
    Wallander nickte ihm zu, er möge fortfahren.
    »Die Kunden kamen, eine junge Familie Nilson. Und der Verkäufer, der Repräsentant einer Erbengemeinschaft in Sövde. Wir setzten uns hier an den Tisch und gingen die ganze Prozedur durch. Dabei gab es nichts Ungewöhnliches. Alle Papiere waren in Ordnung. Grundbucheintragungen, Hypotheken, Darlehen, ein Wechsel. Es ging schnell. Dann trennten wir uns. Ich nehme an, alle wünschten einander ein schönes Wochenende. Aber daran erinnere ich mich nicht.«
    »Hatte Louise Åkerblom es eilig?«
    Filialleiter Moberg dachte nach. »Vielleicht. Das ist möglich. Aber ich bin nicht sicher. Etwas anderes dagegen weiß ich bestimmt.«
    »Was?«
    »Sie ging nicht direkt zu ihrem Auto.«
    Filialleiter Moberg wies auf das Fenster, das auf einen kleinen Parkplatz hinausging. »Das ist der Parkplatz der Bank. Ich sah, daß sie den Wagen dort abstellte, als sie kam. Als sie die Bank verließ, dauerte es aber eine Weile, bis sie abfuhr. Ich war weiter hier drinnen und telefonierte. Deshalb konnte ich sie beobachten. Ich glaube, sie hatte eine Tüte in der Hand, als sie zum Auto kam. Außer ihrer Handtasche.«
    »Können Sie die Tüte beschreiben?«
    Filialleiter Moberg zuckte die Schultern. Wallander merkte, daß die Betäubung nachzulassen begann. »Wie eine Tüte eben aussieht. Ich glaube, es war eine Papiertüte. Keine aus Plastik.«
    »Und dann fuhr sie los?«
    »Vorher rief sie über das Autotelefon jemanden an.«
    Ihren Mann, dachte Wallander. Soweit stimmt alles.
    »Es war kurz nach drei«, fuhr Moberg fort. »Ich hatte den

Weitere Kostenlose Bücher