Wallander 03 - Die weisse Löwin
nächsten Termin um halb vier und mußte mich vorbereiten. Mein Telefongespräch zog sich in die Länge.«
»Konnten Sie sehen, wie sie losfuhr?«
»Da war ich wohl schon wieder in meinem Büro.«
|49| »Also haben Sie sie zuletzt gesehen, als sie in das Autotelefon sprach?«
Moberg nickte.
»Was für einen Wagen fuhr sie?«
»Ich verstehe nicht viel von Automarken. Aber ihr Wagen war schwarz. Oder vielleicht dunkelblau.«
Wallander klappte seinen Notizblock zu.
»Wenn Ihnen noch etwas einfällt, melden Sie sich bitte sofort bei mir. Alles kann wichtig sein.«
Wallander verließ die Bank, nachdem er Namen und Telefonnummern des Verkäufers und der Käufer erhalten hatte. Er ging durch die Vordertür und blieb auf dem Marktplatz stehen.
Eine Papiertüte, dachte er. Das klingt nach einer Konditorei. Er erinnerte sich, eine Konditorei in der Straße gesehen zu haben, die parallel zu den Bahngleisen verlief. Er überquerte den Platz und bog dann nach links ab.
Das Mädchen hinter dem Ladentisch hatte am Freitag gearbeitet. Aber sie erkannte Louise Åkerblom nicht wieder, als Wallander ihr die Fotografie zeigte.
»Es gibt ja noch eine andere Bäckerei«, sagte sie.
»Wo liegt die?«
Das Mädchen erklärte es ihm. Die Entfernung von der Bank war ungefähr dieselbe. Er dankte und verließ den Laden. Nach einigem Suchen entdeckte er die Bäckerei links vom Marktplatz. Eine ältere Frau erkundigte sich nach seinen Wünschen, als er den Verkaufsraum betrat.
Wallander stellte sich vor und reichte die Fotografie über den Ladentisch. »Vielleicht erkennen Sie die Frau. Es könnte sein, daß sie am Freitag kurz nach drei hier bei Ihnen war.«
Die Verkäuferin holte ihre Brille und studierte das Bild aufmerksam. »Ist etwas passiert?« fragte sie neugierig. »Wer ist das?«
»Beantworten Sie bitte nur meine Frage«, sagte Wallander freundlich.
Die Frau nickte. »Ich erinnere mich an sie. Ich glaube, sie kaufte Gebäck. Ja, jetzt erinnere ich mich genau. Blätterteiggebäck. Und ein Brot.«
|50| Wallander dachte nach. »Wie viele Gebäckstücke?«
»Vier. Ich erinnere mich, ich wollte sie noch in einen Karton packen. Aber sie sagte, eine Tüte würde reichen. Sie schien es eilig zu haben.«
Wallander nickte. »Haben Sie gesehen, wohin sie ging, als sie das Geschäft verließ?«
»Nein. Da waren noch andere Kunden, die warteten.«
»Danke«, sagte Wallander. »Sie haben mir sehr geholfen.«
»Was ist denn eigentlich passiert?« fragte die Frau.
»Nichts«, antwortete Wallander. »Reine Routine.«
Er verließ die Bäckerei und ging zur Rückseite der Bank, wo Louise Åkerblom ihr Auto abgestellt hatte.
Bis hierher und nicht weiter, dachte er. Hier verlieren sich die Spuren. Von hier aus macht sie sich auf den Weg, um ein Haus zu besichtigen, von dem wir immer noch nicht wissen, wo es liegt. Vorher hat sie auf einem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen. Sie ist guter Laune, sie hat eine Tüte mit Gebäck bei sich und will um fünf zu Hause sein.
Er schaute auf die Uhr. Drei Minuten vor drei. Genau vor drei Tagen hatte sich Louise Åkerblom an ebendieser Stelle befunden.
Wallander ging zu seinem Wagen, der an der Vorderseite der Bank geparkt war, schob eine Musikkassette ein, eine der wenigen, die ihm nach dem Einbruch geblieben waren, und versuchte sich an einer Zusammenfassung. Placido Domingos Stimme erfüllte das Coupé, und er dachte, daß vier Stück Blätterteiggebäck genau für die vier Mitglieder der Familie Åkerblom reichten. Dann fragte er sich, ob sie wohl auch vor dem Nachmittagskaffee ein Tischgebet sprachen. Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man an einen Gott glaubt?
Gleichzeitig hatte er eine Idee. Ein Gespräch würde er noch führen können, bevor sie sich im Polizeigebäude versammelten, um den Fall durchzugehen.
Was hatte Robert Åkerblom gesagt?
Pastor Tureson?
Wallander ließ den Motor an und fuhr in Richtung Ystad. Als er die E14 erreichte, hielt er sich genau an die vorgeschriebene |51| Höchstgeschwindigkeit. Er rief Ebba in der Rezeption des Polizeigebäudes an und bat sie, Pastor Turesons Telefonnummer herauszusuchen und ihm mitzuteilen, daß Wallander ihn in Kürze treffen wollte. Pastor Tureson hielt sich in der Methodistenkirche auf und würde Wallander gern empfangen, lautete die Antwort.
»Es schadet überhaupt nichts, wenn du von Zeit zu Zeit eine Kirche besuchst«, sagte Ebba.
Wallander fielen die Nächte ein, die er vor einem Jahr mit Baiba Liepa in
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