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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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zurückkehrt.«
    »Sie muß zurückkehren«, sagte Pastor Tureson. »Alles andere ist unvorstellbar.«
    Es war fünf nach vier, als Wallander die Methodistenkirche verließ. Es hatte angefangen zu regnen, und er fröstelte im Wind. Im Auto blieb er einen Moment sitzen und fühlte, daß er müde war. Es war, als hielte er den Gedanken nicht aus, daß zwei kleine Mädchen ihre Mutter verloren haben sollten.
     
    Punkt halb fünf waren sie in Björks Zimmer im Polizeigebäude versammelt. Martinsson lümmelte auf dem Sofa, Svedberg lehnte sich gegen die Wand. Wie immer kratzte er sich die Glatze und schien zerstreut nach den verschwundenen Haaren zu suchen. Wallander hatte auf einem Holzstuhl Platz genommen. |54| Björk stand über den Schreibtisch gebeugt und führte ein Telefongespräch. Schließlich legte er den Hörer auf und gab Ebba Bescheid, daß sie in der nächsten halben Stunde nicht gestört werden wollten. Es sei denn, es wäre Robert Åkerblom.
    »Was haben wir?« begann Björk. »Wo wollen wir anfangen?«
    »Wir haben nichts«, sagte Wallander.
    »Ich habe Svedberg und Martinsson informiert«, fuhr Björk fort. »Wir haben Louise Åkerbloms Wagen zur Fahndung ausgeschrieben. Alles Routinemaßnahmen, die wir ergreifen, wenn wir ein Verschwinden als ernst einschätzen.«
    »Nicht einschätzen«, korrigierte Wallander. »Es
ist
ernst. Ginge es um einen Unglücksfall, hätten wir inzwischen irgend etwas erfahren. Haben wir aber nicht. Also handelt es sich um ein Verbrechen. Ich bin leider überzeugt davon, daß sie tot ist.«
    Martinsson wollte eine Frage stellen, aber Wallander winkte ab und berichtete statt dessen, was er an diesem Tag unternommen hatte. Er war bemüht, seinen Kollegen begreiflich zu machen, was er selbst eingesehen hatte: Ein Mensch wie Louise Åkerblom verschwindet nicht freiwillig und läßt die Familie im Stich. Jemand oder etwas mußte sie davon abgehalten haben, um fünf zu Hause zu sein, wie per Anrufbeantworter angekündigt.
    »Das klingt zweifellos ernst«, sagte Björk, als Wallander geendet hatte.
    »Immobilienmakler, Freikirche, Familie«, sagte Martinsson. »Vielleicht ist es ihr zuviel geworden? Sie kauft beim Bäcker ein und macht sich auf den Heimweg. Plötzlich dreht sie um und fährt statt dessen nach Kopenhagen.«
    »Wir müssen das Auto finden«, sagte Svedberg. »Das ist zunächst die einzige Möglichkeit.«
    »Vor allem müssen wir das Haus ausfindig machen, das sie besichtigen wollte«, sagte Wallander. »Hat Robert Åkerblom nicht angerufen?«
    Keiner hatte ein Gespräch entgegengenommen.
    »Wenn sie wirklich zu diesem Haus irgendwo in der Nähe von Krageholm gefahren ist, könnten wir ihrer Spur folgen, bis wir sie gefunden haben – oder bis die Spur endet.«
    »Peters und Norén haben die Nebenstraßen um Krageholm |55| abgesucht«, sagte Björk. »Aber keinen Toyota Corolla gefunden. Dafür einen gestohlenen Lastwagen.«
    Wallander holte die Kassette aus dem Anrufbeantworter hervor. Nach einigem Suchen gelang es ihnen, ein passendes Abspielgerät aufzutreiben. Sie standen im Kreis um den Schreibtisch und lauschten der Stimme Louise Åkerbloms.
    »Das Band muß untersucht werden«, sagte Wallander. »Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, was die Techniker noch finden könnten, aber für alle Fälle.«
    »Eines ist klar«, sagte Martinsson. »Als sie diese Mitteilung gesprochen hat, wurde sie nicht bedroht, sie war weder ängstlich noch unruhig, verstört oder unglücklich.«
    »Also ist etwas geschehen«, sagte Wallander. »Zwischen drei Uhr und fünf Uhr. Irgendwo zwischen Skurup, Krageholm und Ystad. Vor gut drei Tagen.«
    »Wie war sie angezogen?« fragte Björk.
    Wallander wurde plötzlich klar, daß er vergessen hatte, ihrem Mann eine der elementarsten Fragen zu stellen. Er gestand sein Versäumnis.
    »Ich glaube trotzdem, daß es eine natürliche Erklärung geben kann«, sagte Martinsson nachdenklich. »Es ist, wie du selbst gesagt hast, Kurt. Sie ist nicht der Typ, der freiwillig verschwindet. Überfall und Mord sind nach wie vor selten, trotz allem. Ich meine, wir sollten wie gewohnt arbeiten und nicht in Hysterie verfallen.«
    »Ich bin nicht hysterisch«, sagte Wallander und spürte, daß er wütend wurde. »Aber ich weiß, was ich glauben muß. Gewisse Tatsachen sprechen für sich.«
    Björk wollte eingreifen, als das Telefon klingelte. »Ich sagte doch, daß wir nicht gestört werden wollen«, rief er.
    Wallander griff hastig nach dem Hörer. »Das

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