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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Autorität, über die KG B-Offiziere immer noch verfügten, hatte er eine Anzahl literarischer und politischer Giftschränke aufgespürt und geöffnet. Seine Lektüre bestärkte ihn in der Auffassung, daß Südafrika ein geeigneter Flecken Erde sei, auf dem er seine Zukunft organisieren konnte. Die Rassentrennung gefiel ihm, und er erkannte, daß sowohl die offene als auch die geheime Polizeiorganisation gut ausgebaut war und großen Einfluß hatte.
    Er mochte farbige Menschen nicht, schwarze am wenigsten. Für ihn waren sie minderwertig, unberechenbar, meistens kriminell. Inwieweit das Vorurteile waren oder nicht, war ihm egal. Er hatte eben entschieden, daß es so war. Aber er genoß den Gedanken an Hausangestellte, Servierer und Gärtner.
    Anatoli Konovalenko war verheiratet. Sein neues Leben aber plante er ohne seine Frau Mira. Er war ihrer seit Jahren überdrüssig. Ihr ging es wahrscheinlich ebenso, was ihn betraf. Er hatte sie nie danach gefragt. Übrig blieb eine Gewohnheit, leer, gefühllos. Er hatte sich einen Ausgleich gesucht, indem er regelmäßig Beziehungen zu Frauen unterhielt, mit denen er beruflich in Kontakt kam.
    Ihre beiden Töchter lebten inzwischen ihr eigenes Leben. Um sie brauchte er sich nicht mehr zu kümmern.
    Er wollte aus dem in sich zusammenfallenden Imperium fliehen, indem er sich unsichtbar machte. Anatoli Konovalenko sollte aufhören zu existieren. Er würde seine Identität wechseln, wenn möglich auch das Aussehen. Seine Frau würde mit der Pension, die sie erhielt, wenn er für tot erklärt wurde, so gut wie möglich auskommen müssen.
    Wie die meisten seiner Kollegen hatte Konovalenko im Laufe |182| der Jahre ein System geheimer Schlupflöcher organisiert, durch welche er, wenn notwendig, einer eventuellen Krisensituation entgehen konnte. Er hatte sich einen Vorrat an Valuten angelegt, auch verfügte er über eine Anzahl alternativer Identitäten in Form von Pässen und anderen Dokumenten. Außerdem konnte er auf ein weitgespanntes Kontaktnetz von Personen zurückgreifen, die auf strategisch wichtigen Positionen saßen, bei der Aeroflot, den Zollbehörden, im Außenministerium. Die Nomenklatura war wie eine geheime Sekte. Die dazugehörten, halfen einander, sicherten sich die Grundlage ihrer Lebensweise. Zumindest hatten sie das geglaubt, bis der unfaßbare Zusammenbruch gekommen war.
    Zum Schluß, kurz vor der Flucht, war alles sehr schnell gegangen. Er hatte Kontakt zu Jan Kleyn aufgenommen, der Verbindungsoffizier zwischen dem KGB und dem südafrikanischen Nachrichtendienst war. Sie hatten sich während eines Besuchs Konovalenkos in der Moskauer Vertretung in Nairobi getroffen. Dies war übrigens Konovalenkos erste Reise auf den afrikanischen Kontinent gewesen. Sie hatten sich gut verstanden, und Jan Kleyn äußerte sich sehr eindeutig in dem Sinne, daß Konovalenkos Dienste für sein Land von Wert sein könnten. Er stellte eine Emigration und ein behagliches Leben in Aussicht.
    Es sollte doch seine Zeit dauern. Konovalenko brauchte eine Zwischenstation, nachdem er die Sowjetunion verlassen hatte. Er entschied sich für Schweden. Viele Kollegen hatten ihm dieses Land empfohlen. Abgesehen davon, daß es einen hohen Lebensstandard garantierte, war es leicht, über die Grenze zu gelangen, und mindestens genauso leicht, verborgen, anonym zu leben, wenn man es so wünschte. Außerdem gab es eine wachsende russische Kolonie, deren Mitglieder, nicht zuletzt in Banden organisierter Krimineller, begonnen hatten, in Schweden tätig zu werden. In vielen Fällen waren es die Ratten, die zuallererst ein sinkendes Schiff verließen und nicht zuletzt. Konovalenko wußte, daß diese Leute ihm nützlich sein konnten. Der KGB hatte früher außerordentlich gut mit russischen Verbrechern zusammengearbeitet. Nun konnten sie einander auch im fremden Land helfen.
    |183| Er stieg aus dem Auto und dachte, daß es sogar in diesem als so vorbildlich geltenden Land Schandflecken gab. Das triste Wohngebiet erinnerte ihn an Leningrad und Berlin. Es war, als seien die Fassaden bereits vom zukünftigen Verfall gezeichnet. Gleichzeitig sah er ein, daß Vladimir Rykoff und seine Frau Tania recht daran getan hatten, sich hier in Hallunda niederzulassen. In diesen Mietshäusern war eine große Anzahl Nationen versammelt. Hier konnten sie in der Anonymität leben, die sie sich wünschten.
    Die ich mir wünsche, korrigierte er seinen Gedanken.
    Als er nach Schweden gekommen war, hatte er Rykoff benutzt, um

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