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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nur eine einzige Möglichkeit hatte, außer Landes zu kommen.
    Er mußte Konovalenko aufsuchen. Denn er hatte Paß und Tickets, und er konnte ihm Geld geben.
    Victor Mabasha würde mit größter Wahrscheinlichkeit nach Stockholm kommen. Wenn er es nicht bereits getan hatte. Und da würden ihn Konovalenko und Rykoff empfangen.
    Konovalenko trank ein paar Glas Wodka. Aber er achtete darauf, sich nicht zu betrinken. Auch wenn er es jetzt liebend gern getan hätte, erst mußte er eine wichtige Sache erledigen.
    Er mußte Jan Kleyn anrufen, unter der Telefonnummer in Pretoria, die er nur im äußersten Notfall wählen durfte.
    »Geht ins Schlafzimmer«, sagte er zu Tania und Vladimir. »Schließt die Tür und macht das Radio an. Ich muß ein Telefongespräch führen und will nicht gestört werden.«
    Er wußte, daß die beiden lauschen würden, wenn sich die Möglichkeit dazu ergab. Diesmal wollte er ihnen keine Chance geben. Nicht zuletzt, weil er die Absicht hatte, Jan Kleyn davon |186| in Kenntnis zu setzen, daß er gezwungen gewesen war zu töten.
    Das würde ihm die perfekte Erklärung dafür geben, daß Victor Mabashas Zusammenbruch eigentlich etwas sehr Positives war. Und es würde klarwerden, daß es ganz allein Konovalenkos Verdienst war, daß die Schwäche des Mannes entdeckt wurde, bevor es zu spät war.
    Die Tötung der Frau konnte noch eine andere Funktion erfüllen. Jan Kleyn würde endgültig begreifen, daß Konovalenko ein absolut rücksichtsloser und kaltblütiger Mensch war.
    Das war es, hatte Jan Kleyn eines Tages in Nairobi erklärt, was Südafrika gerade jetzt am meisten brauchte.
    Weiße, den Tod verachtende Menschen.
    Konovalenko wählte die Nummer, die er sich sofort eingeprägt hatte, nachdem man sie ihm in Afrika genannt hatte. In den vielen Jahren als KG B-Offizier hatte er seine Konzentration und sein Erinnerungsvermögen ständig geschult.
    Viermal mußte er die vielen Zahlen wählen, ehe der Satellit über dem Äquator die Signale aufnahm und sie wieder zur Erde zurückschickte.
    In Pretoria nahm jemand den Telefonhörer ab.
    Konovalenko erkannte die heisere, langsame Stimme sofort.
    Anfangs hatte er es schwer, sich an das Echo zu gewöhnen, das durch die Zeitverschiebung von etwa einer Sekunde zu Südafrika entstand. Aber bald kam er damit klar.
    Er berichtete noch einmal, was geschehen war. Er sprach in codierten Wendungen. Victor Mabasha war der »Unternehmer«. Er hatte sich während der Autofahrt nach Stockholm gut vorbereitet, und Jan Kleyn unterbrach ihn kein einziges Mal mit Fragen oder Forderungen, etwas näher zu erläutern. Als Konovalenko fertig war, kam zunächst keine Reaktion.
    Er wartete.
    »Wir werden einen neuen Unternehmer schicken«, sagte Jan Kleyn schließlich. »Der andere muß selbstverständlich sofort verabschiedet werden. Wir lassen von uns hören, wenn wir mehr darüber wissen, wer der Ersatzmann sein wird.«
    Das Gespräch war vorüber.
    |187| Konovalenko legte den Hörer auf und wußte, daß das Gespräch genau so gelaufen war, wie er es erhofft hatte. Jan Kleyn hatte die Geschehnisse so interpretiert, als habe Konovalenko einen katastrophalen Ausgang des geplanten Attentats verhindert.
    Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, zur Schlafzimmertür zu schleichen und zu lauschen. Es war ruhig da drinnen, abgesehen vom eingeschalteten Radio.
    Er setzte sich an den Tisch und goß sich ein halbes Wasserglas voll Wodka ein. Jetzt konnte er es sich erlauben, betrunken zu werden. Weil er gern allein sein wollte, ließ er die Schlafzimmertür geschlossen.
    Wenn es soweit war, würde er Tania mit in den Raum nehmen, in dem er selbst während seiner Besuche schlief.
     
    Am Tag darauf, früh am Morgen, stand er vorsichtig auf, um Tania nicht zu wecken. Rykoff war bereits wach, saß in der Küche und trank Kaffee. Konovalenko goß sich auch eine Tasse ein und nahm ihm gegenüber Platz.
    »Victor Mabasha muß sterben«, sagte er. »Früher oder später kommt er nach Stockholm. Ich habe stark das Gefühl, daß er schon hier ist. Bevor er verschwand, habe ich ihm einen Finger abgeschnitten. Er trägt also einen Verband oder einen Handschuh an der linken Hand. Mit größter Sicherheit wird er die Lokale in der Stadt besuchen, wo die Schwarzen sich treffen. Eine andere Möglichkeit hat er nicht, mich aufzuspüren. Deshalb sollst du heute verbreiten, daß es in bezug auf Victor Mabasha ein Angebot gibt. Wer ihn beseitigt, erhält hunderttausend Kronen. Du wirst deine Bekannten

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