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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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besuchen, alle russischen Verbrecher, die du kennst. Erwähne aber nicht meinen Namen. Laß nur durchblicken, daß der Auftraggeber solide ist.«
    »Das ist viel Geld.«
    »Mein Problem. Mach, was ich gesagt habe. Übrigens hindert dich niemand daran, das Geld selbst zu verdienen. Allerdings könnte ich es natürlich auch übernehmen.«
    Konovalenko hätte nichts dagegen gehabt, seine Pistole an Victor Mabashas Kopf zu halten und abzudrücken. Aber er wußte, daß es vermessen war, ein solches Glück zu erwarten.
    |188| »Heute abend ziehen wir beide los. Bis dahin müssen alle, die dafür in Frage kommen, über das Angebot informiert sein. Mit anderen Worten, du hast jede Menge zu tun.«
    Vladimir nickte und erhob sich. Konovalenko wußte, daß er trotz seiner Körperfülle äußerst effektiv war, wenn es darauf ankam.
    Eine halbe Stunde später verließ Vladimir die Wohnung. Konovalenko stand am Fenster und beobachtete ihn, wie er da unten am Straßenrand in einen Volvo stieg. Es schien schon wieder ein neues Modell zu sein.
    Er frißt sich zu Tode, dachte Konovalenko. Sein Glück besteht darin, neue Autos zu kaufen. Er wird sterben, ohne die große Freude gespürt zu haben, die eigenen Grenzen zu überschreiten.
    Der Unterschied zwischen Vladimir und einer wiederkäuenden Kuh kann nur äußerst gering sein.
    Aber auch Konovalenko hatte an diesem Tag Wichtiges zu erledigen.
    Er mußte hunderttausend Kronen beschaffen. Daß er dazu eine Bank überfallen würde, war klar. Die Frage war eigentlich nur noch, welche.
    Er ging ins Schlafzimmer zurück und spielte einen Augenblick lang mit dem Gedanken, wieder unter die Decke zu kriechen und Tania zu wecken. Aber er widerstand der Versuchung und zog sich schnell und leise an.
    Kurz vor neun verließ auch er die Wohnung in Hallunda.
    Es war kühl und regnerisch.
    Er hätte gern gewußt, wo sich Victor Mabasha in diesem Moment aufhielt.
     
    Genau Viertel nach zwei Uhr, am Mittwoch, dem 29.   April, raubte Anatoli Konovalenko die Filiale der Handelsbank in Akalla aus. Es dauerte zwei Minuten. Er rannte aus dem Gebäude, lief um die Ecke und riß die Autotür auf. Der Motor lief bereits, so daß er schnell wegkam.
    Er rechnete damit, mindestens doppelt soviel erbeutet zu haben wie nötig. Wenn ihm nichts anderes einfiel, würde er sich |189| und Tania ein Luxusessen im Restaurant gönnen, wenn Victor Mabasha beseitigt war.
    Kurz vor dem Ulvsundaväg mußte er scharf rechts abbiegen. Plötzlich bremste er, daß die Räder blockierten. Vor ihm standen zwei Polizeiwagen und versperrten die Straße. In Bruchteilen von Sekunden wirbelten viele Gedanken durch seinen Kopf. Wie hatte es die Polizei in der kurzen Zeit geschafft, eine Straßensperre zu errichten? Es war doch höchstens zehn Minuten her, seit er die Bank verlassen hatte und der Alarm ausgelöst worden war. Und wie konnten sie wissen, daß er gerade diesen Fluchtweg wählen würde?
    Dann handelte er.
    Er legte den Rückwärtsgang ein und hörte, wie die Reifen auf dem Asphalt kreischten. Als er zurückstieß, um zu wenden, riß er einen Papierkorb um und streifte mit dem hinteren Kotflügel einen Baum. Jetzt verschwendete er keinen Gedanken mehr daran, langsam zu fahren. Jetzt ging es darum, zu entkommen.
    Hinter sich hörte er die Sirenen. Er fluchte und wunderte sich erneut, wie das möglich war. Gleichzeitig ärgerte er sich darüber, daß er die Gegend nördlich von Sundbyberg nicht genau kannte. Die Fluchtwege, zwischen denen er zu wählen hatte, würden ihn allesamt auf eine Hauptstraße in Richtung Innenstadt führen. Aber nun wußte er überhaupt nicht, wo er war, und konnte sein Entkommen nicht planen.
    Es dauerte auch nicht lange, bis er sich in ein Industriegebiet verirrt und erkannt hatte, daß er sich in einer Sackgasse befand. Die Polizei war nach wie vor hinter ihm, auch wenn er seinen Vorsprung dadurch hatte vergrößern können, daß er zweimal bei Rot Kreuzungen überquert hatte. Er schwang sich aus dem Wagen, in der einen Hand die Plastiktüte mit der Beute, in der anderen die Pistole. Als das erste Polizeiauto bremste, hob er die Waffe und schoß auf die Windschutzscheibe. Ob er jemanden getroffen hatte, wußte er nicht. Aber jetzt hätte er bald den Vorsprung, den er brauchte. Die Polizisten würden ihn erst verfolgen, wenn sie Verstärkung gerufen hatten.
    Schnell kletterte er über einen Zaun auf ein Gelände, das sowohl Schrottplatz als auch Baustelle sein konnte. Aber er hatte |190| Glück.

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