Wallander 03 - Die weisse Löwin
daran haben |212| können zu wissen, womit ich mich beschäftige. Zwei Personen, und zwar ganz oben. Der Präsident und der Außenminister.«
Franz Malan öffnete den Mund zu einer Entgegnung.
»Laß mich ausreden«, sagte Jan Kleyn. »Wenn du darüber nachdenkst, wirst du ganz klar zum selben Ergebnis kommen. In diesem Land hat man mit Recht Angst vor Verschwörungen. De Klerk hat allen Grund, sich vor den Ideen zu fürchten, die gewisse Teile des höchsten militärischen Kommandos hegen. Er weiß auch, daß er bei denen, die die nachrichtendienstliche Tätigkeit im Lande steuern, nicht mit einer selbstverständlichen Loyalität rechnen kann. In Südafrika herrscht heute eine sehr große Unsicherheit. Man kann nicht alles berechnen oder voraussetzen. Das heißt, der Informationsbedarf ist grenzenlos. Der Präsident hat nur eine Person im Kabinett, der er vollständig vertraut, und das ist Außenminister Botha. Als ich mit meinen Gedanken so weit war, mußte ich nur noch alle Kandidaten durchgehen, die als geheime Vertraute des Präsidenten in Frage kamen. Aus Gründen, auf die ich jetzt nicht näher eingehen will, blieb bald nur noch einer übrig. Pieter van Heerden.«
Franz Malan wußte, wer das war. Er hatte ihn bei vielen Gelegenheiten gesehen.
»Pieter van Heerden«, sagte Jan Kleyn. »Er ist der Vertraute des Präsidenten gewesen. Er hat zu seinen Füßen gesessen und unsere geheimsten Gedanken enthüllt.«
»Ich schätze van Heerden als sehr intelligent ein.«
Jan Kleyn nickte. »Vollkommen richtig. Er ist ein sehr gefährlicher Mann. Ein Feind, der respektiert werden muß. Pech für ihn, daß er ein klein wenig kränklich ist.«
Franz Malan zog die Augenbrauen hoch. »Kränklich?«
»Gewisse Schwierigkeiten beseitigen sich von selbst«, sagte Jan Kleyn. »Ich habe erfahren, daß er sich nächste Woche wegen einer kleineren Operation in ein Privatkrankenhaus in Johannesburg begeben wird. Er hat Probleme mit der Prostata.«
Jan Kleyn trank einen Schluck Kaffee. »Dieses Krankenhaus wird er lebend nicht wieder verlassen. Ich werde persönlich dafür sorgen. Schließlich hat er trotz allem mich angegriffen. Es waren meine Dateien, in die er eingedrungen ist.«
|213| Sie saßen schweigend, während ein schwarzer Servierer abräumte.
»Ich habe das Problem selbst gelöst«, sagte Jan Kleyn, als sie wieder allein waren. »Aber ich wollte dich informieren, aus einem einzigen Grund. Du mußt selbst sehr vorsichtig sein. Mit aller Wahrscheinlichkeit hast auch du jemanden, der dir über die Schulter schaut.«
»Gut, daß du mit mir darüber gesprochen hast. Ich werde meine Sicherheitsvorkehrungen noch einmal überprüfen.«
Der Servierer kam mit der Rechnung, und Jan Kleyn bezahlte. »Laß uns noch einen kleinen Spaziergang machen«, sagte er. »Du hattest eine Frage, auf die du bald eine Antwort bekommen sollst.«
Sie folgten einem Weg, der an der Steilküste entlang zu einigen hohen Klippen führte, die dem Strand seinen Namen gegeben hatten.
»Sikosi Tsiki reist am Mittwoch nach Schweden«, sagte Jan Kleyn.
»Du meinst, er ist der Beste?«
»Er stand als Nummer zwei auf unserer Liste. Ich habe volles Vertrauen in ihn.«
»Und Victor Mabasha?«
»Wahrscheinlich ist er bereits tot. Ich gehe davon aus, daß Konovalenko sich heute abend meldet, oder spätestens morgen.«
»Uns hat ein Gerücht aus Kapstadt erreicht, wonach es dort am 12. Juni zu einem großen Treffen kommen soll«, sagte Franz Malan. »Ich bin dabei zu prüfen, ob das eine geeignete Gelegenheit sein könnte.«
Jan Kleyn blieb stehen. »Ja. Der Zeitpunkt würde hervorragend passen.«
»Ich halte dich auf dem laufenden.«
Jan Kleyn hielt am Rande des Felsens inne, der steil ins Wasser abfiel.
Franz Malan schaute hinunter.
Tief unten lag ein Autowrack.
»Offenbar hat noch niemand den Wagen entdeckt«, sagte Jan Kleyn. »Wenn es einmal soweit ist, wird man drei tote Männer darin finden. Schwarze, so um die fünfundzwanzig Jahre alt. |214| Jemand hat sie erschossen und den Wagen dann hinunterrollen lassen.«
Jan Kleyn wies auf einen Parkplatz genau hinter ihnen. »Die Abmachung lautete, daß sie hier ihr Geld bekommen sollten. Aber sie haben es eben nie erhalten.«
Sie drehten um und gingen zurück.
Franz Malan ersparte sich die Frage, von wem die drei umgebracht worden waren, die das Massaker im Restaurant ausgeführt hatten. Gewisse Dinge wollte er ganz einfach nicht wissen.
Kurz nach ein Uhr am Nachmittag setzte Jan Kleyn
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