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Wallander 03 - Die weisse Löwin

Wallander 03 - Die weisse Löwin

Titel: Wallander 03 - Die weisse Löwin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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über eine besondere Leitung in der Residenz anrief. Der Außenminister hatte registriert, daß de Klerk wegen der Störung ungehalten gewesen war.
    »Wir haben es täglich mit Morden an unschuldigen Menschen zu tun«, hatte er gesagt. »Was ist das Besondere an diesem Fall?«
    »Die Dimension. Zu viele Opfer, zu unverfroren, zu grausam. Wenn du morgen früh nicht mit einem sehr kraftvollen Statement auftrittst, wird es zu einer gewaltsamen Reaktion in der Partei kommen. Ich bin überzeugt davon, daß die Führung des ANC, vermutlich Mandela selbst, das Geschehene verurteilen wird. Schwarze Kirchenführer werden dasselbe tun. Es würde einfach nicht gut aussehen, wenn du nichts zu sagen hättest.«
    Außenminister Botha war einer der wenigen, denen Präsident de Klerk vorbehaltlos Gehör schenkte. Wie so oft, befolgte der Präsident den Rat seines Außenministers.
    |206| »Ich werde tun, was du vorgeschlagen hast. Schreib mir für morgen etwas auf und sieh zu, daß ich den Text bis sieben Uhr habe.«
     
    Spät an diesem Abend kam es zu einem weiteren Telefongespräch zwischen Pretoria und Johannesburg, das mit dem Überfall in Pinetown zu tun hatte. Der Oberst des speziellen und äußerst geheimen Sicherheitsdienstes des Militärs, Franz Malan, wurde von seinem Kollegen beim Nachrichtendienst, Jan Kleyn, angerufen. Beide waren bereits darüber informiert worden, was ein paar Stunden zuvor in dem Restaurant in Pinetown geschehen war. Beide hatten mit Bestürzung und Abscheu reagiert. Sie hatten ihre Rollen gespielt, wie sie es gewohnt waren. Beide, Jan Kleyn wie auch Franz Malan, waren im Hintergrund beteiligt gewesen, als das Massaker in Pinetown geplant wurde. Es war ein Glied in der Strategie, die Unsicherheit im Lande zu erhöhen. In der Perspektive, als ein Abschluß der Kette von immer weiteren und dreisteren Attentaten und Morden, stand die Liquidation, für die Victor Mabasha verantwortlich sein sollte.
    Jan Kleyn rief Franz Malan jedoch in einer ganz anderen Angelegenheit an. Er hatte an diesem Tage entdeckt, daß jemand sich an seinen äußerst privaten und geheimen Datenbanken am Arbeitsplatz zu schaffen gemacht hatte. Nach ein paar Stunden des Nachdenkens war er mit Hilfe der Ausschlußmethode darauf gekommen, wer ihn überwachte. Es war ihm auch klargeworden, daß hier eine Gefahr für die entscheidende Operation vorlag, die sie planten.
    Sie nannten sich nie beim Namen, wenn sie miteinander telefonierten. Sie erkannten sich an der Stimme. Wenn die Telefonverbindung zu schlecht war, wendeten sie einen Code an, indem sie Grußfloskeln austauschten, um einander zu identifizieren.
    »Wir müssen uns treffen«, sagte Jan Kleyn. »Du weißt, wohin ich morgen fahre?«
    »Ja«, antwortete Franz Malan.
    »Dann tu dasselbe.«
    Franz Malan hatte erfahren, daß ein Offizier namens Breytenbach im Auftrag seines Sicherheitsdienstes an der Untersuchung |207| des Massakers teilnehmen sollte. Aber er wußte auch, daß ein Telefongespräch mit Breytenbach ausreichen würde, um selbst an dessen Stelle zu reisen. Franz Malan hatte ein Mandat, ohne Abstimmung mit seinen Vorgesetzten ihm notwendig erscheinende Umdisponierungen in einzelnen Fällen vorzunehmen.
    »Ich komme«, antwortete er.
    Dann beendeten sie das Gespräch. Franz Malan rief Breytenbach an und teilte ihm mit, daß er selbst am nächsten Tag nach Durban fliegen würde. Dann dachte er darüber nach, was Jan Kleyn so bekümmern konnte. Er ahnte, daß es mit der großen Operation zu tun hatte. Wenn es nur nicht schiefgeht, dachte er.
     
    Am ersten Mai um vier Uhr morgens ließ Jan Kleyn Pretoria hinter sich. Er passierte Johannesburg und fuhr auf der Autobahn N3 zügig in Richtung Durban. Er rechnete damit, um acht Uhr anzukommen.
    Jan Kleyn fuhr gern Auto. Wenn er gewollt hätte, wäre ihm ein Helikopter zur Verfügung gestellt worden. Aber dann wäre die Reise zu schnell gegangen. Die Einsamkeit im Auto, die vorbeirauschende Landschaft gaben ihm Zeit zum Grübeln.
    Er beschleunigte weiter und dachte daran, daß die Probleme in Schweden bald gelöst sein würden. Ein paar Tage lang war er unsicher gewesen, ob Konovalenko wirklich so geschickt und kaltblütig war, wie er vorausgesetzt hatte. War es ein Fehler gewesen, ihn zu engagieren? Nach langem Überlegen war er zu der Auffassung gelangt, daß dies nicht der Fall war. Konovalenko würde das Notwendige tun und Victor Mabasha so schnell wie möglich beseitigen. Wenn es nicht bereits geschehen war. Ein Mann

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