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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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unteren Ende der Tafel war. Dafür hatte er von Alfred Harderberg eine Chance bekommen, wie sie einer wie er nur einmal im Leben erhält.
    Vielleicht war es so einfach, hatte Wallander gedacht und die windgepeitschten Straßenlaternen betrachtet. Vielleicht hatte Gustaf Torstensson etwas entdeckt, was er nicht akzeptieren wollte oder konnte. Hatte auch er einen Riß im Lächeln entdeckt? Einen Riß, in dem er sich selbst wie in einem Spiegel sehen konnte, um zu erkennen, welche widerliche Rolle er spielte?
    Dann und wann in der Nacht hatte Wallander seinen Platz am Fenster verlassen. Am Küchentisch sitzend, hatte er seine Gedanken auf einem Schreibblock notiert und versucht, sie zu einer Ganzheit zusammenzusetzen.
    Gegen fünf Uhr hatte er Kaffee gekocht und sich dann hingelegt, um vielleicht doch noch eine Stunde zu schlafen. Dann war er aufgestanden, hatte geduscht und eine weitere Tasse Kaffee getrunken. Kurz vor halb acht hatte er sich zum Polizeigebäude aufgemacht. Der Sturm war einer leichten Brise gewichen, der Himmel war blau, und es war kalt geworden. Obwohl er kaum geschlafen hatte, fühlte er sich voller Energie, als er sein Büro betrat. Die andere Art zu atmen, hatte er unterwegs gedacht. Jetzt ist die Anlaufphase der Ermittlung vorbei, jetzt sind wir mittendrin. Er warf seine Jacke über einen Stuhl und holte eine Tasse Kaffee. Dann rief er Ebba in der Anmeldung an und beauftragte sie damit, Nyberg ausfindig zu machen und ihn zu bitten, zu ihm zu kommen. Während er wartete, faßte er sein Treffen mit Alfred Harderberg schriftlich zusammen. Nach einer Weile steckte Svedberg den Kopf zur Tür herein und erkundigte sich, wie es gelaufen sei.
    »Das wirst du in der Besprechung erfahren«, sagte Wallander ausweichend. »Nur so viel: Ich glaube nach wie vor, daß die Morde und die übrigen Geschehnisse von Schloß Farnholm aus gesteuert wurden.«
    |247| »Ann-Britt Höglund hat angerufen und Bescheid gegeben, daß sie direkt nach Ängelholm fährt, um Lars Bormans Witwe und die Kinder zu treffen.«
    »Wie kommt sie mit den Fragen um Harderbergs Flugzeug voran?«
    »Darüber hat sie nichts gesagt. Ich nehme an, das dauert seine Zeit.«
    »Verdammt, ich bin so ungeduldig«, sagte Wallander. »Ich frage mich, warum.«
    »So bist du doch immer gewesen. Du hast es nur selbst nicht gemerkt.«
    Als Svedberg ging, klingelte das Telefon. Ebba teilte mit, daß Nyberg auf dem Weg sei. Als er eintrat, merkte Wallander sofort, daß etwas geschehen war. Durch ein Nicken bedeutete er Nyberg, die Tür zu schließen.
    »Du hattest recht«, begann Nyberg. »Der Plastikbehälter, den wir uns heute nacht angesehen haben, hat im Wagen eines alten Anwalts absolut nichts zu suchen.«
    Gespannt wartete Wallander auf die Fortsetzung.
    »Du hattest auch recht mit deiner Vermutung, es könnte sich um einen Kühlbehälter handeln«, fuhr Nyberg fort. »Aber nicht für Medikamente oder Blut, sondern für Organe, die zur Transplantation bestimmt sind! Eine Niere, zum Beispiel.«
    Wallander schaute ihn nachdenklich an. »Bist du sicher?«
    »Wenn ich nicht sicher wäre, würde ich es dazusagen.« Nyberg war beleidigt.
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Es handelt sich um ganz besondere Plastikbehälter«, berichtete Nyberg weiter. »Davon gibt es nicht allzu viele. Es dürfte also nicht ganz unmöglich sein, den Weg des Exemplars in Torstenssons Wagen zurückzuverfolgen. Wenn meine bisherigen Informationen stimmen, gibt es einen schwedischen Alleinimporteur für diese Transplantationsbehälter, ein Unternehmen in Södertälje namens Avanca. Ich werde es unverzüglich unter die Lupe nehmen.«
    Wallander nickte langsam. »Noch etwas, vergiß nicht herauszufinden, wem dieses Unternehmen gehört.«
    |248| Nyberg verstand. »Du meinst, Avanca könnte zu Harderbergs Imperium gehören?«
    »Zum Beispiel.«
    Nyberg stand auf, zögerte aber an der Tür. »Was weißt du über Transplantationen?«
    »Nicht besonders viel«, sagte Wallander. »Ich weiß, daß es so etwas gibt, daß immer häufiger Organe verpflanzt werden. Am eigenen Leib möchte ich das lieber nicht erleben. Es muß seltsam sein, ein fremdes Organ im Körper zu spüren.«
    »Ich habe in Lund mit einem Arzt namens Strömberg gesprochen. Er hat mir einen guten Überblick gegeben. Unter anderem erzählte er, daß auch die Transplantationstechnik eine Schattenseite habe. Nicht nur, daß Menschen in armen Ländern aus Verzweiflung ihre eigenen Organe verkaufen, um nicht zu verhungern –

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