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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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erkennen. Er ging ein paar Schritte durch den Raum. Bestimmt werde ich beobachtet, dachte er. Ich sehe keine Kameras, aber sie sind da, hinter den Büchern versteckt, und so hochempfindlich, daß ihnen die gedämpfte Beleuchtung genügt. Natürlich haben sie auch Mikrophone und Tonbandgeräte installiert; sie rechneten ja damit, daß wir zu zweit kommen und uns hier eventuell unterhalten würden. Ich sollte vielleicht nicht ausschließen, daß sie über Apparate verfügen, die Gedanken lesen können.
    Wallander hörte nicht, wie Harderberg den Raum betrat, aber er spürte plötzlich, daß er nicht mehr allein war. Als er sich umdrehte, stand ein Mann neben einem der tiefen Ledersessel.
    »Kommissar Wallander«, sagte der Mann und lächelte. Später sollte Wallander den Eindruck gewinnen, daß dieses Lächeln nie aus dem gebräunten Gesicht des Mannes wich. Er würde es nie vergessen.
    »Alfred Harderberg«, sagte Wallander. »Ich bin sehr dankbar, daß Sie mich empfangen konnten.«
    »Wir müssen alle helfen, wenn die Polizei ruft.«
    Er hat eine angenehme Stimme, dachte Wallander. Sie gaben sich die Hand. Harderberg trug einen gutsitzenden und sicher teuren gestreiften Anzug. Wallanders erster Eindruck war, daß dieser Mann Perfektion ausstrahlte, durch seine Kleidung ebenso wie durch seine Art, sich zu bewegen und zu sprechen. |239| Und dann dieses Lächeln, das sein Gesicht nie zu verlassen schien.
    Sie setzten sich.
    »Ich habe Tee bestellt. Ich hoffe, Sie trinken Tee?« fragte Harderberg höflich.
    »Gern«, antwortete Wallander. »Besonders bei diesem Wetter. Die Mauern von Schloß Farnholm müssen sehr dick sein.«
    »Sie meinen, weil man den Wind nicht hören kann. Ganz richtig, die Mauern sind sehr dick. Sie wurden errichtet, um zu widerstehen, feindlichen Soldaten ebenso wie entfesselten Stürmen.«
    »Es muß eine komplizierte Landung gewesen sein. Sind Sie in Everöd oder Sturup angekommen?«
    »Ich nehme immer Sturup, weil man von da direkt auf die internationalen Routen gelangt. Aber wir hatten keine Schwierigkeiten. Meine Piloten sind sorgfältig ausgesucht.«
    Aus dem Dunkel löste sich die Afrikanerin, die Wallander bei seinem ersten Besuch im Schloß gesehen hatte. Sie schwiegen, während serviert wurde.
    »Das ist ein ganz besonderer Tee«, sagte Alfred Harderberg.
    Wallander erinnerte sich an seine nachmittägliche Lektüre. »Ich nehme an, er kommt von einer ihrer eigenen Plantagen.«
    Das ständige Lächeln ließ nicht erkennen, ob Harderberg über Wallanders Kenntnis des Firmenimperiums erstaunt war. »Der Kommissar ist gut informiert. Wir besitzen Anteile an Lonhros Teeplantagen in Mosambik.«
    »Schmeckt vorzüglich. Ich kann mir nicht vorstellen, was es bedeutet, in aller Welt Geschäfte zu machen. Das Dasein eines Polizisten ist ganz anders. Auch für Sie muß es doch einmal ein großer Schritt gewesen sein, von Vimmerby zu den Teeplantagen Afrikas.«
    »Ein großer Schritt, so könnte man es nennen.«
    Wallander merkte, daß Harderberg die einleitende Konversation damit beenden wollte. Er stellte die Teetasse ab und fühlte sich plötzlich unsicher. Der Mann ihm gegenüber strahlte eine beherrschte, aber scheinbar grenzenlose Autorität aus.
    |240| »Wir werden es kurz machen«, sagte Wallander nach Sekunden des Schweigens. »Der Anwalt Gustaf Torstensson, der nach einem Besuch hier bei Ihnen durch einen Autounfall ums Leben kam, wurde ermordet. Der Unfall war arrangiert, um das Verbrechen zu vertuschen. Abgesehen von dem oder den Tätern waren Sie einer der letzten, die ihn lebend gesehen haben.«
    »Ich muß gestehen, daß mir die ganze Sache unbegreiflich ist«, meinte Harderberg. »Wer sollte den alten Torstensson umbringen?«
    »Das fragen wir uns auch. Und wer war außerdem bereit, das Ganze als einen Autounfall zu tarnen?«
    »Haben Sie eine Theorie?«
    »Ja. Aber die kann ich hier nicht darlegen.«
    »Ich verstehe. Das Geschehen geht uns sehr nahe. Der alte Torstensson war ein zuverlässiger Mitarbeiter.«
    »Die Sache wird noch dadurch erschwert, daß auch sein Sohn Sten Torstensson ermordet wurde. Kannten Sie ihn?«
    »Ich bin ihm nie begegnet. Aber ich weiß, was passiert ist.«
    Wallander spürte, wie seine Unsicherheit wuchs. Harderberg wirkte völlig unberührt. Normalerweise erkannte Wallander schnell, ob ein Mensch die Wahrheit sagte oder log.
    Aber der Mann ihm gegenüber, der lächelnde Mann, war anders.
    »Sie machen in aller Welt Geschäfte«, begann Wallander von

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