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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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neuem. »Sie herrschen über ein Imperium, das Milliarden umsetzt. Nach meinen Informationen könnten Sie bald auf der Liste der weltgrößten Unternehmen landen.«
    »Kankaku Securities und Pechiney International werden wir im nächsten Jahr überholen. Dann sind wir tatsächlich unter den tausend umsatzstärksten Unternehmen.«
    »Die von Ihnen erwähnten Namen habe ich noch nie gehört.«
    »Kankaku ist japanisch und Pechiney französisch. Ab und zu treffe ich die Aufsichtsratsvorsitzenden. Wir haben schon gewettet, wer von uns zuerst auf die Liste kommt.«
    »Wie gesagt, für mich eine sehr fremde Welt. Sicher auch |241| für Gustaf Torstensson. Er war sein Leben lang ein einfacher Provinzanwalt. Dennoch fanden Sie einen Platz für ihn in Ihrem Unternehmen.«
    »Ich gebe zu, daß ich selbst verwundert war. Aber als wir uns entschlossen, unsere schwedische Basis nach Schloß Farnholm zu verlegen, brauchten wir einen ortskundigen Anwalt. Mir wurde Gustaf Torstensson vorgeschlagen.«
    »Von wem?«
    »Das weiß ich nicht mehr.«
    Da haben wir es, dachte Wallander. Natürlich weiß er, wer den Vorschlag gemacht hat, aber er will die Frage nicht beantworten. Die kaum merkbare Veränderung in dem lächelnden Gesicht war ihm nicht entgangen. »Wenn ich es richtig verstanden habe, hat er Sie ausschließlich in wirtschaftlichen Fragen beraten?«
    »Ja. Er prüfte, ob unsere Geschäfte mit der schwedischen Gesetzgebung vereinbar waren. Er war sehr korrekt, ich hatte großes Vertrauen zu ihm.«
    »Und worüber haben Sie an jenem letzten Abend gesprochen? Ich nehme an, Sie haben hier gesessen?«
    »Wir interessierten uns für Immobilien in Deutschland, die Horsham Holdings in Kanada gehören. Ich sollte ein paar Tage später Peter Munk treffen, um das Geschäft möglicherweise perfekt zu machen. Wir diskutierten, ob es formelle Hindernisse für die Transaktion geben könnte. Unsere Idee war, einen Teil der Kaufsumme in Aktien und einen Teil bar zu bezahlen.«
    »Peter Munk, wer ist das?«
    »Der Hauptaktionär von Horsham Holdings. Er macht die Geschäfte.«
    »Es war also eine ganz gewöhnliche Besprechung an jenem Abend?«
    »Ja, es gab nichts Besonderes.«
    »Ich bin darüber informiert, daß weitere Personen anwesend waren«, sagte Wallander.
    »Ja, zwei Direktoren von der Banca Commerciale Italiana«, antwortete Harderberg. »Wir wollten die deutschen Immobilien |242| mit einem Teil unseres Aktienbesitzes von Montedison bezahlen. Die italienische Bank sollte das vermitteln.«
    »Ich würde gern die Namen dieser Personen haben«, sagte Wallander. »Ich muß mit ihnen reden, falls es sich als notwendig erweisen sollte.«
    »Natürlich«, sagte Harderberg.
    »Danach verließ Anwalt Torstensson Schloß Farnholm. Ihnen ist an ihm während des Abends nichts aufgefallen?«
    »Nein, nichts.«
    »Sie haben keine Ahnung, warum er ermordet wurde?«
    »Das ist mir unbegreiflich. Ein alter, einsamer Mann. Wer sollte ihn töten wollen?«
    »Das ist es ja. Wer wollte ihn umbringen? Und einige Tage später seinen Sohn?«
    »Wenn ich richtig verstanden habe, verfolgt die Polizei eine Spur?«
    »Ja. Aber wir haben kein erkennbares Motiv.«
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen. Ich möchte in jedem Fall, daß mich die Polizei über den Fortgang der Ermittlungen auf dem laufenden hält.«
    »Es ist durchaus möglich, daß wir mit weiteren Fragen wiederkommen müssen«, sagte Wallander und stand auf.
    »Ich werde sie nach bestem Wissen beantworten.«
    Wieder gaben sie sich die Hand. Wallander versuchte, in den eisblauen Augen zu lesen. Aber schnell stieß er auf eine undurchdringliche Mauer.
    »Haben Sie denn die Häuser gekauft?« fragte er beiläufig.
    »Welche Häuser?«
    »Na, in Deutschland.«
    Das Lächeln wurde noch breiter. »Natürlich. Es war ein sehr gutes Geschäft. Gut für uns.«
    Sie verabschiedeten sich an der Tür. Jenny Lind stand barfuß bereit, ihn hinauszugeleiten.
    »Wir haben Ihren Notizblock gefunden«, sagte sie, als sie die große Empfangshalle durchquerten.
    Wallander registrierte, daß die Schatten verschwunden waren.
    |243| Jenny Lind reichte ihm einen Umschlag.
    »Ich nehme an, er enthält auch die Namen der beiden italienischen Bankdirektoren«, sagte Wallander.
    Sie lächelte.
    Alle lächeln, dachte Wallander. Auch die Männer, die sich im Schatten verbergen?
    Als er Farnholm verließ, schlug ihm der Sturm entgegen. Jenny Lind schloß hinter ihm die Tür. Das Tor öffnete sich, und er fühlte sich

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