Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
sichergehen.«
    »Wenn ich doch nur wüßte, warum das alles geschehen ist.«
    »Deshalb bin ich gekommen«, sagte Wallander. »Sie hatten Zeit nachzudenken. Oft dauert es eine Weile, bis man klar sieht, bis die Erinnerungen auftauchen.«
    Sie nickte langsam. »Ich habe es versucht, Tag und Nacht.«
    »Lassen Sie uns ein paar Jahre zurückgehen. In die Zeit, als Gustaf Torstensson das Angebot erhielt, für Alfred Harderberg zu arbeiten. Sind Sie ihm eigentlich einmal begegnet?«
    »Nie.«
    »Aber telefoniert haben Sie mit ihm?«
    »Nicht einmal das. Es waren immer irgendwelche Sekretärinnen am Apparat.«
    »Es muß von großer Bedeutung für die Kanzlei gewesen sein, einen so zahlungskräftigen Mandanten zu bekommen.«
    »Natürlich. Herr Torstensson verdiente mehr als je zuvor. Das ganze Haus konnte renoviert werden.«
    »Auch wenn Sie Alfred Harderberg nie getroffen oder gesprochen haben, müssen Sie doch einen gewissen Eindruck gewonnen haben. Mir scheint, daß Sie ein gutes Gedächtnis haben.«
    Sie überlegte. Wallander beobachtete eine Elster, die durch den Garten hüpfte.
    »Es war immer eilig«, sagte sie nach einer Weile. »Wenn er nach seinem Anwalt rief, mußte der alles stehen- und liegenlassen.«
    »Ist Ihnen noch etwas aufgefallen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Wallander fuhr fort, Fragen zu stellen.
    »Gustaf Torstensson muß doch von seinem Klienten, von seinen Besuchen auf dem Schloß, erzählt haben, oder?«
    |273| »Ich glaube, daß ihm das Ganze mächtig imponierte. Gleichzeitig hatte er Angst, Fehler zu machen. Ja, das war wichtig – Fehler sind verboten, hat er oft gesagt.«
    »Was mag er damit gemeint haben?«
    »Daß sich Alfred Harderberg sofort an eine andere Anwaltskanzlei wenden würde.«
    »Er hat doch bestimmt einmal von Alfred Harderberg oder dem Schloß gesprochen. Waren Sie nicht neugierig?«
    »Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht. Aber er hat ja nie viel erzählt. Er war beeindruckt und verschwiegen. Einmal äußerte er, Schweden solle dankbar sein für alles, was Alfred Harderberg geleistet habe.«
    »Hat er nie negativ über ihn gesprochen?«
    Die Antwort überraschte Wallander.
    »Doch. Ich erinnere mich daran, weil es das einzige Mal war. Ich höre noch jedes Wort; er schimpfte: ›Doktor Harderberg hat einen makabren Humor‹.«
    »Was kann er damit gemeint haben?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe nicht gefragt, und er hat von sich aus keine Erklärung gegeben.«
    »Doktor Harderberg hat einen makabren Humor?«
    »Ja, das waren seine Worte.«
    »Wann war das?«
    »Vor ungefähr einem Jahr.«
    »Und in welchem Zusammenhang?«
    »Herr Torstensson war auf Schloß Farnholm gewesen, zu einem der regelmäßigen Treffen. Ich kann mich nicht erinnern, daß es um etwas Spezielles gegangen wäre.«
    Wallander sah ein, daß er nicht weiterkommen würde. Gustaf Torstensson hatte offenbar nicht besonders viel über seine Besuche bei dem mächtigen Mann auf Schloß Farnholm berichtet. »Lassen Sie uns über etwas ganz anderes reden. Bei einem Anwalt fallen doch immer viele Schriftstücke an. Die Vertreter der Anwaltskammer, die für uns die Klientenkartei der Kanzlei durchsehen, haben mitgeteilt, daß es auffallend wenig Material über Alfred Harderberg gibt.«
    »Diese Frage habe ich erwartet. Für alles, was Alfred Harderberg |274| betraf, galten besondere Vorschriften. Nur die für die Arbeit eines Anwalts absolut unerläßlichen Dokumente durften archiviert werden. Wir hatten die ausdrückliche Anweisung, nichts unnötig zu kopieren oder aufzuheben. Das Material, an dem Gustaf Torstensson gerade arbeitete, nahm er stets vollständig mit nach Schloß Farnholm. Deshalb ist nichts dokumentiert.«
    »Das muß Ihnen doch seltsam vorgekommen sein?«
    »Die Erklärung war, daß es um besonders komplizierte Geschäfte ginge. Solange wir nicht gegen Gesetze verstießen, hatte ich keinen Grund, diese Handhabung nicht zu akzeptieren.«
    »Ich weiß, daß Gustaf Torstensson als Berater in Wirtschaftsfragen tätig war. Können Sie sich an Details erinnern?«
    »Nein. Es ging um komplizierte Verträge zwischen Banken und Unternehmen in aller Welt. Meistens tippte Harderbergs Sekretärin die Dokumente. Nur sehr selten bat Gustaf Torstensson mich, etwas zu schreiben, was für Harderberg bestimmt war. Vieles übernahm er selbst.«
    »Was im Falle anderer Klienten nicht üblich war?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Welche Erklärung haben Sie dafür?«
    »Ich nehme an, daß die Verträge so geheim

Weitere Kostenlose Bücher