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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Rennprogramme zur Seite, die den Tisch bedeckten.
    »Wie wäre es mit einem Schnaps?« fragte er, während er Wasser aufsetzte.
    »Nein danke, ich muß noch fahren. Wie läuft es mit den Pferden?«
    »War ein schlechtes Jahr. Und das nächste wird nicht besser. Es ist nicht genug Geld im Umlauf. Wir bekommen immer weniger Pferde. Ich muß ständig die Trainingsgebühren erhöhen, damit das Ganze rundläuft. Oft möchte ich alles hinschmeißen und den Hof verkaufen. Aber die Grundstückspreise sind derzeit zu schlecht. Ich sitze, mit anderen Worten, im schonischen Lehm fest.«
    Er stellte den Kaffee auf den Tisch und setzte sich. Wallander sah, daß die Hand des Freundes zitterte. Er ist dabei, sich kaputtzusaufen, dachte er. Mitten am Tag habe ich seine Hände noch nie zittern sehen.
    »Und du?« fragte Sten Widén. »Was machst du jetzt? Bist du immer noch krank geschrieben?«
    »Ich bin wieder im Dienst, als Polizist.«
    Sten Widén sah ihn erstaunt an. »Das hätte ich nicht gedacht.«
    »Was?«
    »Daß du wieder bei der Kripo anfängst.«
    »Was hätte ich sonst tun sollen?«
    »Du hast davon gesprochen, zu einem Wachunternehmen zu gehen. Oder Sicherheitschef eines Unternehmens zu werden.«
    »Ich bin eben mit Leib und Seele Polizist.«
    »Und ich werde diesen Hof niemals verlassen können. Außerdem ist das Pferd, das ich in Höör gekauft habe, sehr vielversprechend. Könnte etwas werden, hat schließlich Queen Blue zur Mutter. Erstklassige Abstammung also.«
    Ein Mädchen ritt am Fenster vorbei.
    |268| »Wie viele Angestellte hast du?« fragte Wallander.
    »Drei. Eigentlich kann ich mir nur zwei leisten, obwohl ich vier haben müßte.«
    »Deshalb bin ich gekommen.«
    »Willst du als Stalljunge bei mir anfangen? Entschuldige, aber dafür hast du nicht die richtige Qualifikation.«
    »Bestimmt nicht. Ich werde dir jetzt erklären, was ich von dir will.«
    Wallander nahm, was den Verdacht gegen Alfred Harderberg anging, kein Blatt vor den Mund. Er wußte, daß er sich auf Sten Widén verlassen konnte.
    »Die Idee stammt nicht von mir«, sagte er abschließend. »Wir haben eine Kriminalistin zur Verstärkung nach Ystad bekommen. Sie ist sehr tüchtig. Sie hat die Annonce in der Zeitung entdeckt und dann mit mir gesprochen.«
    »Du meinst also, ich sollte eine von meinen Angestellten nach Schloß Farnholm schicken, als eine Art Spionin? Du mußt verrückt sein.«
    »Mord ist Mord. Das Schloß ist hermetisch abgeriegelt. Das wäre doch eine Möglichkeit. Hast du nicht gerade gesagt, du hättest ein Mädchen zuviel?«
    »Ich habe gesagt, daß ich eines zuwenig habe.«
    »Sie müßte intelligent sein und einen wachen Blick für Details haben.«
    »Ich habe ein Mädchen, das geeignet wäre. Sie ist clever und furchtlos. Aber es gibt ein Problem.«
    »Welches?«
    »Sie mag keine Polizisten.«
    »Warum nicht?«
    »Du weißt doch, daß ich häufig Mädchen anstelle, die sich herumgetrieben haben. Ich habe gute Erfahrungen mit ihnen gemacht; ich arbeite eng mit der Jugendvermittlung in Malmö zusammen. Gerade jetzt ist eine Neunzehnjährige bei mir. Sie ist eben am Fenster vorbeigeritten, ihr Name ist Sofia.«
    »Man muß die Polizei ja nicht erwähnen. Wir könnten uns ein Motiv ausdenken, warum du ein Auge auf das Schloß werfen willst. Dann sprechen wir beide mit ihr.«
    |269| »Lieber nicht. Ich will mit der Sache nichts zu tun haben. Wir verschweigen, daß du Polizist bist. Du bist einfach nur einer, der wissen will, was da im Schloß vor sich geht. Wenn ich sage, daß du in Ordnung bist, dann zählt das für sie.«
    »Wir können es ja versuchen.«
    »Noch hat sie den Job nicht. Ich nehme an, daß viele Pferdemädchen auf einen Job im Schloß scharf sind.«
    »Hol sie her«, bat Wallander. »Aber erwähne meinen Namen nicht.«
    »Zum Teufel, wie soll ich dich denn ansprechen?«
    Wallander dachte nach. »Nenne mich Roger Lundin.«
    »Wer ist das?«
    »Ab jetzt bin ich das.«
    Sten Widén schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, du meinst es ernst«, sagte er. »Ich hole sie.«
    Das Mädchen Sofia war mager und langbeinig, und ihr Haarschopf hatte lange keinen Kamm mehr gesehen. Sie kam in die Küche, nickte Wallander flüchtig zu, setzte sich und trank den Rest Kaffee aus Widéns Tasse. Wallander fragte sich, ob sie zu denen gehörte, die mit ihm ins Bett gingen. Er wußte von früheren Besuchen, daß Widén mit einigen Mädchen schlief, die bei ihm arbeiteten.
    »Eigentlich müßte ich dich rausschmeißen«, sagte Sten

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