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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Martinsson.
    »Heute, am Morgen, entdeckt sie, daß in der Nacht jemand in ihrem Garten gewesen sein muß. Sie steht am Fenster und sieht, daß jemand ihren Rasen aufgewühlt hat. Was tut sie da?«
    »Was tut sie
nicht
«, sagte Ann-Britt Höglund.
    Wallander nickte. »Genau. Normal wäre gewesen, daß sie einfach die Glastür aufmacht und nachsieht. Aber was tut sie?«
    »Sie ruft die Polizei«, sagte Martinsson.
    »Als hätte sie geahnt, daß da draußen etwas Gefährliches lauere«, sagte Ann-Britt Höglund.
    »Oder gewußt«, ergänzte Wallander.
    »Zum Beispiel eine Mine«, meinte Martinsson. »Als sie im Polizeigebäude anrief, war sie aufgeregt.«
    »Genauso erregt war sie, als ich hier ankam«, sagte Wallander. »Jedesmal, wenn ich mit ihr gesprochen habe, wirkte sie nervös und verängstigt. Das könnte man natürlich mit all den Ereignissen der letzten Zeit erklären. Aber ich bin mir da nicht ganz sicher.«
    |109| Die Wohnungstür wurde geöffnet, und Sven Nyberg marschierte ins Zimmer, hinter ihm zwei uniformierte Männer, die ein Gerät trugen, das einem Staubsauger glich. Es dauerte zwanzig Minuten, bis die beiden Soldaten den kleinen Garten nach Minen durchsucht hatten. Die Polizisten standen am Fenster und beobachteten aufmerksam die vorsichtige, aber zielbewußte Arbeit. Dann erklärten die Spezialisten den Garten für sicher und machten sich auf den Rückweg. Wallander begleitete sie hinaus zu ihrem Wagen.
    »Was läßt sich über die Mine sagen?« fragte er. »Größe, Explosionskraft? Kann man vermuten, wo sie hergestellt wurde? Alles ist von Interesse.«
    Lundqvist, Hauptmann
, stand auf dem Schildchen an der Uniformjacke des älteren der beiden Männer. Er antwortete auch auf Wallanders Frage. »Keine besonders starke Mine. Aber genug, um einen Menschen zu töten. Sagen wir, eine Vier.«
    »Was bedeutet das?«
    »Eine Person tritt auf die Mine«, erläuterte Hauptmann Lundqvist. »Dann werden drei Männer benötigt, um sie aus der Gefahrenzone zu bringen. Also hat die Mine der kämpfenden Truppe vier Personen entzogen.«
    Wallander nickte.
    »Minen werden nicht wie andere Waffen hergestellt«, fuhr Lundqvist fort. »Bofors produziert sie, ebenso andere große Rüstungsbetriebe. Aber fast jedes Land von militärischer Bedeutung baut eigene Minen. Entweder werden sie offiziell in Lizenz produziert oder heimlich als Raubkopie. Terroristische Gruppen haben ihre eigenen Modelle. Um etwas über die Identität der Mine sagen zu können, müßte man Reste des Sprengstoffs und am besten auch ein Stück des Mantelmaterials finden. Es kann Metall oder Plastik sein. Oder sogar Holz.«
    »Wir kümmern uns darum«, sagte Wallander. »Dann melden wir uns wieder.«
    »Eine Mine ist keine nette Waffe«, sagte Hauptmann Lundqvist. »Man sagt, sie sei der billigste und zuverlässigste Soldat der Welt. Sie wird irgendwo plaziert, und dann bleibt sie auf ihrem |110| Posten, wenn es sein muß hundert Jahre. Sie braucht weder Wasser noch Verpflegung, noch Sold. Sie liegt nur da und wartet, bis jemand kommt und drauftritt. Dann schlägt sie zu.«
    »Wie lange kann eine Mine aktiv bleiben?«
    »Das weiß keiner. Heute noch detonieren Minen, die während des Ersten Weltkriegs ausgelegt wurden.«
    Wallander ging ins Haus zurück. Im Garten hatte Sven Nyberg mit der technischen Untersuchung des Kraters begonnen.
    »Eine Probe des Sprengstoffs, am besten noch ein Stück von der Mine«, sagte Wallander.
    »Wonach sollten wir sonst suchen?« erwiderte Nyberg irritiert. »Nach verbuddelten Knochen?«
    Wallander überlegte, ob er Frau Dunér noch einige Stunden Ruhe gönnen sollte, bevor er wieder mit ihr sprach. Aber seine Ungeduld machte sich bemerkbar; Ungeduld, weil sich nirgendwo Anzeichen eines Durchbruchs oder wenigstens eines handfesten Ausgangspunkts für die Ermittlungen zeigten.
    »Ihr könnt die Sache mit Björk klären«, sagte er zu Martinsson und Ann-Britt Höglund. »Heute nachmittag müssen wir den Ermittlungsstand gründlich besprechen.«
    »Gibt es denn einen Ermittlungsstand?« fragte Martinsson ironisch.
    »Den gibt es immer«, sagte Wallander. »Wir merken es nur nicht. Hat Svedberg schon mit den Experten gesprochen, die in Torstenssons Kanzlei die Akten wälzen?«
    »Er sitzt seit heute morgen dort. Aber ich glaube, er hat es satt. In Papieren herumzuwühlen ist nicht seine Sache.«
    »Hilf ihm«, sagte Wallander. »Ich habe das unbestimmte Gefühl, daß es wichtig ist.«
    Er kehrte ins Haus zurück,

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