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Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Wallander 04 - Der Mann, der lächelte

Titel: Wallander 04 - Der Mann, der lächelte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Nyberg nickte. »Es gibt sehr wenige explosive Stoffe oder Gemische, die auf einen Stoß hin detonieren. Außer eben Minen. Dazu sind sie ja da. Menschen fliegen in die Luft, wenn sie mit dem Fuß an den Zünder geraten. Für eine Personenmine reicht ein Gewicht von einigen Kilo, ein Kinderfuß oder ein Telefonbuch. Eine Fahrzeugmine braucht vielleicht hundert Kilo Druck, um hochzugehen.«
    Er erhob sich und schaute Wallander und Martinsson fragend an. »Wer legt Minen in einen Garten? Diese Person solltet ihr so schnell wie möglich aus dem Verkehr ziehen.«
    »Und du bist sicher, daß es eine Mine war?«
    »Ich bin nie sicher. Aber ich werde einen Spezialisten aus dem Regiment anfordern. Bis dahin darf niemand den Rasen betreten.«
    Während sie auf den Fachmann warteten, erledigte Martinsson einige Telefongespräche. Wallander setzte sich auf das Sofa und versuchte zu verstehen, was eigentlich passiert war. Aus der Küche hörte er, wie Ann-Britt Höglund langsam und geduldig Fragen stellte, die Frau Dunér noch langsamer beantwortete.
    Zwei tote Anwälte, dachte Wallander. Dann vergräbt jemand eine Mine im Garten der Sekretärin der Kanzlei; natürlich, damit sie drauftritt und ebenfalls stirbt. Auch wenn alles immer noch sehr unklar und verworren ist, kann man es wagen, eine Schlußfolgerung zu ziehen: Die Lösung muß irgendwo in der |107| Tätigkeit der Anwaltskanzlei liegen, nicht im Privatleben der drei Menschen.
    Wallanders Gedanken wurden unterbrochen, als Martinsson seine Telefonate beendet hatte. »Björk hat gefragt, ob ich noch ganz bei Trost bin«, grinste er. »Ich muß gestehen, daß ich selbst nicht wußte, was ich darauf antworten sollte. Er meint, es sei ganz ausgeschlossen, daß es eine Mine war. Aber er möchte so schnell wie möglich einen von uns zur Berichterstattung sehen.«
    »Wenn wir etwas zu berichten haben«, sagte Wallander grimmig. »Wo steckt denn Nyberg?«
    »Er ist zum Regiment gefahren, um so schnell wie möglich einen Minensucher zu holen.«
    Wallander nickte und schaute auf die Uhr. Viertel nach zehn. Er dachte an seinen Besuch auf Schloß Farnholm. Aber er wußte im Grunde gar nicht, was er von allem halten sollte.
    Martinsson stellte sich an die Glastür und betrachtete das Loch im Rasen. »Erinnerst du dich an die Sache vor zwanzig Jahren, im Gerichtsgebäude von Söderhamn?«
    »Sehr vage«, antwortete Wallander.
    »Da war ein alter Landwirt, der jahrelang unendlich viele Prozesse geführt hatte, gegen seine Nachbarn, seine Verwandten, gegen alle und jeden. Das Ganze entwickelte sich schließlich zu einer Psychose, was leider niemand rechtzeitig bemerkte. Er fühlte sich von den vermeintlichen Widersachern verfolgt, nicht zuletzt vom Richter und seinen eigenen Anwälten. Schließlich kam es zur Katastrophe. Er holte während der Verhandlung ein Gewehr hervor und erschoß den Richter und seinen Verteidiger gleich mit. Als die Polizei später sein Haus draußen im Wald durchsuchen wollte, zeigte sich, daß er an Türen und Fenstern Sprengladungen befestigt hatte. Es war reines Glück, daß bei den Explosionen niemand ums Leben kam.«
    Wallander erinnerte sich an den Fall.
    »Einem Staatsanwalt in Stockholm wurde das Haus in die Luft gesprengt«, fuhr Martinsson fort. »Anwälte sind Drohungen und Übergriffen ausgesetzt. Polizisten erst recht.«
    Wallander nickte. Ann-Britt Höglund kam mit dem Notizblock |108| in der Hand aus der Küche. Wallander wurde plötzlich bewußt, daß sie eine attraktive Frau war; das war ihm seltsamerweise zuvor nicht aufgefallen.
    Sie setzte sich ihm gegenüber auf einen Stuhl. »Nichts. Frau Dunér hat in der Nacht nichts gehört. Aber sie ist sicher, daß der Rasen gestern bei Einbruch der Dämmerung noch unberührt war. Sie ist eine Frühaufsteherin und hat gleich, als es hell wurde, entdeckt, daß jemand in ihrem Garten war. Sie hat natürlich keine Erklärung, warum ihr jemand nach dem Leben trachtet. Oder wenigstens ihre Beine wegsprengen will.«
    »Sagt sie die Wahrheit?« fragte Martinsson.
    »Es ist immer schwer zu entscheiden, ob aufgeregte Menschen lügen oder nicht«, antwortete Ann-Britt Höglund. »Aber ich bin ziemlich sicher, daß sie wirklich der Meinung ist, jemand habe die Mine in der Nacht im Garten vergraben. Und sie versteht nicht, warum.«
    »Dennoch stört mich etwas an diesem Bild«, sagte Wallander zögernd. »Aber ich bin nicht sicher, ob ich in Worte fassen kann, was ich meine.«
    »Versuch es«, sagte

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