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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Hinterher würde er eine der Perücken probieren. Vielleicht auch die Kleider? Es gab so vieles, was er tun konnte. Es gab keine Grenzen. Seine Überlegenheit wäre nicht größer gewesen, wenn er sich hätte unsichtbar machen können.
    Er wartete weiter. Das Lachen stieg und sank. Irgendwo über seinem Kopf glitt ein Nachtvogel vorüber.
     
    Die Uhr zeigte zehn Minuten nach drei.
    Jetzt wollte er nicht länger warten. Die Zeit war reif. Die Zeit, über die er selbst bestimmte.
    Er konnte sich kaum erinnern, wann er zuletzt eine Armbanduhr |14| getragen hatte. Die Stunden und Minuten tickten unaufhörlich in ihm. Er wußte immer, wieviel Uhr es war. Das Uhrwerk in seinem Inneren ging immer richtig.
    Bei dem hellblauen Tuch war es still geworden. Sie hielten sich umschlungen und lauschten der Musik. Er wußte, daß sie nicht schliefen. Aber sie waren tief in ihre Träume versunken, ahnten nicht, daß er unmittelbar hinter ihnen war.
    Er griff nach der Pistole mit dem Schalldämpfer, die er neben sich auf seine zusammengefaltete Regenjacke gelegt hatte. Er blickte schnell um sich.
    Dann schlich er leicht gebückt zu dem Baum direkt hinter der Gruppe. Dort blieb er ein paar Sekunden stehen. Niemand hatte etwas bemerkt. Er warf noch einen letzten Blick in die Runde. Aber es war kein Mensch in der Nähe.
    Sie waren allein.
    Dann trat er vor und erschoß sie mit je einem Schuß in die Stirn. Er konnte nicht vermeiden, daß Blut auf die weißen Perücken spritzte. Es ging so schnell, daß ihm selbst kaum bewußt wurde, was er getan hatte.
    Doch jetzt lagen sie tot vor ihm. Umschlungen, wie noch vor ein paar Minuten.
    Er schaltete den Kassettenrecorder aus. Horchte. Vögel zwitscherten. Noch einmal blickte er sich um. Natürlich war niemand da.
    Er legte die Pistole auf das Tuch. Doch erst breitete er eine Serviette aus. Er hinterließ nie irgendwelche Spuren.
    Dann setzte er sich. Sah die Personen an, die eben noch gelacht hatten und jetzt tot waren.
    Das Idyll hat sich nicht verändert, dachte er. Der Unterschied besteht nur darin, daß wir jetzt vier sind. Wie es ursprünglich geplant war.
    Er goß sich ein Glas Rotwein ein. Eigentlich trank er nicht. Aber jetzt konnte er nicht anders.
    Dann probierte er eine der Perücken auf. Nahm ein wenig vom Essen. Er war nicht besonders hungrig.
    Um halb vier erhob er sich.
    Es war noch immer viel zu tun. Das Naturreservat wurde oft |15| von Menschen besucht, die früh auf den Beinen waren. Wenn jemand, gegen alle Wahrscheinlichkeit, den Pfad verlassen sollte, um die Senke zu betreten, durften dort keine Spuren zu finden sein.
    Jedenfalls noch nicht.
    Als letztes, bevor er den Platz verließ, durchsuchte er ihre Taschen und Kleider. Er fand auch, was er suchte. Alle drei hatten ihre Pässe bei sich. Er stopfte sie in seine Jackentasche. Im Verlauf des Tages würde er sie verbrennen.
    Ein letztes Mal blickte er sich um. Er zog eine kleine Kamera aus der Tasche und machte ein Bild.
    Nur eins.
    Es war, als betrachte er ein Gemälde. Von einem Ausflug im achtzehnten Jahrhundert.
    Nur daß jemand Blut auf das Bild gespritzt hatte.
     
    Es war der Morgen des Mittsommertags. Samstag, der 22.   Juni 1996.
    Auch dieser Tag würde schön werden.
    Endlich war der Sommer nach Schonen gekommen.

|17| Teil 1

|19| 1
    Am Mittwoch, dem 7.   August 1996, wäre Kurt Wallander um ein Haar bei einem Verkehrsunfall östlich von Ystad ums Leben gekommen.
    Es geschah früh am Morgen, kurz nach sechs. Er war auf dem Weg hinaus nach Österlen gerade durch Nybostrand gefahren. Plötzlich türmte sich ein Lastwagen vor seinem Peugeot auf. Er hörte noch die Fanfare des Lastwagens und riß im selben Moment das Steuer herum.
    Hinterher war er an den Straßenrand gefahren. Da erst überfiel ihn die Angst. Sein Herz hämmerte, ihm war übel und schwindelig, und er glaubte, er werde das Bewußtsein verlieren. Seine Hände umklammerten das Lenkrad.
    Als er sich beruhigt hatte, wurde ihm klar, was geschehen war.
    Er war am Steuer eingeschlafen, für eine Sekunde eingenickt. Aber das reichte aus, um seinen alten Wagen ausscheren und auf die Gegenfahrbahn geraten zu lassen.
    Einen Augenblick länger, und er wäre tot gewesen, zermalmt von dem schweren Lastzug.
    Diese Erkenntnis bewirkte, daß sich völlige Leere in ihm ausbreitete. Das einzige, woran er denken konnte, war, wie er vor ein paar Jahren beinah mit einem Elch zusammengestoßen war, in der Nähe von Tingsryd.
    Aber das war bei Nebel und Dunkelheit

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