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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Wallander fort. »
Ystads Allehanda

    »Ich habe sie auf den Küchentisch gelegt«, erklärte Nyberg. »Die Zeitungen auf der Spüle muß jemand anders dorthin gelegt haben.«
    »Wir sollten sie auf Fingerabdrücke untersuchen«, sagte Wallander. »Wir wissen nämlich nicht, wer sie dahin getan hat.«
    Nyberg wurde still. »Du hast natürlich recht«, sagte er. »Verdammt, wie konnte ich das übersehen?«
    »Ich rühre sie nicht an«, sagte Wallander.
    »Wie lange bleibst du noch da?«
    »Bestimmt noch einige Stunden.«
    »Ich komme.«
    Wallander zog eine der Küchenschubladen heraus. Er erinnerte |115| sich richtig. Da lagen Bleistifte und ein Schreibblock. Er machte sich Notizen. Nils Linnman und Robert Tärnberg. Dann notierte er, daß jemand mit dem Zeitungsboten reden mußte. Er kehrte wieder in den Flur zurück.
Schatten und Abdrücke.
Er hielt den Atem an, während er den Blick langsam umherwandern ließ. Svedbergs Lederjacke, die er fast immer trug, Sommer wie Winter, hing auf einem Bügel. Wallander befühlte die Taschen. Die Brieftasche steckte noch darin. Nyberg hat wirklich geschlampt, dachte er und kehrte in die Küche zurück. Die Brieftasche war alt und verschlissen wie die Lederjacke. Sie enthielt 847   Kronen, Scheckkarte, Shell Card und eine Anzahl Visitenkarten. Kriminalinspektor Svedberg. Führerschein und Polizeiausweis. Das Foto auf dem Führerschein war sehr alt. Svedberg schaut finster in die Kamera. Das Bild war wahrscheinlich an einem Sommertag aufgenommen. Svedbergs Glatze wies, wie so oft, einen Sonnenbrand auf. Louise hätte dir raten sollen, eine Mütze aufzusetzen, dachte Wallander. Frauen mögen es nicht, wenn ihre Männer einen Sonnenbrand haben. Er verfolgte den Gedanken noch eine Weile. Svedbergs Schädel pellte sich fast immer. Als hätte ihm nie jemand geraten, achtzugeben. Es gibt eine Louise, und es gibt keine Louise, dachte er. Nur eine Person hat behauptet, daß sie existiere. Svedbergs Cousin, der Monstermacher. Aber gesehen hat auch er sie nie. Nur Haare von ihr. Wallander verzog das Gesicht. Das paßte nicht zusammen. Er nahm den Telefonhörer auf und rief im Krankenhaus an. Ylva Brink würde erst am Abend wieder arbeiten. Wallander wählte ihre Privatnummer. Besetzt. Nach einer Weile versuchte er es erneut. Immer noch besetzt. Er wandte sich wieder dem Inhalt der Brieftasche zu. Das Foto auf dem Polizeiausweis war jüngeren Datums; Svedberg hatte etwas fülligere Wangen, blickte aber genauso finster drein. Wallander sah alle Fächer durch. Ein paar Briefmarken, sonst nichts. Er suchte eine Plastiktüte und legte die Brieftasche samt Inhalt hinein.
Wegfiltern, die Abdrücke suchen.
Er dachte an die unterschiedlich gefärbten Haare, von denen Sture Björklund gesprochen hatte. Nicht viel, was Wallander von der Frau in Svedbergs Leben wußte: Sie hieß Louise, und sie färbte sich die Haare. Er ging ins Wohnzimmer und stellte sich neben den umgestürzten Stuhl. Dann besann er |116| sich anders.
Du gehst zu schnell vor
, würde Rydberg sagen.
Du verscheuchst die Abdrücke, wenn du so hastig zu Werke gehst.
Er trat wieder in die Küche und rief erneut Ylva Brink an. Diesmal meldete sie sich.
    »Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte er. »Ich weiß, daß Sie die ganze Nacht gearbeitet haben.«
    »Ich kann sowieso nicht schlafen«, antwortete sie.
    »Es sind schon jetzt eine Menge Fragen aufgetaucht. Eine der wichtigsten möchte ich nicht aufschieben.«
    Wallander berichtete ihr von seinem Besuch bei Sture Björklund und von der angeblichen Existenz einer Frau namens Louise.
    »Davon hat er mir nie etwas erzählt«, antwortete sie. Wallander hatte den Eindruck, daß die Neuigkeit sie bewegte.
    »Wer hat nichts erzählt? Kalle oder Sture?«
    »Keiner von beiden.«
    »Fangen wir mit Sture an. Was für ein Verhältnis hatten Sie zu ihm? Erstaunt es Sie, daß er nichts über diese Frau gesagt hat?«
    »Ich kann ganz einfach nicht glauben, daß es wahr ist.«
    »Aber warum sollte Sture lügen?«
    »Ich weiß nicht.«
    Wallander spürte, daß dieses Gespräch nicht am Telefon weitergeführt werden konnte.
    Er sah auf die Uhr. Es war zwanzig vor sechs. Er brauchte mindestens noch eine Stunde in der Wohnung.
    »Vielleicht wäre es besser, wenn wir uns träfen«, schlug er vor. »Nach sieben Uhr heute abend hätte ich Zeit.«
    »Im Polizeipräsidium? Das ist nicht weit vom Krankenhaus. Ich habe heute wieder Nachtdienst.«
    Nach dem Gespräch kehrte Wallander ins Wohnzimmer zurück. Er

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