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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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blickte sich um und versuchte, sich das Drama, das sich hier abgespielt hatte, vorzustellen. Svedberg war genau von vorn erschossen worden. Nyberg hatte angedeutet, daß die Schüsse möglicherweise schräg von unten gekommen seien, als habe der Schütze das Gewehr an der Hüfte oder in Brusthöhe gehalten. Die Blutspritzer hinter Svedberg bedeckten auch die obere Hälfte der Wand, Svedberg war nach links gefallen. Wahrscheinlich hatte er den Stuhl mitgerissen, wobei eine Armlehne zerbrochen war. |117| Aber hatte er gesessen oder war er im Begriff gewesen aufzustehen? Oder hatte er aufrecht gestanden? Wallander hielt diese Frage auf einmal für entscheidend. Wenn Svedberg auf dem Stuhl gesessen hatte, mußte er den Täter irgendwie gekannt haben. Wenn er einen bewaffneten Einbrecher überrascht hätte, wäre er kaum zum Stuhl gegangen, um sich zu setzen. Wallander trat zu der Stelle, an der das Gewehr gelegen hatte. Er drehte sich um und betrachtete das Zimmer aufs neue. Die Schüsse mußten nicht notwendigerweise von hier abgefeuert worden sein. Aber ganz in der Nähe. Er stand regungslos da und versuchte, die Schatten und Abdrücke zu beschwören. Das Gefühl, daß etwas ganz und gar nicht stimmte, wurde immer stärker. War Svedberg hereingekommen und hatte einen Dieb überrascht? Wenn dieser vom Flur hereingekommen war, hatten sie Svedberg in einer Lage aufgefunden, die im Widerspruch dazu stand. Aber genauso verhielt es sich, wenn der Täter von der anderen Seite, aus dem Schlafzimmer, gekommen war. Man konnte wohl davon ausgehen, daß der Dieb das Gewehr nicht in der Hand gehalten hatte. Denn dann wäre Svedberg auf ihn losgegangen. Er fürchtete sich zwar im Dunkeln, doch er zögerte nicht, handgreiflich zu werden, wenn es nötig war.
    Plötzlich verstummte der Betonmischer. Wallander lauschte. Die Verkehrsgeräusche von der Straße waren nicht besonders aufdringlich. Die Alternative, überlegte Wallander. Svedberg kennt die Person, die seine Wohnung betritt. Er kennt sie sogar so gut, daß ihn eine mitgebrachte Schrotflinte nicht beunruhigt. Dann passiert etwas. Svedberg wird getötet, und der Täter stellt die halbe Wohnung auf den Kopf. Warum? Er sucht etwas. Oder er will den Eindruck erwecken, es handle sich um einen Einbruch. Wallander dachte an das Teleskop. Aber wer konnte sagen, ob etwas anderes verschwunden war? Vielleicht Ylva Brink.
    Wallander trat ans Fenster und sah hinaus auf die Straße. Nils Linnman schloß gerade den Bauwagen ab. Robert Tärnberg war schon verschwunden. Wallander hatte vor ein paar Minuten ein Motorrad starten hören. Es klingelte an der Tür. Wallander zuckte zusammen. Dann öffnete er. Draußen stand Ann-Britt.
    »Sie haben Feierabend gemacht«, sagte Wallander. »Die Bauarbeiter. Du kommst zu spät.«
    |118| »Ich habe ihnen eben noch ein Foto von Svedberg gezeigt«, sagte sie. »Aber keiner von beiden hat ihn gesehen. Jedenfalls nicht, soweit sie sich erinnern können.«
    Sie setzten sich in die Küche.
    Wallander erzählte ihr von seinem Gespräch mit Sture Björklund. Sie hörte aufmerksam zu.
    »Wenn das stimmt, verändert sich das Bild von Svedberg dramatisch«, sagte sie schließlich.
    »Er hat diese Frau also die ganze Zeit über verheimlicht«, sagte Wallander. »Warum?«
    »Vielleicht ist sie verheiratet?«
    »Ein heimliches Verhältnis? Und anscheinend nur, wenn sie Zugang zu Björklunds Haus hatten? Ein paar Wochen im Jahr. Es ist nicht vorstellbar, daß sie hier in der Wohnung gewesen wäre, ohne gesehen worden zu sein.«
    »Vorstellbar oder nicht, wir müssen sie finden«, meinte Ann-Britt.
    »Ich denke an etwas anderes«, fuhr Wallander langsam fort. »Wenn Svedberg sie vor uns verborgen hat; was hatte er dann noch für Heimlichkeiten?«
    Sie nahm seinen Gedanken auf. »Du glaubst also nicht an einen Einbruch?«
    »Ich bin skeptisch. Ein Teleskop fehlt. Ylva Brink kann uns vielleicht sagen, ob noch etwas anderes fehlt. Aber das alles ist so wenig greifbar. Es gibt keine Eindeutigkeit an diesem Tatort.«
    »Wir sind seine Bankkonten durchgegangen«, sagte Ann-Britt. »Zumindest die, die wir gefunden haben. Wir haben weder Spuren eines verborgenen Vermögens noch nennenswerte Schulden entdeckt. 25   000 als Kredit für den Audi. Nicht mehr und nicht weniger. Der Bank zufolge hat Svedberg seine Finanzen vorbildlich geführt.«
    »Man soll ja nicht schlecht von den Toten sprechen«, sagte Wallander. »Aber manchmal kam er mir richtig geizig

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