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Wallander 07 - Mittsommermord

Wallander 07 - Mittsommermord

Titel: Wallander 07 - Mittsommermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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richtigen Schlüssel und öffnete. Er studierte das Vorhängeschloß genau. Es schien neu zu sein. Wallander machte Licht. Auch hier lagen die üblichen Dinge. Sogar ein Paar Slalomski älteren Modells lehnten an der Wand. Wallander konnte sich unmöglich vorstellen, wie Svedberg sich einen Berghang hinabstürzte. Doch der Besuch bei Sture Björklund hatte ihm mit aller Deutlichkeit klargemacht, daß Svedbergs Leben in entscheidenden Punkten von dem abwich, was sie, die ihn zu kennen glaubten, sich vorstellten. Ich bin einem Geheimnis auf der Spur, dachte Wallander. Er blickte sich in dem engen Kabuff um. Im Unterschied zur Wohnung war hier nichts herausgerissen und verstreut. Er begann, die Koffer und einige Pappkartons zu untersuchen. Er brauchte nicht lange, um zu erkennen, daß Svedberg ein Sammler gewesen war. Hier lagen abgetragene alte Schuhe und Jacken, mindestens zwanzig Jahre alt. Methodisch arbeitete er sich durch den Inhalt von Svedbergs Kellerverschlag. In einem der Koffer entdeckte er alte Fotoalben. Er setzte sich auf einen hochkant stehenden Koffer und blätterte das erste durch. Es war voller altertümlicher Fotografien: Menschen in verschiedenen schonischen Landschaften, Feiertage in sommerlichen Gärten, Menschen, die steif vor den Fotografen Aufstellung genommen hatten. Ihre Gesichter waren oft so entfernt, daß man keine Details erkennen konnte. Menschen bei der Rübenernte, im Hintergrund Pferde und Karren. Kutscher, die mit der Peitsche salutierten. Wolkenbänke, die Erde naß und schwer. Es gab keine Bildunterschriften, keine Namen, keine Orte. Die drei Alben glichen einander. Wallander vermutete, daß die jüngsten Fotos aus den dreißiger Jahren stammten. Für einen Augenblick waren alle diese Menschen, die schon lange tot waren, wieder in die Gegenwart eingetreten. Er legte die Alben behutsam zurück. Ein Koffer mit alten Tischtüchern, ein anderer mit sechzig Jahre alten Wochenzeitschriften. |111| In der hintersten Ecke, unter den Überresten eines mit grauem Filz bezogenen Spieltischs, stand ein Karton, in dem sich ein hellbrauner Holzsockel befand. Zunächst wußte er nicht, was es war, dann erkannte er, daß es ein alter Perückenstock sein mußte. Für die Durchsuchung benötigte er eine gute Stunde. Er hatte nichts gefunden, was ihn hätte aufmerken lassen. Er streckte den Rücken und sah sich um. Er hatte gehofft, etwas Eindeutiges zu finden. Einen Hohlraum, der eigentlich nicht da sein sollte. Oder ein teures Teleskop. Er verließ den Keller und schloß hinter sich ab.
    Dann stieg er wieder zum Tageslicht hinauf. Da er durstig war, ging er in die Konditorei an der südlichen Seite des Stortorgs und trank ein Mineralwasser und eine Tasse Kaffee. Er schwankte, ob er einen Kopenhagener essen dürfte. Sah ein, daß er es besser sein ließ, kaufte aber dennoch einen. Zwanzig Minuten später war er zurück in der Lilla Norregata und ging in Svedbergs Wohnung hinauf. Im Haus herrschte Grabesstille. Vor der Wohnungstür holte Wallander tief Luft. An der Tür klebte ein Hinweis der Polizei, daß das Betreten der Wohnung verboten sei. Er löste ein Stück des Klebestreifens, schloß auf und ging hinein. Sofort hörte er den Betonmischer unten auf der Straße. Er machte mächtigen Lärm. Im Wohnzimmer warf Wallander unwillkürlich einen Blick auf die Stelle, wo Svedberg gelegen hatte, und trat ans Fenster. Das Dröhnen des Betonmischers hallte zwischen den Häusern wider. Von einem schweren Lastwagen wurde Baumaterial abgeladen.
    Wallander kam ein Gedanke. Er verließ das Haus wieder und trat auf die Straße. Ein älterer Mann mit nacktem Oberkörper spritzte mit einem Schlauch Wasser in den Mischer. Der Mann nickte, als er Wallander sah. Er schien ihn sofort als Polizeibeamten erkannt zu haben.
    »Schrecklich, was da passiert ist«, rief er laut, um den Lärm zu übertönen.
    »Ich würde gern mit Ihnen reden«, sagte Wallander.
    Der Mann mit dem Schlauch rief einen jüngeren Bauarbeiter heran, der im Schatten an der Hauswand lehnte und rauchte. Er kam und übernahm den Schlauch.
    |112| Sie gingen um die Hausecke, und augenblicklich war das Geräusch des Betonmischers kaum noch zu hören.
    »Sie wissen also, was hier passiert ist«, sagte Wallander.
    »Ein Kriminalbeamter mit Namen Svedberg ist erschossen worden.«
    »Das stimmt. Was ich von Ihnen wissen möchte, ist, wie lange Sie hier schon arbeiten. Es sieht so aus, als hätten Sie erst vor kurzem angefangen.«
    »Wir sind am Montag

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