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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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über ihr Gespräch nach. Dann ging er in den Eßraum und holte Kaffee. Auf dem Tisch lag eine Tageszeitung. Er nahm sie mit in sein Zimmer und blätterte sie zerstreut durch. Plötzlich fiel sein |255| Blick auf die Annonce einer Kontaktvermittlung, die ihr hohes Niveau und ihren Service anpries. Sie nannte sich reichlich phantasielos ›Datentreff‹. Wallander las die Annonce durch. Ohne sich zu bedenken, schaltete er seinen Computer an und formulierte eine Annonce. Wenn er es jetzt nicht tat, würde nie etwas daraus. Es brauchte ja niemand etwas davon zu erfahren. Er konnte anonym bleiben, solange er selbst es wollte. Die Antworten, die eventuell eingingen, würden ihm nach Hause geschickt werden, ohne daß der Absender genannt wurde. Er versuchte, so einfach wie möglich zu schreiben.
Polizeibeamter, 50   J., geschieden, ein Kind, sucht Bekanntschaft. Keine Ehe. Aber Liebe.
Als Chiffre wählte er nicht »Alter Hund«, sondern »Labrador«. Er druckte ein Exemplar aus und ließ den Text auf dem Computer. In der obersten Schreibtischschublade hatte er Umschläge und Briefmarken. Er schrieb die Adresse, klebte den Umschlag zu und steckte ihn in die Jackentasche. Als er fertig war, empfand er tatsächlich eine gewisse Spannung. Er würde sicher keine Antworten bekommen. Oder sie wären so, daß er sie sofort zerriß.
    Da stand Hansson in der Tür. »Sie ist jetzt da«, sagte er. »Alma Högström, pensionierte Zahnärztin. Unsere Zeugin.«
    Wallander stand auf und folgte Hansson zu einem der kleineren Sitzungszimmer. Neben dem Stuhl, auf dem die Frau saß, lag ein Schäferhund und betrachtete die Umgebung mit wachsamen Blicken. Wallander begrüßte Frau Högström. Er hatte den Eindruck, daß sie sich für ihren Besuch im Polizeipräsidium feingemacht hatte.
    »Ich freue mich, daß Sie sich die Zeit nehmen konnten, herzukommen«, sagte er. »Obwohl Sonntag ist.«
    Gleichzeitig fragte er sich, wie es kam, daß er sich nach all den Jahren als Polizeibeamter noch immer so steif ausdrückte.
    »Wenn man Beobachtungen gemacht hat, die für die Polizei von Nutzen sein können, sollte man seine staatsbürgerliche Pflicht tun.«
    Sie drückt sich ja noch schlimmer aus als ich, dachte Wallander ergeben. Wie ein Dialog aus einem alten Film.
    Sie gingen langsam alles durch, was sie gesehen hatte. Wallander ließ Hansson die Fragen stellen und machte selbst Notizen. |256| Alma Högström war klar im Kopf und gab deutliche Antworten. War sie unsicher, sagte sie es. Das vielleicht Wichtigste von allem war, daß sie ein gutes Zeitgefühl hatte.
    Sie hatte einen dunklen Kastenwagen gesehen, als es halb zwölf war. Sie war so sicher, weil sie ganz einfach kurz zuvor auf die Uhr gesehen hatte.
    »Eine alte Gewohnheit von mir«, klagte sie. »Es hört nie auf. Man hatte einen Patienten mit Betäubung auf dem Behandlungsstuhl und das Wartezimmer voll. Die Zeit verging immer zu schnell.«
    Hansson wollte sie dazu bringen, den Typ des Kastenwagens genauer zu bestimmen. Er hatte eine Mappe bei sich, die er vor ein paar Jahren selbst zusammengestellt hatte, mit verschiedenen Wagentypen und einem Farbenfächer, den er sich in einer Farbenhandlung besorgt hatte. Heutzutage gab es das natürlich alles auf verschiedenen Computerprogrammen. Aber Hansson fiel es ebenso schwer wie Wallander, liebgewordene Gewohnheiten aufzugeben. Sie kamen nach einigem Hin und Her zu dem Ergebnis, daß es vermutlich ein Mercedes-Bus gewesen war. Schwarz oder dunkelblau.
    Auf das Kennzeichen hatte sie nicht geachtet, auch nicht darauf, ob jemand im Führerhaus saß. Dagegen hatte sie hinter dem Wagen einen Schatten gesehen.
    »Eigentlich war ich es nicht«, sagte sie, »sondern mein Hund, Clever. Er hat die Ohren gespitzt und zu dem Wagen hinüber geschaut.«
    »Es ist schwer, einen Schatten zu beschreiben«, sagte Hansson. »Aber könnten Sie vielleicht noch ein bißchen mehr sagen? War es beispielsweise ein Mann oder eine Frau?«
    Sie überlegte lange, bevor sie antwortete. »Der Schatten trug auf jeden Fall keinen Rock«, sagte sie. »Und ich glaube, es war ein Mann. Aber ganz sicher bin ich mir nicht.«
    »Haben Sie etwas gehört?« schaltete Wallander sich ein.
    »Nein. Aber ich meine mich zu erinnern, daß zur gleichen Zeit einige Autos auf der Straße vorbeifuhren.«
    Hansson machte weiter. »Was geschah dann?«
    »Ich ging meine übliche Runde.«
    |257| Hansson breitete einen Stadtplan auf dem Tisch aus. Sie zeigte ihm ihren Weg.
    »Sie sind also noch

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