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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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nicht jeder wie du sein«, sagte er. »Und die Dienstvorschriften nach Gutdünken behandeln.«
    »Ich weiß«, erwiderte Wallander geduldig. »Du hast vollkommen recht. Aber ich habe trotzdem nicht vor, zum Staatsanwalt oder zu Lisa zu gehen, um mir die Genehmigung zu holen.«
    Martinsson verschwand mit dem Schlüssel. Wallander war hungrig. Er ging durch das trübe Herbstwetter in die Stadt und aß bei István zu Mittag. István hatte viel zu tun. Sie kamen nicht dazu, über Fu Cheng und seine falsche Kreditkarte zu reden. Auf dem Rückweg ging Wallander bei der Post vorbei und warf den Brief an die Kontaktvermittlung ein. Dann ging er in der sicheren Gewißheit, nie eine Antwort zu bekommen, zurück zum Präsidium.
     
    |260| Als er sein Zimmer betrat, klingelte das Telefon. Es war Nyberg. Wallander ging durch den Flur zurück. Nybergs Arbeitszimmer lag eine Etage tiefer. Als Wallander eintrat, sah er den Hammer und das Messer vom Raubmord an Lundberg auf dem Tisch vor Nyberg liegen.
    »Heute bin ich vierzig Jahre Polizist«, sagte Nyberg unwirsch. »Ich habe an einem Montagmorgen angefangen. Aber es ist natürlich Sonntag, wenn ich mein sinnloses Jubiläum feiere.«
    »Wenn du alles so satt hast, begreife ich nicht, warum du überhaupt noch weitermachst«, fauchte Wallander ihn an.
    Es erstaunte ihn, daß er die Geduld verlor. Es war noch nie vorgekommen, daß er Nyberg angefahren hatte. Im Gegenteil, er war immer behutsam mit dem tüchtigen, aber cholerischen Techniker umgegangen.
    Nyberg schien es ihm aber nicht übelzunehmen. Er blickte Wallander überrascht an. »Ich dachte, ich wäre der einzige hier, der schlechte Laune hat.«
    »War nicht so gemeint«, murmelte Wallander.
    Nyberg würde wütend. »Klar war es so gemeint, verdammt. Ich begreife nicht, warum die Leute immer solche Angst haben, ihre schlechte Laune rauszulassen. Außerdem hast du recht. Ich sitze hier und jaule.«
    »Was am Ende vielleicht das einzige ist, was uns bleibt«, sagte Wallander langsam.
    Nyberg zog ungnädig den Plastikbeutel mit dem Messer an sich.
    »Ich habe Bescheid bekommen wegen der Fingerabdrücke«, sagte er. »Hier drauf sind zwei verschiedene.«
    Wallander wurde sogleich hellhörig. »Eva Persson und Sonja Hökberg?«
    »Alle beide.«
    »Was also bedeuten kann, daß die Persson in diesem Punkt nicht lügt?«
    »Das ist auf jeden Fall eine Möglichkeit.«
    »Du meinst, daß trotzdem die Hökberg allein für die Ausführung der Tat verantwortlich war?«
    »Ich meine gar nichts. Ich sage nur, was ist. Es besteht die Möglichkeit.«
    |261| »Und was ist mit dem Hammer?«
    »Darauf sind nur Hökbergs Fingerabdrücke. Sonst keine.«
    Wallander nickte. »Dann wissen wir das.«
    »Wir wissen noch ein bißchen mehr«, sagte Nyberg und blätterte in dem Wust von Papieren auf seinem Schreibtisch. »Manchmal übertreffen die Gerichtsmediziner sich selbst. Sie glauben mit an Gewißheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen zu können, daß die Gewalt in zwei Phasen ausgeübt wurde. Zuerst der Hammer. Dann das Messer.«
    »Nicht umgekehrt?«
    »Nein. Und auch nicht gleichzeitig.«
    »Wie finden sie so etwas heraus?«
    »Ich weiß es ungefähr. Aber ich glaube kaum, daß ich es dir erklären kann.«
    »Das würde bedeuten, daß die Hökberg die Waffe gewechselt hat?«
    »Ich glaube jedenfalls, daß es so vor sich gegangen ist. Eva Persson hatte vielleicht ihr Messer in der Tasche. Als die Hökberg es haben wollte, bekam sie es.«
    »Wie im Operationssaal«, meinte Wallander angewidert. »Der Chirurg, der sich verschiedene Instrumente reichen läßt.«
    Eine Weile dachten sie schweigend über den unangenehmen Vergleich nach.
    Dann brach Nyberg das Schweigen. »Da ist noch etwas. Ich habe über diese Tasche nachgedacht. Draußen bei der Transformatorstation. Die ganz falsch lag.«
    Wallander wartete auf die Fortsetzung. Wenn Nyberg auch vor allem ein tüchtiger und gründlicher Techniker war, ließ er zuweilen doch eine unerwartete Kombinationsgabe aufblitzen.
    »Ich bin hinausgefahren«, fuhr er fort. »Ich habe die Tasche mitgenommen und versucht, sie von verschiedenen Punkten aus zum Zaun hin zu werfen. Aber sie kam nie so weit.«
    »Warum nicht?«
    »Du weißt ja, wie es da aussieht. Strommasten, Stacheldraht, hohe Betonfundamente. Die Tasche blieb immer irgendwo hängen. Ich habe es fünfundzwanzigmal versucht. Einmal habe ich es geschafft.«
    |262| »Das würde also bedeuten, jemand hat sich die Mühe gemacht, mit der Tasche zum Zaun

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