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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Mariagata. Es war fast drei, als er zwischen die Laken kroch. Kurz darauf schlief er ein. Fest entschlossen, sich am nächsten Tag nicht vor elf Uhr im Präsidium blicken zu lassen.
    *
    Die Frau war am Freitag kurz vor ein Uhr ins Polizeipräsidium gekommen. Sie hatte schüchtern nach einer Karte von Ystad gefragt. Das Mädchen, das sie empfangen hatte, verwies sie an die Touristeninformation oder die Buchhandlung. Die Frau hatte sich freundlich bedankt. Dann hatte sie nach einer Toilette gefragt. Das Mädchen hatte ihr die Tür der Besuchertoilette gezeigt. Sie hatte hinter sich abgeschlossen und das Fenster geöffnet. Dann hatte sie es wieder zugeschoben. Aber die Haken hatte sie vorher mit Klebeband überklebt. Die Reinigungskraft, die am Freitagabend gekommen war, hatte nichts bemerkt.
    In der Nacht auf Montag, kurz nach vier, schlich sich ein Mann an die eine Außenwand des Präsidiums. Er verschwand durch das Fenster. Die Flure waren verlassen. Aus der Notrufzentrale war ein einsames Radio zu hören. Der Mann hatte eine Skizze in der Hand. Er hatte sie sich beschafft, indem er den Rechner eines Architekturbüros angezapft hatte. Er wußte genau, wohin er gehen mußte.
    Er schob die Tür von Wallanders Zimmer auf. Eine Jacke mit einem gelben Fleck hing auf einem einsamen Kleiderbügel.
    Dann ging der Mann zu dem Computer, der sich im Zimmer befand. Schweigend betrachtete er ihn einen Moment, bevor er ihn einschaltete.
    Er brauchte zwanzig Minuten. Aber die Gefahr, daß jemand um diese Tageszeit ins Zimmer kam, war gleich Null. Es war sehr leicht, in Wallanders Computer hineinzukommen und alle seine Dokumente und Briefe zu kopieren.
    |250| Als der Mann fertig war, machte er das Licht aus und öffnete die Tür vorsichtig einen Spalt. Der Flur war leer.
    Lautlos verschwand er auf dem gleichen Weg, auf dem er gekommen war.

|251| 20
    Am Sonntagmorgen, dem 12.   Oktober, erwachte Wallander um neun Uhr. Obwohl er nur sechs Stunden geschlafen hatte, fühlte er sich ausgeruht. Bevor er sich auf den Weg zum Präsidium machte, ging er eine halbe Stunde spazieren. Es war ein klarer, schöner Herbsttag. Die Temperatur war auf neun Grad gestiegen. Um Viertel nach zehn betrat er das Präsidium. Bevor er zu seinem Zimmer ging, steckte er den Kopf in die Tür der Einsatzzentrale und fragte, wie die Nacht gewesen sei. Abgesehen von einem Einbruch in der Mariakirche, bei dem die Diebe jedoch durch die Alarmanlage in die Flucht geschlagen worden waren, war die Nacht ungewöhnlich ruhig verlaufen. Die Zivilstreifen, die die Apelbergsgata und den Runnerströms Torg überwachten, hatten auch keine erwähnenswerten Beobachtungen gemacht.
    Wallander fragte den wachhabenden Beamten, wer von seinen Kollegen schon da war.
    »Martinsson ist hier. Hansson wollte jemanden abholen. Ann-Britt habe ich nicht gesehen.«
    »Ich bin hier«, hörte Wallander ihre Stimme hinter sich. »Habe ich etwas verpaßt?«
    »Nein«, sagte Wallander. »Aber laß uns zu mir hineingehen.«
    »Ich hänge nur meine Sachen auf.«
    Wallander erklärte dem Diensthabenden, daß er jemanden brauche, der um zwölf Uhr nach Löderup führe und Robert Modin abholte. Er erklärte den Weg.
    »Es muß ein Zivilwagen sein«, sagte er abschließend. »Das ist wichtig.«
    Einige Minuten später war Ann-Britt in sein Zimmer gekommen. Sie sah weniger müde aus als in den vergangenen Tagen. Er hätte sie gern gefragt, wie es bei ihr zu Hause aussah. Aber wie üblich war er unsicher, ob es der richtige Zeitpunkt war. Statt dessen |252| erzählte er, daß Hansson mit einer Zeugin auf dem Weg ins Präsidium war. Und von dem jungen Mann in Löderup, der ihnen vielleicht helfen konnte, Falks Computer zu knacken.
    »Ich kann mich an den Fall erinnern«, sagte sie, als Wallander geendet hatte.
    »Er behauptete, es seien Leute vom Reichskrim heruntergekommen. Weißt du, warum?«
    »Vermutlich, weil sie es da oben in Stockholm mit der Angst bekommen hatten. Schwedische Behörden prahlen ja nicht gerne damit, daß ein Bürger ihres Landes vor seinem Computerbildschirm sitzt und die geheimen Dokumente der amerikanischen Militärmacht liest.«
    »Trotzdem ist es komisch, daß ich nicht einmal etwas davon gehört habe.«
    »Vielleicht warst du in Urlaub?«
    »Komisch ist es auf jeden Fall.«
    »Ich glaube kaum, daß hier etwas Wichtiges läuft, ohne daß du davon erfährst.«
    Wallander erinnerte sich an das Gefühl vom Vorabend, daß Hansson ihm etwas verheimlichte. Er wollte Ann-Britt schon

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