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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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sehen. Auf Geräusche zu hören. Etwas hatte ihn gewarnt. Was, wußte er nicht. Er verließ den ausgetretenen Pfad und ging in einem weiten Halbkreis zum Haus und zum Parkplatz zurück. Dann und wann blieb er stehen. Ich hätte es gehört, wenn jemand das Haus aufgeschlossen und hineingegangen wäre, dachte er.
    Aber hier ist es still. Viel zu still.
    Jetzt sah er das Haus. Er befand sich fast auf der Rückseite. Er trat ein paar Schritte zurück. Das Haus verschwand. Dann ging er darum herum in Richtung Parkplatz. Er kam an den Zaun. Mit großer Mühe kletterte er hinüber. Dann begann er den Parkplatz zu untersuchen. Die Sicht schien noch schlechter geworden zu sein. Er dachte, daß er nicht direkt zu Martinssons Wagen gehen sollte. Lieber noch einen Umweg machen. Er hielt sich dicht am Zaun, um die Orientierung nicht zu verlieren.
    Er hatte fast die Einfahrt zum Parkplatz erreicht, als er erstarrte. Da stand ein Auto. Oder vielmehr ein Bus. Zuerst war er im Zweifel, was er eigentlich vor sich sah. Dann erkannte er einen dunkelblauen Mercedes-Bus.
    Er lief hastig zurück in den Nebel. Lauschte. Sein Herz begann, schneller zu schlagen. Er untersuchte die Sicherung des Schrotgewehrs. Die Tür zum Fahrerhaus hatte offengestanden. Er bewegte sich nicht. Es gab keinen Zweifel. Der Bus, der dort stand, war der, nach dem sie fahndeten. Der Falks Leiche zum Geldautomaten zurücktransportiert hatte. Jetzt befand sich jemand hier draußen im Nebel, der nach Modin suchte.
    Aber Modin ist nicht hier, dachte Wallander.
    Im selben Augenblick wurde ihm klar, daß es noch eine andere Möglichkeit gab. Sie suchten nicht nach Modin. Sie konnten ebensogut nach ihm selbst suchen.
    |474| Wenn sie gesehen hatten, wie Modin das Haus verließ, hatten sie auch gesehen, wie er es verließ. Was hinter ihm im Nebel gewesen war, konnte er nicht wissen. Jetzt erinnerte er sich daran, daß Scheinwerfer eines Wagens hinter ihm gewesen waren. Aber niemand hatte ihn überholt.
    Es summte in seiner Jackentasche. Wallander fuhr zusammen. Er antwortete mit gesenkter Stimme. Aber es war weder Martinsson noch Ann-Britt.
    Es war Elvira Lindfeldt.
    »Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte sie. »Aber ich dachte, wir könnten uns für morgen verabreden. Wenn Sie noch Lust haben.«
    »Es ist im Moment nicht sehr günstig«, sagte Wallander.
    Sie bat ihn, lauter zu sprechen, weil sie ihn so schlecht verstehen könne.
    »Es wäre gut, wenn ich später zurückrufen könnte«, sagte er. »Ich bin gerade beschäftigt.«
    »Noch einmal bitte«, sagte sie. »Ich kann Sie nicht verstehen.«
    Er sprach ein klein wenig lauter. »Ich kann jetzt nicht reden. Ich rufe später an.«
    »Ich bin zu Hause«, antwortete sie.
    Wallander schaltete das Handy ab. Es ist Wahnsinn, dachte er. Sie hat nicht begriffen. Sie glaubt, ich sei abweisend. Warum muß sie ausgerechnet jetzt anrufen? Wo ich nicht mit ihr reden kann.
    Einen kurzen, schwindelerregenden Augenblick lang schoß ihm ein anderer Gedanke durch den Kopf. Woher er kam, konnte Wallander nicht ausmachen. Es ging so schnell, daß er gar nicht verstand, was geschehen war. Aber der Gedanke war dagewesen. Ein schwarzer Unterstrom in seinem Gehirn.
Warum rief sie gerade jetzt an?
War es ein Zufall? Oder gab es einen anderen Grund?
    Er schüttelte den Kopf über sich selbst. Sein Gedanke war absurd. Ein Auswuchs seiner Müdigkeit und seines wachsenden Gefühls, von Verrätern umgeben zu sein. Er blieb mit dem Telefon in der Hand stehen und überlegte, ob er zurückrufen sollte. Aber das mußte warten. Er wollte das Telefon wieder in die Tasche stecken. Aber es glitt ihm aus der Hand. Er versuchte es im Fallen zu fassen, bevor es auf der nassen Erde landete.
    |475| Diese Bewegung rettete ihm das Leben. Im selben Augenblick, als er sich niederbeugte, knallte es hinter ihm. Das Handy blieb auf dem Boden liegen. Wallander drehte sich um und hob gleichzeitig das Gewehr.
    Etwas bewegte sich im Nebel. Wallander warf sich zur Seite und stolperte fort, so schnell er konnte. Das Herz hämmerte in seiner Brust. Wer auf ihn geschossen hatte, wußte er nicht. Er muß meine Stimme gehört haben, dachte Wallander. Er hat mich sprechen hören und konnte mich lokalisieren. Hätte ich das Telefon nicht verloren, stände ich jetzt nicht hier. Der Gedanke erfüllte ihn mit lähmendem Entsetzen. Das Gewehr in seinen Händen zitterte. Sein Telefon würde er nicht finden. Er wußte auch nicht, wo sein Wagen stand, weil er jetzt die Orientierung

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