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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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»Hätten wir nicht längst die Säpo informieren sollen?«
    Hanssons Vorschlag erzeugte eine gewisse Heiterkeit. Weder Wallander noch irgendeiner seiner Kollegen hatte das geringste Vertrauen zur Sicherheitspolizei. Aber Wallander sah ein, daß Hansson recht hatte. Nicht zuletzt er selbst, als Leiter der Ermittlung, hätte daran denken müssen. Denn es war sein Kopf, der rollen würde, wenn etwas eintraf, was die Säpo hätte verhindern können.
    |480| »Ruf sie an«, sagte er zu Hansson. »Falls sie jetzt am Wochenende geöffnet haben.«
    »Der Stromausfall«, sagte Martinsson. »Sie wußten, welche Transformatorstation größer war als viele andere. Könnte es sein, daß jemand sich vorgenommen hat, die Stromversorgung in ganz Schweden lahmzulegen?«
    »Nichts ist undenkbar«, antwortete Wallander. »Haben wir übrigens inzwischen Klarheit darüber gewonnen, wie die Zeichnung der Transformatorstation bei Falk gelandet ist?«
    »Der internen Untersuchung bei Sydkraft zufolge war das Original, das wir bei Falk gefunden haben, gegen eine Kopie ausgetauscht worden«, sagte Ann-Britt. »Ich bekam eine Liste derjenigen Personen, die Zugang zum Archiv hatten. Die habe ich Martinsson gegeben.«
    Martinsson hob die Hände in einer resignierten Geste. »Ich bin nicht dazu gekommen«, sagte er. »Aber ich werde natürlich die Namen durch alle unsere Register laufen lassen.«
    »Das sollte umgehend geschehen«, sagte Wallander. »Es könnte sich etwas ergeben, was uns weiterbringt.«
    Ein schwacher Wind war aufgekommen und wehte kalt über Felder und Äcker. Sie sprachen noch eine Weile über die Arbeitsschritte, die jetzt am wichtigsten waren, abgesehen davon, so schnell wie möglich Robert Modin zu finden. Martinsson fuhr als erster. Er sollte Modins Computer mit ins Präsidium nehmen und gleichzeitig die Namensliste von Sydkraft durch die Register schicken. Wallander übertrug Hansson die Leitung der Suche nach Modin. Er selbst spürte ein großes Bedürfnis, in aller Ruhe mit Ann-Britt die Lage zu besprechen. Früher hätte er Martinsson dafür ausgesucht. Jetzt konnte er sich dazu nicht durchringen.
    Wallander und Ann-Britt gingen gemeinsam zurück zum Parkplatz.
    »Hast du mit ihm gesprochen?« fragte sie.
    »Noch nicht. Es ist wichtiger, daß wir Robert Modin finden und aufklären, was eigentlich hinter dem Ganzen steckt.«
    »Zum zweitenmal in einer Woche ist auf dich geschossen worden. Ich verstehe nicht, wie du dabei so ruhig bleiben kannst.«
    |481| Wallander blieb stehen und baute sich vor ihr auf. »Wer sagt denn, daß ich ruhig bleibe?«
    »Du machst auf jeden Fall den Eindruck.«
    »Der Eindruck ist falsch.«
    Sie gingen weiter.
    »Sag mir deine Einschätzung«, sagte Wallander. »Laß dir Zeit. Was ist eigentlich passiert? Was können wir noch erwarten?«
    Sie hatte die Jacke fest um ihren Körper gezogen. »Ich kann nicht viel mehr sagen als du«, meinte sie.
    »Du kannst es auf deine Art sagen. Wenn ich deine Stimme höre, höre ich etwas anderes als das, was ich selbst denke.«
    »Sonja Hökberg ist ganz sicher vergewaltigt worden«, begann sie. »Im Augenblick sehe ich keine andere Erklärung dafür, daß sie Lundberg getötet hat. Wenn wir tief genug graben, werden wir eine junge Frau entdecken, die von Haß vollständig verblendet war. Sonja Hökberg ist nicht der Stein, der ins Wasser geworfen wird. Sie ist einer der äußeren Ringe. Statt dessen ist der Zeitpunkt an sich vielleicht das wichtigste.«
    »Ich möchte gern, daß du das ein bißchen näher erläuterst.«
    »Was wäre passiert, wenn Tynnes Falk nicht fast zur gleichen Zeit gestorben wäre, zu der wir Sonja Hökberg gefaßt haben? Laß uns einmal annehmen, dazwischen wären ein paar Wochen vergangen. Und es hätte nicht so dicht am 2o. Oktober gelegen. Wenn es bei der Zwanzig wirklich um ein Datum geht.«
    Wallander nickte. Ihr Gedanke war richtig. »Die Befürchtungen nehmen zu und führen zu unkontrollierten Handlungen? Meinst du es so?«
    »Ja. Es gibt keinen Spielraum mehr. Sonja Hökberg sitzt bei der Polizei. Jemand fürchtet, daß sie etwas weiß, was sie uns verraten könnte. Was sie weiß, kommt von ihren Freunden, in erster Linie Jonas Landahl, der auch getötet wird. Das Ganze ist ein Verteidigungskrieg, um ein Geheimnis zu schützen, das in einem Rechner verborgen liegt. Eine Reihe scheuer elektronischer Nachttiere, wie Modin sie genannt haben soll, die um jeden Preis weiter im stillen wirken wollen. Abgesehen von einer Reihe

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