Wallander 08 - Die Brandmauer
Technikern eingetroffen.
»Fingerabdrücke«, sagte Wallander. »Darum geht es in erster Linie. Übereinstimmungen mit Falks Wohnungen, sowohl Apelbergsgata als auch Runnerströms Torg. Die Transformatorstation. Sonja Hökbergs Tasche. Außerdem Siv Erikssons Wohnung.«
Nyberg schaute in den Mercedes-Bus. »Ich bin jedesmal dankbar, wenn ich an einen Ort gerufen werde, an dem sich keine massakrierten Leichen häufen«, sagte er. »Oder wo man im Blut waten muß.«
Er schnüffelte ins Führerhaus. »Riecht nach Rauch«, sagte er. »Marihuana.«
Wallander hätte das nicht gemerkt.
»Man braucht eine gute Nase dafür«, sagte Nyberg zufrieden. »Lernen sie das heutzutage an der Polizeihochschule? Wie wichtig eine gute Nase ist?«
»Kaum«, antwortete Wallander. »Aber ich bleibe dabei, daß du hinfahren und als Gastdozent auftreten solltest. Und ihnen zeigst, wie man schnüffelt.«
|478| »Scheiße! Von wegen!« entgegnete Nyberg und beendete damit nachdrücklich das Gespräch.
Robert Modin blieb spurlos verschwunden. Gegen drei Uhr kehrten die Hundeführer zurück. Sie hatten die Spur, die am Strand entlang in nördliche Richtung geführt hatte, verloren.
»Diejenigen, die nach Robert Modin suchen, sollen auf einen Mann mit asiatischem Aussehen achten«, sagte Wallander. »Und wenn sie meinen, ihn entdeckt zu haben, sollen sie nicht eher eingreifen, als bis sie volle Unterstützung haben. Der Mann ist gefährlich. Er schießt. Zweimal hat er Pech gehabt. Aber ein drittes Mal wohl kaum. Außerdem müssen wir auf eingehende Meldungen wegen gestohlener Autos achten.«
Danach sammelte Wallander seine engsten Mitarbeiter um sich. Die Sonne schien, es war windstill. Er nahm sie mit hinauf zum Meditationsplatz.
»Gab es in der Bronzezeit Polizisten?« fragte Hansson.
»Ganz bestimmt«, sagte Wallander. »Aber es gab wohl kaum einen Reichspolizeichef.«
»Sie haben in Luren geblasen«, sagte Martinsson. »Ich war vor einem Jahr zu einem Konzert bei Ales Stenar. Es hörte sich an wie Nebelhörner. Man kann auch an den Klang vorzeitlicher Sirenen denken.«
»Laßt uns versuchen zu sehen, wo wir stehen«, meinte Wallander. »Die Bronzezeit kann warten. Robert Modin bekommt eine Drohung per E-Mail . Er flieht. Er ist jetzt seit fünf oder sechs Stunden verschwunden. Irgendwo hier in der Landschaft treibt sich eine Person herum, die hinter ihm her ist. Aber wir können davon ausgehen, daß er es auch auf mich abgesehen hat. Was nicht heißen soll, daß ihr aus dem Schneider seid.«
Er verstummte und sah mit ernstem Blick in die Runde.
»Wir müssen uns fragen, warum«, fuhr er fort. »Diese Frage ist jetzt vorrangig. Es gibt nur eine sinnvolle Erklärung. Jemand fürchtet, daß wir eine Entdeckung gemacht haben. Schlimmer noch, jemand fürchtet, daß wir in der Lage sind, etwas zu verhindern. Ich bin überzeugt davon, daß die Erklärung alles dessen, was geschehen ist, mit Falks Tod zusammenhängt. Und mit dem, was sich in seinem Rechner verbirgt.«
|479| Er unterbrach sich und sah Martinsson an. »Wie kommt Alfredsson voran?«
»Seiner Meinung nach ist alles sehr sonderbar.«
»Das finden wir auch, kannst du ihm bestellen. Etwas mehr muß er doch wohl sagen können.«
»Er ist beeindruckt von Modin.«
»Auch da sind wir seiner Meinung. Aber ist er überhaupt nicht weitergekommen?«
»Ich habe vor zwei Stunden mit ihm gesprochen. Was er da berichten konnte, hatte Modin uns schon gesagt. Es tickt ein unsichtbares Uhrwerk da drinnen. Etwas wird passieren. Jetzt ist er dabei, verschiedene Wahrscheinlichkeitsrechnungen und Reduktionsprogramme ablaufen zu lassen, um zu sehen, ob er eine Art Muster herausfiltern kann. Er steht auch in ständigem Kontakt mit den verschiedenen Datenzentren von Interpol. Um zu sehen, ob aus anderen Ländern Erfahrungen vorliegen, die uns Hinweise geben können. Ich habe den Eindruck, daß er tüchtig und gewissenhaft ist.«
»Dann verlassen wir uns auf ihn«, sagte Wallander.
»Aber was ist, wenn es sich wirklich um etwas handelt, was am Zwanzigsten geschehen soll? Das ist Montag. Es sind nicht einmal mehr vierunddreißig Stunden bis dahin.«
Ann-Britt hatte die Frage gestellt.
»Meine ganz ehrliche Antwort lautet, ich habe keine Ahnung«, sagte Wallander. »Aber weil wir nur allzugut wissen, daß jemand bereit ist, Morde zu begehen, um das Geheimnis zu schützen, muß es etwas Wichtiges sein.«
»Kann es sich um etwas anderes handeln als um eine Terroraktion?« fragte Hansson.
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