Wallander 08 - Die Brandmauer
auf seinem Computer nur eine Drohung war. Wir wissen nicht, ob dieses Haus beobachtet wurde. Aber wir müssen davon ausgehen.«
»Sie müssen sehr geschickt gewesen sein«, sagte Martinsson, der mit einem Handy am Ohr in der Tür stand. »Ich bin überzeugt davon, daß er seine Spuren verwischt hat.«
»Aber vielleicht hat es nicht geholfen«, wandte Wallander ein, »wenn er Material kopiert und damit heute nacht hier weitergearbeitet hat. Nachdem wir ihm für seine Hilfe gedankt und uns von ihm verabschiedet hatten.«
»Ich habe nichts gefunden«, sagte Martinsson. »Aber natürlich kannst du recht haben.«
Nachdem die regionale Suchaktion ausgelöst worden war, beschlossen sie, daß Martinsson bis auf weiteres in Modins Haus bleiben sollte, das sie als provisorisches Hauptquartier benutzen wollten. Es konnte ja sein, daß Robert Modin sich hier meldete. Ann-Britt sollte gemeinsam mit einem der Streifenwagen Sandhammaren übernehmen, während Wallander nach Backåkra fahren wollte.
Auf dem Weg zu den Autos sah Wallander, daß Ann-Britt bewaffnet war. Als sie gefahren war, ging er zurück ins Haus. Axel Modin saß auf seinem Stuhl in der Küche.
»Das Schrotgewehr«, bat Wallander. »Und ein paar Patronen.«
Wallander sah, wie in Modins Gesicht die Angst aufflammte.
»Nur zur Sicherheit«, sagte Wallander, um ihn zu beruhigen.
Modin stand auf und verließ die Küche. Er kam mit dem Gewehr und einer Schachtel Patronen zurück.
Wieder saß Wallander in Martinssons Wagen. Er fuhr in Richtung Backåkra. Der Verkehr auf der Hauptstraße kroch dahin. Die Lichter der Fahrzeuge kamen ihm aus dem Nebel entgegen und verschwanden wieder darin. Fieberhaft versuchte er zu verstehen, |472| wohin Robert Modin sich gewandt haben konnte. Was hatte er gedacht, als er sich aufmachte? Hatte er einen Plan im Kopf, oder war die Flucht tatsächlich so überstürzt gewesen, wie sein Vater sie geschildert hatte? Wallander sah ein, daß er keine Schlußfolgerungen ziehen konnte. Er kannte Robert Modin zu wenig.
Er wäre fast am Schild nach Backåkra vorbeigefahren. Er bog ab und erhöhte das Tempo, obwohl die Straße schmaler wurde. Aber er rechnete nicht damit, hier jemandem zu begegnen. In dieser Jahreszeit stand Backåkra mit dem Haus der Schwedischen Akademie leer und war verbarrikadiert. Auf dem Parkplatz hielt er an und stieg aus. In der Ferne hörte er ein Nebelhorn. Er konnte das Meer riechen. Die Sicht lag jetzt bei wenigen Metern. Er machte eine Runde über den Parkplatz. Es war kein anderer Wagen da. Er ging zu dem um einen viereckigen Innenraum errichteten Hof. Verschlossen, verbarrikadiert. Was tue ich hier? dachte er. Wenn hier kein Auto steht, ist auch Robert Modin nicht da. Dennoch ging er weiter auf die Felder hinaus und wandte sich nach rechts, wo der Steinring und der Meditationsplatz lagen. Irgendwo weit weg schrie ein Vogel. Oder vielleicht war es ganz nah. Der Nebel beeinträchtigte sein Gefühl für Entfernungen. Er trug das Schrotgewehr unter dem Arm, die Patronenschachtel hatte er in der Tasche. Jetzt hörte er das Meer rauschen. Er kam zum Steinring. Hier war niemand, und es schien auch lange niemand hiergewesen zu sein. Er holte sein Handy heraus und rief Ann-Britt an. Sie antwortete von Sandhammaren. Von Modins Auto noch immer keine Spur. Aber sie hatte mit Martinsson gesprochen, der berichtet hatte, daß sich alle Polizeibezirke bis hinauf zur småländischen Grenze an der Suche beteiligten.
»Der Nebel ist örtlich begrenzt«, sagte sie. »In Sturup landen und starten die Flugzeuge normal. Etwas nördlich von Brösarp ist klare Sicht.«
»So weit ist er nicht gekommen«, sagte Wallander. »Er ist irgendwo hier in der Nähe. Da bin ich mir sicher.«
Er beendete das Gespräch und machte sich auf den Rückweg. Etwas ließ ihn plötzlich aufhorchen. Ein Wagen näherte sich dem Parkplatz. Modin war in einem normalen Personenwagen unterwegs, einem Golf. Aber dieses Geräusch hörte sich anders an. |473| Ohne zu wissen, warum, lud er das Gewehr. Dann ging er weiter. Das Motorengeräusch verstummte. Wallander blieb stehen. Eine Wagentür wurde geöffnet, aber nicht wieder geschlossen. Wallander war sicher, daß es nicht Modin war. Vermutlich war es jemand, der nach dem Haus sehen wollte. Oder der untersuchen wollte, was das für ein Wagen war, in dem Wallander gekommen war. Die Gefahr eines Einbruchs bestand immer. Wallander ging weiter. Plötzlich blieb er wieder stehen. Er versuchte durch den Nebel zu
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