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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Schlafen erwische, fliegst du«, fuhr er ihn an.
    José öffnete den Mund, um etwas zu erwidern. Aber Carter hob die Hand. Er ertrug es nicht, sich Erklärungen anzuhören. Er kehrte zurück hinters Haus. Sein Hemd klebte bereits an der schweißnassen Haut. Es lag nicht in erster Linie an der Hitze. Die |485| Unruhe kam von innen. Carter versuchte, ganz klar und ganz ruhig zu denken. Cheng hatte versagt. Sein weiblicher Wachhund dagegen hatte bisher geleistet, was er erwartet hatte. Aber ihre Fähigkeiten, zu agieren, waren trotzdem begrenzt. Carter stand vollkommen still und beobachtete einen Gecko, der mit dem Kopf nach unten an der Rückenlehne eines Gartenstuhls hing. Carter wußte, daß er keine Alternative mehr hatte. Aber noch war es nicht zu spät. Er sah zur Uhr. Um 23   Uhr ging ein Nachtflug nach Lissabon. Noch sechs Stunden. Ich kann das Risiko nicht eingehen, daß jetzt noch etwas dazwischenkommt, dachte er. Also muß ich fliegen.
    Der Beschluß war gefaßt. Er kehrte ins Haus zurück. Im Arbeitszimmer setzte er sich an den Computer und schrieb eine E-Mail , in der er Bescheid gab, er sei auf dem Weg. Er erteilte die wenigen Instruktionen, die erforderlich waren.
    Dann rief er den Flugplatz an, um sein Ticket zu buchen. Die Maschine sei ausgebucht, hieß es. Aber nachdem er darum gebeten hatte, mit einem der Chefs der Fluggesellschaft verbunden zu werden, war das Problem rasch aus dem Weg geräumt.
    Er aß das von Celina vorbereitete Abendessen. Dann duschte er und packte seinen Koffer. Schon der Gedanke, in den Herbst und in die Kälte reisen zu müssen, ließ ihn frösteln.
    Um kurz nach neun fuhr er zum Flugplatz von Luanda.
    Mit zehnminütiger Verspätung, um 23.10, hob die Maschine der TAP nach Lissabon ab und verschwand am nächtlichen Himmel.
    *
    Sie waren um kurz nach vier im Polizeipräsidium von Ystad angekommen. Aus irgendeinem Grund war Robert Modin in das Zimmer gesetzt worden, das früher Svedberg gehört hatte und das jetzt hin und wieder von Beamten benutzt wurde, die sich vorübergehend mit Spezialaufträgen in Ystad befanden. Als Wallander in die Tür trat, saß Modin da und trank Kaffee. Er lächelte unsicher, als er Wallander erblickte.
    Wallander konnte die Angst erkennen, die sich darunter verbarg. »Wir gehen zu mir«, sagte er.
    |486| Modin nahm seinen Kaffeebecher und folgte ihm. Als er sich auf Wallanders Besucherstuhl setzte, fiel die Armlehne ab. Er erschrak.
    »Das passiert allen«, sagte Wallander. »Laß liegen.«
    Er setzte sich hinter seinen Schreibtisch und schob die Papiere, die darauf verstreut lagen, beiseite. »Deine Computer sind auf dem Weg hierher«, sagte er. »Martinsson holt sie.«
    Modin folgte ihm mit wachsamen Blicken.
    »Als keiner es sah, hast du einen Teil des Materials aus Falks Rechner kopiert und mit nach Hause genommen. Stimmt’s?«
    »Ich will mit einem Anwalt sprechen«, sagte Modin mit mühsam erkämpfter Entschlossenheit.
    »Es ist kein Anwalt nötig«, sagte Wallander. »Du hast nichts Ungesetzliches getan, jedenfalls nicht in meinen Augen. Aber ich muß ganz genau wissen, was geschehen ist.«
    Modin blieb mißtrauisch.
    »Du bist hier, damit wir dich beschützen können«, fuhr Wallander fort. »Aus keinem anderen Grund. Du bist weder festgenommen, noch stehst du unter irgendeinem Verdacht.«
    Modin schien mit sich zu kämpfen, ob er es wagen sollte, Wallander zu trauen. Wallander wartete.
    »Kann ich das schriftlich haben?« fragte Modin schließlich.
    Wallander nahm einen Block und schrieb, daß er die Richtigkeit seiner Worte garantiere. Dann unterzeichnete er mit seinem Namen.
    »Einen Stempel kriegst du nicht«, sagte er. »Aber hier hast du es schriftlich.«
    »Das genügt nicht«, sagte Modin.
    »Es muß zwischen uns genügen«, erwiderte Wallander. »Sonst besteht die Gefahr, daß ich es mir anders überlege.«
    Modin begriff, daß er es ernst meinte.
    »Was ist passiert?« wiederholte Wallander. »Du hast einen Drohbrief auf deinem Computer erhalten. Ich habe ihn selbst gelesen. Und plötzlich siehst du ein Auto auf dem Weg zwischen den Äckern hinter eurem Haus.«
    Modin sah ihn verblüfft an. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich weiß es eben«, sagte Wallander. »Woher und wieso, spielt |487| keine Rolle. Du hast Angst bekommen und bist abgehauen. Die Frage ist nur, warum du solche Angst bekommen hast.«
    »Sie hatten mich aufgespürt.«
    »Du hast also die Spuren doch nicht ordentlich verwischt? Den gleichen Fehler gemacht wie beim

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