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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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passiert dann?«
    »Man kann natürlich den Stecker herausziehen und ein Schild anbringen, daß der Kaffeeautomat defekt ist. Dann muß man das Programm auswechseln, von dem das Ganze gesteuert wird.«
    »Ist es etwas in der Art, woran Modin denkt?«
    »Ja, allerdings in größerem Maßstab.«
    »Aber wir haben keine Ahnung, wo Falks symbolische Kaffeemaschine aufgestellt ist?«
    »Sie kann einfach überall sein.«
    »Das heißt, daß derjenige, der die Lawine in Gang setzt, sich nicht notwendigerweiSe darüber im klaren ist?«
    »Für den, der hinter dem Ganzen steckt, ist es natürlich ein Vorteil, selbst nicht anwesend zu sein.«
    »Wir suchen mit anderen Worten nach einem symbolischen Kaffeeautomaten«, sagte Wallander.
    »So kann man es natürlich ausdrücken. Aber noch besser wäre es, zu sagen, daß wir nach der Nadel in einem Heuhaufen suchen. Ohne daß wir richtig wissen, wo sich der Heuhaufen befindet.«
    |497| Wallander trat ans Fenster und sah hinaus. Es war schon dunkel geworden. Martinsson stellte sich neben ihn.
    »Wenn das, was wir glauben, zutrifft, haben wir es mit einer extrem fest zusammengeschweißten und effektiven Sabotagegruppe zu tun«, sagte Wallander. »Die Leute sind kompetent, und sie sind rücksichtslos. Nichts kann sie aufhalten.«
    »Aber worauf sind sie eigentlich aus?«
    »Modin hat vielleicht recht, und sie wollen einen finanziellen Erdrutsch in Gang setzen.«
    Martinsson dachte schweigend über Wallanders Worte nach.
    »Ich möchte, daß du etwas tust«, sagte Wallander. »Ich möchte, daß du in dein Zimmer gehst und ein Protokoll über all das zusammenstellst. Nimm Alfredsson zu Hilfe. Dann schickst du es nach Stockholm. Und an alle ausländischen Polizeiorganisationen, die dir einfallen.«
    »Wenn wir uns irren, werden wir ausgelacht.«
    »Das Risiko müssen wir in Kauf nehmen. Gib mir die Papiere, und ich unterzeichne sie.«
    Martinsson ging. Wallander blieb im Eßraum stehen und verlor sich in Gedanken. Ohne daß er es merkte, kam Ann-Britt herein. Er fuhr zusammen, als sie plötzlich neben ihm stand.
    »Mir ist etwas eingefallen«, sagte sie. »Du hast von einem Filmplakat in Sonja Hökbergs Kleiderschrank erzählt.«
    »›Im Auftrag des Teufels‹. Ich habe den Film zu Hause. Aber ich hatte noch keine Zeit, ihn anzusehen.«
    »Ich dachte nicht so sehr an den Film«, sagte sie. »Sondern an Al Pacino. Es kam mir plötzlich in den Sinn, daß es eine Ähnlichkeit gibt.«
    Wallander sah sie forschend an. »Ähnlichkeit mit was?«
    »Mit der Zeichnung, die sie gemacht hat. Als sie ins Gesicht geschlagen wird. Eins ist nicht von der Hand zu weisen.«
    »Was?«
    »Daß Carl-Einar Lundberg Al Pacino ähnelt. Auch wenn er eine bedeutend häßlichere Variante ist.«
    Wallander sah ein, daß sie recht hatte. Er hatte einen Bericht durchgeblättert, den sie in sein Zimmer gelegt hatte. Darin war ein Foto von Lundberg gewesen. Aber da hatte er nicht an die Ähnlichkeit |498| gedacht. Noch ein Puzzleteil, das plötzlich an seinen Platz glitt.
    Sie setzten sich an einen Tisch. Ann-Britt war müde.
    »Ich bin zu Eva Persson nach Hause gefahren«, sagte sie. »In der vergeblichen Hoffnung, sie könnte doch noch mehr zu sagen haben.«
    »Wie ging es ihr?«
    »Das schlimmste ist, daß sie so unberührt wirkt. Wenn sie wenigstens verweint aussähe. Oder unausgeschlafen. Aber sie kaut ihre Kaugummis, und man bekommt den Eindruck, als störe sie vor allem, daß sie auf Fragen antworten soll.«
    »Sie frißt es in sich hinein«, sagte Wallander im Brustton der Überzeugung. »In ihrem Inneren brodelt es. Auch wenn wir nichts davon sehen.«
    »Ich hoffe, du hast recht.«
    »Und hatte sie etwas zu sagen?«
    »Nein. Weder sie noch Sonja Hökberg hatten eine Ahnung davon, was sie ins Rollen gebracht haben, als Sonja Rache nahm.«
    Wallander erzählte ihr, was sich im Laufe des Nachmittags ergeben hatte.
    »Etwas Vergleichbares haben wir noch nicht einmal annähernd erlebt«, sagte sie, als er geendet hatte. »Wenn es stimmt.«
    »Wir werden es am Montag erfahren. Falls es uns nicht vorher gelingt, es zu verhindern.«
    »Meinst du, wir schaffen das?«
    »Vielleicht. Vielleicht hilft es, daß Martinsson mit der Polizei in der ganzen Welt Kontakt aufnimmt. Außerdem ist Alfredsson dabei, die Institutionen zu informieren, die wir identifizieren konnten.«
    »Die Zeit ist knapp. Wenn das mit Montag stimmt. Wir haben schon Sonntag.«
    »Die Zeit ist immer knapp«, entgegnete Wallander.
     
    Um neun Uhr

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