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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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gekommen. Er war groß, schlank und sonnengebräunt und hielt eine Waffe in der Hand. Er war noch zehn Meter entfernt. Wallander konnte nirgendwo in Deckung gehen. Er schloß die Augen. Das Gefühl vom Acker kehrte zurück. Die abgelaufene Zeit. Bis hierhergekommen zu sein und nicht weiter. Er wartete auf den Schuß, der nicht kam. Er öffnete die Augen wieder. Der Mann hielt die Waffe auf ihn gerichtet, aber er blickte gleichzeitig auf seine Uhr. Die Zeit, dachte Wallander. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen. Ich hatte recht. Worin ich recht hatte, weiß ich nicht. Aber ich hatte recht.
    Der Mann bedeutete Wallander durch Zeichen, näher zu kommen und die Hände hochzunehmen. Er nahm Wallanders Waffe aus dessen Tasche und warf sie in einen Papierkorb neben dem Geldautomaten. Mit der linken Hand streckte er ihm eine Plastikkarte entgegen und sagte in gebrochenem Schwedisch einige Zahlen. »Eins, fünf, fünf, eins.«
    Er ließ die Karte auf den Asphalt fallen und zeigte mit der Waffe darauf. Wallander hob sie auf. Der Mann trat ein paar Schritte zur Seite. Wieder schaute er auf die Uhr. Dann zeigte er auf den Geldautomaten. Es war eine heftige Bewegung. Zum erstenmal wirkte der Mann nervös. Wallander trat vor. Als er den Kopf drehte, sah er Robert Modin vollkommen reglos dastehen. Im Moment war es Wallander vollkommen gleichgültig, was geschehen würde, wenn er die Karte hineinsteckte und die Nummer eingab. Robert Modin lebte. Das war das wichtigste. Aber wie würde er Modins Leben schützen können? Wallander suchte nach einem Ausweg. Wenn er einen Ausfall gegen den Mann versuchte, würde dieser ihn sofort erschießen. Robert Modin würde es sicher auch nicht gelingen, wegzulaufen. Wallander schob die Karte in den Schlitz. Im selben Augenblick fiel ein Schuß. Die Kugel schlug auf dem Asphalt auf und verschwand mit einem Heulen. Der Mann fuhr herum. Wallander entdeckte Martinsson auf der anderen Seite des Parkplatzes. Der Abstand betrug mindestens dreißig Meter. Wallander warf sich zur Seite und faßte gleichzeitig mit einer Hand in den |548| Papierkorb. Er fand seine Pistole. Der Mann schoß auf Martinsson. Traf aber nicht. Wallander drückte ab. Er traf den Mann mitten in die Brust. Der sackte in sich zusammen und blieb auf dem Asphalt liegen. Robert Modin stand immer noch wie angewurzelt da.
    »Was ist los?« schrie Martinsson.
    »Du kannst kommen«, rief Wallander zurück.
    Der Mann auf dem Asphalt war tot.
    »Wieso bist du hier?« fragte Wallander.
    »Wenn du überhaupt recht hattest, dann mußte es doch hier sein«, antwortete Martinsson. »Falk hätte doch bestimmt den Automaten gewählt, der am nächsten bei seiner Wohnung lag und an dem er auf seinen Spaziergängen vorbeikam. Ich habe Nyberg gebeten, meinen Geldautomaten im Zentrum zu bewachen.«
    »Er sollte doch Lisa Holgersson anrufen?«
    »Es gibt doch Handys.«
    »Kümmer du dich um das hier«, sagte Wallander. »Ich rede mit Modin.«
    Martinsson zeigte auf den Toten. »Wer ist das?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich glaube, sein Name fängt mit C an.«
    »Ist es jetzt vorbei?«
    »Vielleicht. Ich glaube wohl. Aber was eigentlich vorbei ist, weiß ich wirklich nicht.«
    Wallander dachte, daß er Martinsson hätte danken sollen. Aber er sagte nichts. Statt dessen ging er zu Modin, der immer noch wie angenagelt am selben Fleck stand wie vorher. Martinsson und Wallander würden sich schon noch in einem leeren Korridor begegnen, wenn die Zeit der Abrechnung gekommen war.
     
    Robert Modin hatte Tränen in den Augen.
    »Er hat mir gesagt, ich sollte auf Sie zugehen. Sonst würde er meine Eltern umbringen.«
    »Darüber reden wir später«, sagte Wallander. »Bist du okay?«
    »Er sagte zuerst, ich sollte in Malmö bleiben und meine Arbeit zu Ende bringen. Dann hat er sie erschossen. Und wir sind weggefahren. Ich lag im Kofferraum und habe kaum Luft gekriegt. Aber wir hatten recht.«
    »Ja«, sagte Wallander. »Wir hatten recht.«
    |549| »Haben Sie meinen Zettel gefunden?«
    »Ja, ich habe ihn gefunden.«
    »Erst hinterher habe ich im Ernst geglaubt, daß es so sein könnte. Irgendein Geldautomat. Wo die Leute kommen und gehen und Geld abheben.«
    »Du hättest es mir sagen sollen«, sagte Wallander. »Aber vielleicht hätte ich auch selbst darauf kommen müssen. In einem frühen Stadium waren wir davon überzeugt, daß sich alles irgendwie um Geld dreht. Da hätte ich an einen Geldautomaten als Auslöser denken müssen.«
    »Eine Abschußrampe für eine

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