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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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erwiderte Wallander. »Aber du kannst ja bis sechs Uhr warten.«
    Nyberg sah ihn an und lächelte.
    |545| Wallander hatte noch etwas zu sagen. »Wir dürfen Robert Modin nicht vergessen. Und den großen, schlanken und sonnengebräunten Mann. Wir wissen nicht, welche Sprache er spricht. Vielleicht Schwedisch, vielleicht etwas anderes. Aber wir müssen damit rechnen, daß er oder jemand anders den fraglichen Geldautomaten beobachtet. Wenn ich denn recht habe. Bei der geringsten Unsicherheit, dem geringsten Verdacht müßt ihr mit uns anderen Kontakt aufnehmen.«
    »Ich habe schon vieles bewacht in meinem Leben«, sagte Alfredsson, »aber einen Geldautomaten noch nie.«
    »Einmal ist immer das erstemal. Hast du eine Waffe bei dir?«
    Alfredsson schüttelte den Kopf.
    »Besorg ihm eine«, sagte Wallander zu Ann-Britt. »Los jetzt!«
     
    Es war zehn Minuten nach fünf, als Wallander das Präsidium verließ. Der Wind hatte wieder aufgefrischt, und es war kälter geworden. Er fuhr voller dunkler Befürchtungen zu den Kaufhäusern hinauf. Das meiste sprach natürlich dafür, daß er sich irrte. Aber weiter als bis hierhin konnten sie an einem Sitzungstisch im Augenblick nicht kommen. Wallander parkte vor dem Finanzamt. Um ihn herum war es verlassen und dunkel. Noch keine Morgendämmerung. Er zog den Reißverschluß seiner Jacke hoch und blickte sich um. Dann ging er zu dem Geldautomaten. Es gab keinen Grund, warum er unsichtbar bleiben sollte. Das Funkgerät, das er in die Tasche gesteckt hatte, schnarrte. Es war Ann-Britt, die mitteilte, daß alle auf ihren Posten waren. Alfredsson hatte sofort Probleme bekommen. Ein paar Betrunkene hatten darauf bestanden, Geld abheben zu wollen. Er hatte einen Streifenwagen zu Hilfe gerufen.
    »Laß den Wagen zirkulieren«, sagte Wallander. »In einer Stunde, wenn die Leute allmählich aufstehen, wird es schlimmer.«
    »Martinsson hat noch Geld abgehoben«, fuhr Ann-Britt fort. »Aber es ist nichts passiert.«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Wallander. »Was auch passiert, wir werden es nicht entdecken.«
    Das Funkgerät verstummte. Wallander betrachtete einen umgekippten Einkaufswagen auf dem Parkplatz. Bis auf einen kleineren |546| Lastwagen war der Parkplatz leer. Ein Reklameplakat, auf dem für Schweinerippchen zum Sonderpreis geworben wurde, wirbelte umher. Es war drei Minuten vor halb sechs. Auf der Straße nach Malmö donnerte ein Lastzug in westlicher Richtung. Wallander dachte an Elvira Lindfeldt, spürte aber sofort, daß er es nicht ertrug. Das mußte später kommen. Daß er sich klarmachte, wie er sich dermaßen hatte hinters Licht führen lassen. Und die Kränkung. Wallander drehte den Rücken zum Wind und trat von einem Fuß auf den anderen, um nicht kalt zu werden. Er hörte ein Auto näher kommen. Ein Personenwagen mit dem Reklameschild einer Elektrofirma auf den Türen fuhr vor und hielt an. Der Mann, der heraussprang, war groß und schlank. Wallander fuhr zusammen und griff nach der Pistole. Dann entspannte er sich wieder. Er kannte den Mann. Er hatte einmal die Leitungen im Haus seines Vaters in Löderup repariert.
    Der Mann nickte. »Ist der kaputt?«
    »Sie können im Moment nichts abheben.«
    »Dann muß ich in die Stadt fahren.«
    »Da ist es leider auch nicht möglich.«
    »Was ist denn los?«
    »Eine vorübergehende Störung.«
    »Die die Polizei überwachen muß?«
    Wallander antwortete nicht. Der Mann stieg mürrisch in seinen Wagen und fuhr davon. Wallander sah ein, daß das ihre einzige Möglichkeit war. Auf einen technischen Defekt zu verweisen. Aber ihm grauste schon bei dem Gedanken daran, was passieren würde, wenn die Sache herauskam. Womit würde er sich eigentlich rechtfertigen können? Lisa Holgerssson würde die Aktion wahrscheinlich stoppen. Seine Gründe waren allzu vage. Dann würde er nichts machen können. Und Martinsson hätte noch ein Argument mehr dafür, daß Wallander den Anforderungen als Ermittlungsleiter nicht länger gewachsen war.
    Dann entdeckte er einen Mann, der über den Parkplatz kam. Einen jungen Mann. Er war neben dem einsamen Kleinlaster aufgetaucht. Er kam auf Wallander zu. Es dauerte einige Sekunden, bis Wallander begriff, wer der junge Mann war. Robert Modin. Wallander bewegte sich nicht. Hielt den Atem an. Er verstand |547| nicht. Plötzlich drehte Modin ihm den Rücken zu. Wallander begriff, ohne zu verstehen – eine instinktive Reaktion. Er warf sich zur Seite. Der Mann hinter ihm war von der Rückseite der Kaufhäuser

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