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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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den wüsten Ausbruch des Mädchens. Ihre ungerührten Augen. Dann klingelte das Telefon. Er richtete sich auf, stellte die Musik leiser und nahm ab.
    »Kurt?«
    Er erkannte die Stimme sofort. Es war Sten Widén. Unter Wallanders wenigen Freunden war Sten der älteste.
    »Lange her.«
    »Es ist immer lange her, wenn wir miteinander reden. Wie geht es dir? Im Präsidium hat mir jemand gesagt, daß du krank bist.«
    »Halsschmerzen. Nichts Besonderes.«
    »Ich dachte, wir könnten uns treffen.«
    |76| »Gerade im Moment ist es schwierig. Du hast vielleicht die Nachrichten gesehen?«
    »Ich sehe weder Nachrichten, noch lese ich Zeitung. Außer die Ergebnisse von Galopprennen und den Wetterbericht.«
    »Wir haben eine Person, die sich auf der Flucht befindet. Ich muß diese Person kriegen. Danach können wir uns sehen.«
    »Ich wollte mich verabschieden.«
    Wallander spürte, wie etwas in seinem Magen sich verkrampfte. War Sten krank? Hatte er seine Leber endgültig kaputtgesoffen?
    »Warum das? Warum dich verabschieden?«
    »Ich verkaufe den Hof und geh weg.«
    In den letzten Jahren hatte Sten Widén immer wieder davon gesprochen, aufbrechen zu wollen. Der Hof, den er von seinem Vater geerbt hatte, war immer mehr zu einer trostlosen Belastung geworden. Lange Abende hatte Wallander seinen Träumen von einem anderen Leben zugehört, das er beginnen wollte, bevor es zu spät war. Er hatte Widéns Träumen nie größeren Ernst beigemessen als seinen eigenen. Offenbar war das ein Irrtum gewesen. Wenn Sten betrunken war, was häufig vorkam, konnte er übertreiben. Aber jetzt wirkte er nüchtern und voller Energie. Die normalerweise schleppende Stimme war verändert.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja. Ich fahre.«
    »Wohin?«
    »Das habe ich noch nicht entschieden. Aber bald ist es soweit.«
    Der Knoten im Magen hatte sich wieder gelöst. Statt dessen empfand Wallander Neid. Sten Widéns Träume hatten sich trotz allem als tragfähiger erwiesen als seine eigenen.
    »Ich komme raus zu dir, sobald ich es schaffe. Im besten Fall schon in ein paar Tagen.«
    »Ich bin zu Hause.«
    Als das Gespräch beendet war, blieb Wallander lange untätig sitzen. Er konnte ein Gefühl des Neids nicht unterdrücken. Seine eigenen Träume von einem Aufbruch aus dem Polizistendasein wirkten unendlich entlegen. Was Sten Widén jetzt tat, würde er selbst nie schaffen.
    Er trank seinen Tee aus und trug die Tasse in die Küche. Das |77| Thermometer vor dem Fenster zeigte ein Grad über Null. Für Anfang Oktober war es kalt.
    Er ging zur Couch zurück. Die Musik war schwach zu hören. Er streckte sich nach der Fernbedienung und richtete sie auf die Musikanlage.
    Im gleichen Augenblick fiel der Strom aus.
    Zuerst glaubte er, es sei eine Sicherung. Aber als er sich tastend zum Fenster bewegt hatte, sah er, daß auch die Straßenlaternen erloschen waren.
    Er kehrte zur Couch zurück und wartete.
    Was er zu diesem Zeitpunkt nicht wußte, war, daß ein großer Teil Schonens im Dunkeln lag.

|78| 7
    Olle Andersson schlief. Das Telefon klingelte.
    Als er die Nachttischlampe anknipsen wollte, blieb alles dunkel. Im Nu war ihm klar, was der Anruf bedeutete. Er knipste die Taschenlampe an, die stets neben seinem Bett stand, und nahm den Hörer ab. Wie er vermutet hatte, kam der Anruf von der Betriebszentrale von Sydkraft, die rund um die Uhr besetzt war. Rune Ågren war am Apparat. Olle Andersson wußte, daß er in dieser Nacht vom 7. auf den 8.   Oktober Dienst hatte. Rune stammte aus Malmö und hatte seit über dreißig Jahren für verschiedene Kraftwerke gearbeitet. Im nächsten Jahr würde er in Rente gehen.
    Er kam direkt zur Sache. »Wir haben einen Spannungsabfall und Stromausfall in einem Viertel von Schonen.«
    Olle Andersson wunderte sich. Sie hatten zwar seit einigen Tagen starken Wind, aber er hatte noch lange keine Sturmstärke erreicht.
    »Weiß der Teufel, was da los ist«, fuhr Ågren fort. »Aber es ist die Transformatorstation bei Ystad, die ausgefallen ist. Also schmeiß dich in die Klamotten, und nichts wie hin.«
    Olle Andersson wußte, daß es eilte. Die Transformatorstation bei Ystad war ein Knotenpunkt in dem komplizierten Leitungsnetz, durch das der Strom über Städte und Regionen verteilt wurde. Wenn dort etwas passierte, konnte in einem großen Teil Schonens der Strom ausfallen. Es war ständig Personal in Bereitschaft, falls ein Störfall im Verteilernetz eintrat, und in dieser Woche war Olle Andersson für den Bezirk Ystad

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