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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Es muß von den Äckern kommen, dachte er; ein Bauer, der Mist auf die Äcker gefahren hat. Er ging weiter auf das niedrige Gebäude zu. Der Geruch wurde nicht schwächer.
    |81| Plötzlich blieb Andersson wie angewurzelt stehen. Die Stahltür war offen. Er machte ein paar Schritte rückwärts und griff zum Funkgerät.
    »Die Tür ist offen«, sagte er. »Hörst du mich?«
    »Ich höre. Was meinst du damit, die Tür ist offen?«
    »Genau das, was ich sage.«
    »Ist jemand da?«
    »Ich weiß nicht. Aber es sieht nicht so aus, als sei sie aufgebrochen worden.«
    »Wie kann sie dann offen sein?«
    »Ich weiß nicht.«
    Es wurde still im Funkgerät. Andersson fühlte sich plötzlich sehr einsam. Ågren meldete sich wieder.
    »Meinst du, sie ist aufgeschlossen worden?«
    »Es sieht so aus. Außerdem riecht es hier komisch.«
    »Sieh nach, was los ist. Es wird höchste Zeit. Die Chefs setzen mir schon zu. Sie rufen an wie die Irren und wollen wissen, was los ist.«
    Andersson holte tief Luft, ging zur Tür und leuchtete hinein. Zuerst begriff er nicht, was er sah. Der Gestank, der ihm entgegenschlug, war entsetzlich. Dann verstand er, was passiert war. Daß in dieser Oktobernacht in Schonen die Lichter ausgegangen waren, lag an der verkohlten Leiche, die zwischen den Sammelschienen hing. Ein Mensch hatte den Stromausfall herbeigeführt.
    Er stolperte rückwärts aus dem Häuschen und rief Ågren an. »Im Transformatorhaus ist eine Leiche.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bevor Ågren antwortete.
    »Sag das noch einmal.«
    »Da drinnen ist eine verkohlte Leiche. Ein Mensch hat den Kurzschluß verursacht.«
    »Ist das wirklich wahr?«
    »Du hörst doch, was ich sage! Ein Relaisschutz muß kaputtgegangen sein.«
    »Dann alarmieren wir die Polizei. Warte da, wo du bist. Wir müssen versuchen, das gesamte Leitungsnetz von hier aus umzukoppeln.«
    Im Funkgerät wurde es still. Olle merkte, wie er zitterte. Ihm |82| war unbegreiflich, was hier geschehen war. Warum ging ein Mensch in eine Transformatorstation und nahm sich das Leben, indem er sich Starkstrom durch den Körper jagte? Es war, als setzte man sich auf einen elektrischen Stuhl.
    Ihm war schlecht. Um sich nicht zu übergeben, ging er zum Auto zurück.
    Der Wind war böig und stark. Jetzt hatte es auch angefangen zu regnen.
     
    Der Alarmruf erreichte das im Dunkeln liegende Polizeipräsidium in Ystad kurz nach Mitternacht. Der Beamte, der das Gespräch von der Sydkraft entgegennahm, schrieb mit und nahm eine schnelle Einschätzung der Lage vor. Weil eine Leiche mit im Spiel war, rief er Hansson an, der Bereitschaftsdienst hatte und versprach, sogleich hinzufahren. Hansson hatte eine Kerze neben dem Telefon. Martinssons Nummer wußte er auswendig. Es dauerte lange, bis Martinsson sich meldete, weil er geschlafen und nicht mitbekommen hatte, daß der Strom ausgefallen war. Er hörte Hansson zu und begriff sofort, daß es ernst war. Als er aufgelegt hatte, fühlte er über die Tasten seines Telefons und drückte eine Nummer, die er auswendig konnte.
    Wallander war auf dem Sofa eingeschlafen, während er darauf wartete, daß der Strom zurückkam. Aber als das Klingeln des Telefons ihn weckte, war es immer noch pechschwarz um ihn her. Er riß das Telefon vom Tisch, als er nach dem Hörer griff.
    »Martinsson hier. Hansson hat gerade angerufen.«
    Wallander ahnte, daß etwas Ernstes passiert war, und hielt den Atem an.
    »Sie haben in einer Anlage von Sydkraft außerhalb von Ystad eine Leiche gefunden.«
    »Ist es deswegen dunkel?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich fand, daß du informiert werden solltest. Trotz deiner Krankheit.«
    Wallander schluckte. Sein Hals war noch immer geschwollen. Aber er hatte kein Fieber mehr. »Mein Auto ist kaputt«, sagte er. »Du mußt mich abholen.«
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    |83| »Fünf«, sagte Wallander. »Nicht mehr. Und wenn die ganze Gegend schwarz ist.«
    Er zog sich im Dunkeln an und ging hinunter auf die Straße. Es regnete. Martinsson kam nach sieben Minuten. Sie fuhren durch die unbeleuchtete Stadt. Hansson wartete an einem der Rondelle an der Ausfahrt.
    »Es ist eine Transformatorstation gleich nördlich vom Müllplatz«, sagte Martinsson.
    Wallander wußte, wo sie lag. Er hatte dort draußen in einem angrenzenden Waldstück mit Baiba einen Spaziergang gemacht, als sie bei ihm zu Besuch war.
    »Was genau ist denn passiert?«
    »Ich weiß nicht mehr, als ich dir gesagt habe. Sydkraft hat uns alarmiert. Sie haben die Leiche

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