Wallander 08 - Die Brandmauer
beiden?«
»Ja. Und sie waren an dem Abend hier. Es ist wichtig, daß du dich erinnerst. Wo sie saßen. Und ob sie in Begleitung waren.« Wallander konnte sehen, daß István wirklich versuchte, sich zu erinnern. Wallander wartete. István nahm die beiden Fotos und ging zwischen den Tischen umher. Er tastete sich vor, langsam, zögernd. Er sucht nach seinen Gästen, dachte Wallander. Er tut genau das, was ich selbst getan hätte. Die Frage ist nur, ob er sie in seiner Erinnerung findet.
An einem Tisch hinten am Fenster blieb István stehen. Wallander stand auf und ging zu ihm.
»Ich glaube, hier haben sie gesessen.«
»Bist du sicher?«
»Ziemlich.«
»Wer saß wo?«
István wurde unsicher. Wallander wartete, während István den |130| Tisch umkreiste, einmal, zweimal, bevor er innehielt. Er plazierte die Fotos von Sonja Hökberg und Eva Persson auf dem Tisch, als lege er zwei Speisekarten vor.
»Bist du sicher?«
»Ja.«
Aber Wallander sah, daß István die Stirn in Falten zog. Er suchte noch immer etwas in seiner Erinnerung. »Es geschah etwas im Laufe des Abends«, sagte er. »Daß ich mich an sie erinnern kann, hängt damit zusammen, daß ich bezweifelte, ob die eine wirklich achtzehn war.«
»Sie war es nicht«, sagte Wallander. »Aber vergiß es.«
István rief nach einer Laila, die sich in der Küche befand. Eine übergewichtige Kaltmamsell schaukelte herein.
»Setz dich hierhin«, sagte István. Das Mädchen war blond. Er ließ sie auf Eva Perssons Stuhl Platz nehmen.
»Was ist denn los?« fragte sie. Ihr Schonisch war selbst für Wallander schwer zu verstehen.
»Bleib einfach sitzen«, sagte István. »Bleib einfach sitzen.«
Wallander wartete. Er sah zu, wie István sich zu erinnern versuchte. »Etwas geschah im Laufe des Abends«, wiederholte István.
Dann kam er darauf. Er bat Laila, sich auf den anderen Platz zu setzen.
»Sie haben die Plätze getauscht«, sagte István. »Irgendwann im Laufe des Abends haben sie die Plätze getauscht.«
Laila kehrte in die Küche zurück. Wallander setzte sich auf den Platz, auf dem Sonja Hökberg zuerst gesessen hatte. Von dort aus blickte er auf eine Wand. Und auf das Fenster zur Straße. Aber der Rest des Lokals lag hinter ihm. Als er die Seite tauschte, hatte er die Eingangstür vor sich. Weil ein Pfeiler und eine Nische mit einem Gruppentisch den Blick auf das übrige Lokal verdeckten, konnte er nur einen Tisch sehen. Einen Zweiertisch.
»Saß jemand an dem Tisch dort?« fragte er. »Kannst du dich erinnern, ob jemand ungefähr zur gleichen Zeit kam, als die Mädchen die Plätze tauschten?«
István dachte nach. »Ja«, sagte er dann. »Du hast recht. Es kam jemand und setzte sich dorthin. Aber ob es gleichzeitig mit dem Plätzetausch der Mädchen war, das kann ich nicht sagen.«
|131| Wallander merkte, daß er den Atem anhielt. »Kannst du ihn beschreiben? Weißt du, wer er war?«
»Ich hatte ihn noch nie gesehen. Aber er ist leicht zu beschreiben.«
»Wieso?«
»Weil er schräge Augen hatte.«
Wallander begriff nicht. »Was meinst du damit?«
»Daß er Chinese war. Oder auf jeden Fall ein Asiat.«
Wallander überlegte. Er näherte sich einem wichtigen Punkt.
»Blieb er sitzen, nachdem die Mädchen mit dem Taxi weggefahren waren?«
»Ja. Bestimmt eine Stunde.«
»Hatten sie irgendwelchen Kontakt miteinander?«
István schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Ich habe nichts bemerkt. Aber es ist möglich.«
»Weißt du noch, wie der Mann seine Rechnung bezahlt hat?«
»Ich glaube, mit Kreditkarte. Aber ich bin mir nicht sicher.«
»Gut«, sagte Wallander. »Ich möchte, daß du die Rechnung heraussuchst.«
»Die habe ich schon weggeschickt. Ich glaube, es war American Express.«
»Dann suchen wir deine Kopie«, sagte Wallander.
Der Kaffee war kalt geworden. Er merkte, daß er es eilig hatte. Sonja Hökberg sah jemanden auf der Straße kommen, dachte er. Dann tauschte sie den Platz, um besser sehen zu können. Und der Mann war ein Asiat.
»Wonach suchst du eigentlich?« fragte István.
»Ich versuche zunächst einfach nur zu verstehen, was passiert ist«, antwortete Wallander. »Weiter bin ich noch nicht.«
Er verabschiedete sich von István und verließ das Lokal.
»Ein Mann mit schrägen Augen«, dachte er.
Plötzlich war seine Unruhe wieder da. Jetzt hatte er es eilig.
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Außer Atem erreichte Wallander das Präsidium. Er war gelaufen, weil er wußte, daß Ann-Britt gerade mit Eva Persson sprach. Es war
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