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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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hat.«
    »Müssen wir nicht noch etwas fragen?« warf Ann-Britt ein. »Nämlich auf wen er geschossen hat?«
    Wallander hatte sich diese Frage von Anfang an gestellt. Konnte es mit der Nacht zusammenhängen, als er allein in der Wohnung gewesen war? Hatte sein Instinkt ihn nicht getäuscht, als er mehrmals ans Fenster getreten war, um vorsichtig in die Dunkelheit hinauszuspähen? Hatte jemand ihn beobachtet? Er dachte, daß jetzt der Zeitpunkt gekommen war, die Wahrheit zu sagen. Doch etwas hielt ihn noch zurück.
    »Warum sollte jemand auf mich schießen«, fragte er. »Ich war zufällig hier, als der Mann zurückkam. Wir sollten uns eher fragen, wonach er gesucht hat. Was wiederum heißt, daß Frau Falk so schnell wie möglich herkommen sollte.«
    |187| Martinsson verließ die Apelbergsgata zusammen mit Lisa Holgersson. Die Techniker beendeten ihre Arbeit. Ann-Britt blieb mit Wallander in der Küche sitzen. Frau Falk hatte angerufen und gesagt, sie sei unterwegs.
    »Wie fühlst du dich?« fragte Ann-Britt.
    »Beschissen. Du kennst das ja.«
    Vor ein paar Jahren war Ann-Britt Höglund auf einem Lehmacker außerhalb von Ystad niedergeschossen worden. Es war teilweise Wallanders Fehler gewesen, weil er sie dorthin beordert hatte, ohne zu bemerken, daß die Person, die sie festnehmen wollten, mit einer Pistole bewaffnet war, die Hansson zuvor verloren hatte. Sie war lebensgefährlich verletzt worden und erst nach einer langen Pause wieder zurückgekommen. Als sie eines Tages ihren Dienst wieder antrat, war sie verändert. Wallander gegenüber hatte sie mehrfach von der Angst gesprochen, die sie bis in ihre Träume verfolgte.
    »Ich bin davongekommen«, fuhr Wallander fort. »Einmal bin ich niedergestochen worden. Aber von einer Kugel bin ich bisher verschont geblieben.«
    »Du solltest mit jemandem reden«, meinte sie. »Dafür gibt es Therapiegruppen.«
    Wallander schüttelte ungeduldig den Kopf. »Nicht nötig. Und ich will auch nicht mehr darüber reden.«
    »Ich begreife nicht, warum du dauernd so stur sein mußt. Du bist ein guter Kriminalbeamter, aber du bist letztlich auch nur ein Mensch. Und wenn du dir noch so sehr etwas anderes einbildest. Aber du irrst dich.«
    Wallander war verblüfft über ihren Ausbruch. Aber sie hatte vollkommen recht. Die Polizistenrolle, in die er jeden Tag schlüpfte, verbarg einen Menschen, den er fast vergessen hatte.
    »Auf jeden Fall solltest du nach Hause gehen«, sagte sie.
    »Und was würde das ändern?«
    Im gleichen Augenblick betrat Marianne Falk die Wohnung. Wallander ergriff die Gelegenheit, Ann-Britt und ihre lästigen Fragen loszuwerden.
    »Ich möchte alleine mit ihr sprechen«, sagte er. »Danke für die Hilfe.«
    |188| »Welche Hilfe?«
    Ann-Britt ging. Wallander wurde von einem kurzen Schwindel erfaßt, als er aufstand.
    »Was war vorhin eigentlich los?« fragte Marianne Falk.
    Wallander bemerkte eine kräftige Schwellung auf ihrer rechten Wange. »Ich kam kurz vor drei Uhr. Dann hörte ich die Tür gehen. Ich dachte, Sie seien es. Aber das war ein Irrtum.«
    »Und wer war es?«
    »Ich weiß es nicht. Und Sie wissen es offenbar auch nicht.«
    »Ich bin nicht einmal dazu gekommen, ihn anzusehen.«
    »Aber Sie sind sicher, daß es ein Mann war?«
    Die Frage überraschte sie, und sie dachte nach, bevor sie antwortete. »Ja«, sagte sie dann. »Es war ein Mann.«
    Wallander wußte, daß sie recht hatte. Ohne daß er es irgendwie begründen konnte.
    »Lassen Sie uns im Wohnzimmer anfangen«, sagte er. »Ich möchte, daß Sie durchs Zimmer gehen und nachsehen, ob etwas fehlt. Dann gehen Sie ins nächste Zimmer. Lassen Sie sich Zeit. Sie können Schubladen öffnen und hinter die Gardinen schauen.«
    »Das hätte Tynnes nie zugelassen. Er war ein Mann mit vielen Geheimnissen.«
    »Wir reden nachher weiter«, unterbrach Wallander sie. »Fangen Sie im Wohnzimmer an.«
    Sie gab sich wirklich Mühe. Von der Tür aus beobachtete er sie. Je länger er sie ansah, desto schöner wurde sie, fand er. Er fragte sich, wie er eine Kontaktannonce formulieren müßte, auf die sie antworten würde. Sie ging weiter ins Schlafzimmer. Er wartete auf ein Zeichen, ein Zögern. Daß vielleicht trotz allem etwas fehlte. Als sie wieder in die Küche kamen, war über eine halbe Stunde vergangen.
    »Sie haben seinen Kleiderschrank nicht aufgemacht«, sagte Wallander.
    »Ich weiß sowieso nicht, was darin ist. Wie sollte ich dann sagen können, daß etwas fehlt?«
    »Kam es Ihnen so vor, als fehlte in

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