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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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den Zimmern etwas?«
    »Nein, nichts.«
    »Wie gut kannten Sie eigentlich seine Wohnung?«
    |189| »Wir haben hier nie zusammen gewohnt. Er ist hierhergezogen, als wir uns scheiden ließen. Manchmal rief er an. Ab und zu aßen wir zusammen zu Abend. Die Kinder haben ihn häufiger besucht als ich.«
    Wallander versuchte sich zu erinnern, was Martinsson gesagt hatte, als er zum ersten Mal von dem Toten vor dem Geldautomaten erzählt hatte.
    »Stimmt es, daß Ihre Tochter in Paris wohnt?«
    »Ina ist siebzehn und arbeitet als Kindermädchen in der dänischen Botschaft. Sie will Französisch lernen.«
    »Und ihr Sohn?«
    »Jan? Der studiert in Stockholm. Er ist neunzehn.«
    Wallander lenkte das Gespräch wieder auf die Wohnung. »Glauben Sie, es wäre Ihnen aufgefallen, wenn etwas gefehlt hätte?«
    »Nur wenn es etwas wäre, was ich schon früher gesehen hätte.«
    Wallander nickte. Dann entschuldigte er sich. Er ging zurück ins Wohnzimmer und entfernte einen von drei Porzellanhähnen, die auf einer Fensterbank standen. Danach ging er zurück in die Küche und bat sie, das Wohnzimmer noch einmal anzuschauen.
    Sie entdeckte sofort, daß der Hahn fehlte. Wallander sah ein, daß sie nicht weiterkamen.
    Sie setzten sich in die Küche. Es war fast fünf. Das Herbstdunkel senkte sich über die Stadt.
    »Was machte er beruflich?« fragte Wallander. »Ich weiß nur, daß er eine Einmann-Firma in der Computerbranche betrieb.«
    »Er war Berater.«
    »Und was bedeutet das?«
    Sie sah ihn verwundert an. »Dieses Land wird heutzutage von Beratern geführt. Bald werden die Parteivorsitzenden von Beratern ersetzt werden. Berater sind hochbezahlte Experten, die im Land umherfliegen und mit Lösungen aufwarten. Wenn es schiefgeht, müssen sie auch die Rolle des Sündenbocks spielen. Aber für diese Leiden werden sie ganz gut bezahlt.«
    »Ihr Mann war also Berater in der Computerbranche?«
    »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie Tynnes Falk nicht ›meinen Mann‹ nennen würden. Das war er nicht mehr.«
    |190| Wallander wurde ungeduldig. »Können Sie ein bißchen detaillierter schildern, was er machte?«
    »Er war sehr geschickt darin, verschiedene Steuerungssysteme aufzubauen.«
    »Und was bedeutet das?«
    Zum erstenmal lächelte sie. »Ich glaube nicht, daß ich Ihnen das erklären kann, wenn Sie nicht einmal die elementarsten Kenntnisse davon haben, wie Computer funktionieren.«
    Wallander sah ein, daß sie recht hatte. »Wer waren seine Kunden?«
    »Soweit ich weiß, arbeitete er viel mit Banken zusammen.«
    »Eine spezielle Bank?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wer kann das wissen?«
    »Er hatte einen Steuerberater.«
    Wallander suchte in seinen Taschen nach einem Stück Papier, um den Namen aufzuschreiben. Er fand nur die Rechnung der Kfz-Werkstatt.
    »Er heißt Rolf Stenius und hat sein Büro in Malmö. Seine Adresse oder Telefonnummer kenne ich nicht.«
    Wallander legte den Stift weg. Eine Ahnung, etwas übersehen zu haben, tauchte in seinem Kopf auf. Er versuchte, den Gedanken zu fassen, aber vergeblich.
    Marianne Falk hatte ein Päckchen Zigaretten ausgepackt. »Stört es Sie, wenn ich rauche?«
    »Ganz und gar nicht.«
    Sie holte eine Untertasse von der Spüle und zündete die Zigarette an.
    »Tynnes würde sich im Grab umdrehen. Er haßte Zigaretten. Während unserer Ehe hat er mich auf die Straße gejagt, wenn ich rauchen wollte. Jetzt kann ich mich wenigstens ein kleines bißchen rächen.«
    Wallander ergriff die Gelegenheit, um das Thema zu wechseln. »Als wir zum erstenmal miteinander sprachen, sagten Sie, er habe Feinde gehabt. Und er sei beunruhigt gewesen.«
    »Das war mein Eindruck.«
    »Es ist Ihnen sicher klar, daß dies sehr wichtig ist.«
    |191| »Wenn ich mehr wüßte, würde ich es bestimmt erzählen. Aber die Wahrheit ist, daß ich es nicht weiß.«
    »Man kann einem Menschen ansehen, wenn er beunruhigt ist. Aber kann man ihm ansehen, daß er Feinde hat? Er muß doch etwas gesagt haben.«
    Sie antwortete nicht sofort. Rauchte und schaute aus dem Fenster. Es war dunkel. Wallander wartete.
    »Es fing vor ein paar Jahren an«, begann sie. »Ich merkte, daß er beunruhigt war. Aber auch euphorisch. Als sei er manisch geworden. Dann fing er an, komische Bemerkungen zu machen. Ich kam zum Beispiel her, und wir tranken Kaffee. Plötzlich konnte er sagen: Wenn die Leute Bescheid wüßten, würden sie mich totschlagen. Oder: Man kann nie wissen, wie dicht die Verfolger einem auf den Fersen sind.«
    »Hat er das

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