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Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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In der Tür hielt er inne und lauschte ins Dunkel. Einen kurzen Augenblick glaubte er, aus der Wohnung das Atmen eines Menschen zu hören, und machte sich bereit zu fliehen, bevor er begriff, daß es Einbildung war. Er machte Licht und zog die Tür hinter sich zu.
    Der Raum war groß. Aber er war fast leer. Es gab nichts außer einem Tisch und einem Stuhl. Auf dem Tisch stand ein großer Computer. Wallander trat an den Tisch. Neben dem Computer lag etwas, was wie eine Zeichnung aussah. Wallander knipste die Tischlampe an.
    Nach einem Augenblick begriff er, was er sah.
    Die Zeichnung stellte die Transformatorstation dar, in der Sonja Hökberg tot aufgefunden worden war.

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    Wallander hielt den Atem an.
    Er glaubte, nicht richtig hingesehen zu haben. Die Zeichnung stelle etwas anderes dar. Aber dann verschwanden seine Zweifel. Er hatte recht. Vorsichtig legte er das Blatt Papier zurück neben den großen Computer mit seinem dunklen Bildschirm. Er sah, wie sich sein Gesicht im Licht der Lampe spiegelte. Auf dem Tisch stand ein Telefon. Er sollte jemanden anrufen. Martinsson oder Ann-Britt. Und Nyberg. Aber er nahm den Hörer nicht ab. Statt dessen begann er, langsam im Raum umherzugehen. Hier hat Tynnes Falk gesessen und gearbeitet, dachte er. Hinter einer Sicherheitstür, die für denjenigen, der es versuchte, sehr schwer zu bezwingen wäre. Hier hatte er gesessen und als Computerberater gearbeitet. Noch weiß ich nicht, was seine Arbeit beinhaltete. Aber eines Nachts liegt er tot vor einem Geldautomaten. Sein Körper verschwindet aus dem Leichenschauhaus. Und jetzt finde ich die Zeichnung einer Transformatorstation neben seinem Computer.
    Einen verwirrenden Augenblick lang glaubte Wallander, eine Erklärung zu ahnen. Aber das Gewimmel von Details war zu groß. Wallander ging im Raum auf und ab. Was ist da? dachte er. Und was fehlt? Ein Computer, ein Stuhl, ein Tisch und eine Lampe. Ein Telefon und eine Zeichnung. Aber keine Regale. Keine Aktenordner, keine Bücher. Nicht einmal ein Bleistift.
    Nachdem er eine Runde durch den Raum gemacht hatte, kehrte er zum Schreibtisch zurück, griff nach dem Lampenschirm, drehte ihn nach oben und leuchtete langsam die Wände ab. Das Licht der Lampe war stark, aber er konnte keine Anzeichen für mögliche Verstecke erkennen. Er setzte sich auf den Stuhl. Die Stille um ihn her war massiv. Fenster und Wände waren dick. Durch die Tür drang kein Laut. Wäre Martinsson dagewesen, hätte er ihn gebeten, |198| den Computer zu starten. Martinsson wäre begeistert gewesen. Aber er selbst wagte nicht, daran zu rühren. Von neuem dachte Wallander, daß er Martinsson anrufen sollte. Aber er zögerte noch. Ich muß verstehen, dachte er. Das ist das wichtigste. In kürzerer Zeit, als ich zu hoffen wagte, ist eine Reihe von Ereignissen miteinander verknüpft worden. Das Problem ist nur, daß ich das, was ich sehe, nicht deuten kann.
    Inzwischen war es fast acht Uhr geworden. Er entschloß sich endlich, Nyberg anzurufen.
    Es half nichts, daß es spät war und Nyberg mehrere Tage fast keinen Schlaf bekommen hatte. Viele würden meinen, daß die Untersuchung des Büros bis zum nächsten Tag warten konnte. Aber nicht Wallander. Sein Gefühl, daß Eile geboten war, wurde immer stärker. Er wählte die Nummer von Nybergs Handy. Nyberg hörte zu und enthielt sich jeden Kommentars. Nachdem er sich die Adresse aufgeschrieben hatte, ging Wallander hinunter auf die Straße, um auf ihn zu warten.
    Nyberg kam allein in seinem Wagen. Wallander half ihm, die Taschen hinaufzutragen.
    »Wonach suche ich hier?« fragte Nyberg, als sie in die Wohnung gekommen waren.
    »Fingerabdrücke. Verstecke.«
    »Dann rufe ich vorläufig keinen anderen dazu. Wenn die Fotos und die Videoaufnahmen warten können?«
    »Das hat Zeit bis morgen.«
    Nyberg nickte und zog die Schuhe aus. Aus einer seiner Taschen holte er ein Paar Spezialschuhe aus Plastik. Bis vor einigen Jahren war Nyberg ständig unzufrieden gewesen mit dem Fußschutz, der zur Verfügung stand. Schließlich hatte er selbst ein Modell entworfen und mit einem Hersteller Kontakt aufgenommen. Wallander vermutete, daß er alle Kosten aus eigener Tasche bezahlt hatte.
    »Verstehst du dich auf Computer?« fragte Wallander.
    »Ich weiß genauso wenig darüber, wie sie eigentlich funktionieren, wie die meisten. Aber starten kann ich ihn natürlich, wenn du willst.«
    Wallander schüttelte den Kopf. »Es ist sicherer, wenn Martinsson |199| das macht«, sagte er. »Er

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