Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wallander 08 - Die Brandmauer

Wallander 08 - Die Brandmauer

Titel: Wallander 08 - Die Brandmauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
Vom Netzwerk:
verzeiht es mir nie, wenn ich jemand anderen an einen Computer lasse.«
    Dann zeigte er Nyberg das Blatt Papier, das auf dem Tisch lag. Nyberg erkannte sofort, was die Zeichnung darstellte. Er sah Wallander fragend an. »Was bedeutet das? Hat Falk das Mädchen getötet?«
    »Als sie ermordet wurde, war er selbst schon tot«, antwortete Wallander.
    Nyberg nickte. »Ich bin müde«, sagte er. »Ich werfe Tage und Stunden und Ereignisse durcheinander. Jetzt warte ich nur noch auf die Pensionierung.«
    Einen Scheiß tust du, dachte Wallander. Du fürchtest sie.
    Nyberg holte ein Vergrößerungsglas aus einer seiner Taschen und setzte sich an den Schreibtisch. Einige Minuten lang studierte er die Zeichnung im Detail. Wallander stand schweigend daneben und wartete.
    »Das hier ist keine Kopie«, sagte Nyberg schließlich. »Das ist ein Original.«
    »Bist du sicher?«
    »Nicht ganz. Aber fast.«
    »Das würde also bedeuten, daß jemand in einem Archiv sie vermißt?«
    »Ich weiß nicht, ob ich es richtig verstanden habe«, sagte Nyberg. »Aber ich habe mich ausführlich mit diesem Monteur Andersson unterhalten. Über die Sicherheit bei den Stromleitungen. Normalerweise sollte es für Außenstehende unmöglich sein, diese Zeichnung zu kopieren. Und noch schwieriger ist es, an ein Original heranzukommen.«
    Wallander erkannte die Wichtigkeit von Nybergs Bemerkung. War die Zeichnung aus einem Archiv gestohlen worden, konnten sich neue Spuren ergeben.
    Nyberg baute sein Arbeitslicht auf.
    Wallander beschloß, ihn nicht zu stören. »Ich fahre ins Präsidium. Wenn du mich brauchst, bin ich da zu erreichen.«
    Nyberg antwortete nicht. Er war schon bei der Arbeit.
    Als Wallander auf die Straße trat, hatte er es sich anders überlegt. Er würde nicht ins Präsidium fahren. Auf jeden Fall nicht auf |200| direktem Weg. Marianne Falk hatte von einer Frau namens Siv Eriksson gesprochen. Diese müßte wissen, was Tynnes Falk als Computerberater eigentlich gemacht hatte, und sie wohnte ganz in der Nähe. Auf jeden Fall lag ihr Büro dort. Wallander ließ seinen Wagen stehen. Er ging die Långgata in Richtung Zentrum und bog bei der Skansgränd nach rechts ab. Die Stadt war verlassen. Zweimal blieb er stehen und drehte sich um. Aber hinter ihm war niemand. Der böige Wind hatte nicht nachgelassen, und er fror. Während er weiterging, dachte er an den Schuß, der auf ihn abgefeuert worden war, und wie dicht er am Tod vorbeigeschrammt war.
    Als er bei dem Haus anlangte, das Marianne Falk ihm beschrieben hatte, sah er sofort das Schild mit der Aufschrift
Sercon
. ›Siv Eriksson Consult‹, dachte er.
    Das Büro sollte im Obergeschoß liegen. Er drückte die Taste der Gegensprechanlage und hoffte, daß er Glück hatte. Wenn es nur ihr Büro war, müßte er ihre Wohnadresse herausfinden.
    Die Antwort kam unmittelbar. Wallander beugte sich zum Mikrophon vor, sagte, wer er war und was er wollte. Die Frau, die sich gemeldet hatte, schwieg. Dann ertönte der Türsummer. Wallander ging hinein.
    Sie stand in der Wohnungstür und wartete, als er die Treppe heraufkam. Obwohl das Licht vom Flur ihn blendete, erkannte er sie sofort.
    Er hatte sie am Abend zuvor getroffen, als er seinen Vortrag gehalten hatte. Er hatte ihr auch die Hand gegeben, sich aber ihren Namen nicht gemerkt. Gleichzeitig dachte er, wie sonderbar es war, daß sie selbst sich nicht bei der Polizei gemeldet hatte. Sie mußte doch gewußt haben, daß Tynnes Falk tot war.
    Einen Augenblick wurde er unsicher. Vielleicht wußte sie von nichts? Vielleicht stand er hier und war gezwungen, eine Todesnachricht zu überbringen?
    »Es tut mir leid, daß ich störe«, sagte er.
    Sie ließ ihn in den Flur. Es roch nach brennendem Holz. Jetzt sah er sie deutlich. Sie war in den Vierzigern, hatte halblanges dunkles Haar und markante Gesichtszüge. Am Abend zuvor war er viel zu nervös gewesen, um auf ihr Aussehen zu achten. Die |201| Frau, die er jetzt vor sich hatte, machte ihn verlegen. Und das kam nur vor, wenn er eine Frau anziehend fand.
    »Ich will Ihnen erklären, warum ich hier bin«, begann er.
    »Ich weiß schon, daß Tynnes tot ist. Marianne hat mich angerufen.«
    Wallander hatte das Gefühl, daß sie traurig war. Er selbst war erleichtert. In all seinen Jahren als Polizeibeamter hatte er sich nie daran gewöhnen können, Todesnachrichten zu überbringen.
    »Als Kollegen müssen Sie einander nahegestanden haben«, sagte er.
    »Ja und nein. Wir standen uns nahe. Sehr nahe. Aber nur in

Weitere Kostenlose Bücher