Wallenstein (German Edition)
freundlich an, schrieb lachend ein Brieflein an Trautmannsdorf nach Wien, der Geheimrat Recke solle bald, bald, bald kommen, cito, presto, die Leute aus dem Reich überzögen ihn mit hochgelehrten Sprüchen, er wisse nicht, wo er drin stecke. Er schickte Unterhändler nach Ulm Halberstadt Nördlingen Nürnberg; die Städte mußten sich freikaufen von Quartierlasten; Nürnberg zahlte hunderttausend Gulden; Eger gab siebentausend her; empört hatte die Stadt die doppelte Summe abgelehnt. Die böhmischen Landesoffiziere wurden trotz Sperrens durch sanften Druck vermocht, hunderttausend Schock Groschen an die Kriegskasse abzuführen. Herr Aldringen hatte in der ersten Woche seines Aufenthaltes im Egerer Hauptquartier zaghaft auf die kaiserliche Resolution betreffend Schatzungen hingewiesen, in der es hieß, es sollten leidentliche Kontributionen in den eroberten Örtern und Landschaften zur Erhaltung der Soldateska zugelassen werden, mit dem Maß, daß solche Kontribution der Soldateska von ihrem Lohn abgezogen werde, damit der Kaiser leichter an den Kriegskosten trage. Wo aber seien Ulm Nürnberg Nördlingen eroberte Örter, die freien Reichsstädte, noch dazu mit reichen kaiserlichen Schutzbriefen versehen? Der Herzog hieß ihn, freundlich ihm auf die Schulter klopfend, sich nicht zum Anwalt der Städte machen; sie setzten ihm schon genug zu; er sollte nur fein berichten und hören, was man sage. Da wurde Aldringen aus Wien durch den Abt Anton die schwer verklausulierte Auskunft, er möge sich um Jesu willen mit dem Herzog ins Einvernehmen setzen, sie vermöchten von Wien aus die Verhältnisse nicht zu überschauen, man dürfe gewiß nicht Splitterrichter in so gefährlichen Zeitläuften sein, wobei immerhin sein Rechtsstandpunkt offensichtlich unantastbar sei und er ihn dem Herzog gegenüber vertreten möge, jedoch nicht zu heftig.
Proviant, Artillerie, die Brückenequipage fehlte. Die hatte der Kaiser versprochen. Es war an einem gewissen Punkt der Unterhandlungen in Nikolsburg eine pathetische Gebärde der Räte gewesen, dies zu übernehmen; da waren kaiserliche Stückgießereien Zeughäuser Kornlager. Die Gießereien arbeiteten zu langsam, das Material der Zeughäuser war bedeutungslos, unbrauchbar, die Kornlager knapp für zehn Regimenter reichend. Eger drängte, klagte stürmisch an, sie ließen es im Stich, sollten die Truppen verhungern, sollten sie mit Stecken kämpfen. Man mußte demütig erklären, Eger möge sich gedulden, möge sich behelfen; man konnte nicht hinzusetzen, daß die Hofkammer bisweilen nicht zehn Gulden in der Kasse hatte zur Bezahlung des Kuriers.
Während der Herzog in immer größerem Umfange sein Geld an die Sache setzte, geschah es zur Verwunderung des Wiener Hofes, daß er immer mehr eine ehrerbietige Haltung gegen den Kaiser und seine Beamten annahm, sich, wie es schien, mit Gewalt bezwang und in die Rolle eines kaiserlichen Funktionärs einfügte. Er schien es dem Hof leicht machen zu wollen, sich mit ihm abzufinden, denn, wie Trautmannsdorf bei Berichten aus Eger einmal sagte, lange wachsen lassen kann man solch Ungetüm an Land Leuten und Geld nicht; entweder es pariert bald und kriecht unter, oder es muß erschlagen werden.
Die sechs niederländischen Regimenter wurden zurückbeordert; in Sachsen warb für den Herzog ein Mansfeld als Generalleutnant zwei Regimenter. Dann stand das Heer komplett; fast ohne Artillerie, ohne gesicherte Proviantzufuhr. Unter den peitschenden Worten Wallensteins ging der Rest der Werbung, Musterung, des Drills Hals über Kopf; die Parole war: »Nehmt, was ihr kriegt!« Wie Verzweifelte arbeiteten die Offiziere. Gefährliches beutelüsternes Volk lief ihnen zu, sie hatten für die Kriegsstärke dem Herzog zu stehen. Von oben kam der Befehl: »Wenn man keinen Falken hat, muß man mit Raben beizen.« Bevor er in Eger die Hauptmusterung seiner Truppen vornahm, entschloß man sich in Wien zu dem letzten Schritt: ernannte ihn zum General dieses kaiserlichen, nach dem Reich abgeordneten Hilfsheeres. Man mußte ihm zum Opfer bringen die alten verdienten Generale, den Spanier Hieronymus, das Kriegsorakel aus Madrid, den Rudolf von Tiefenbach und andere; man besänftigte sie durch Titel, sprach ihnen zu: es ginge alles vorüber, auch der von Wallenstein.
Die Truppen, wie sie standen und lagen, mit und ohne Artillerie, mit ungeklärter Fouragezufuhr, der zehnte Kavallerist ein Pferd, erhielten dann eines Tages, wie aus dem Himmel fallend, den Befehl zum
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