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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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päpstliche Nuntius in Paris, segnete den Bayern, besah flüchtig einige Gobelins, schalt, in dem Kriegstreiben dürfe man die heilige Kirche nicht vergessen, als bedeute sie nichts; an Frieden müsse man denken, noch weiter friedliche Christenmenschen dem Unwesen auszusetzen sei Todsünde, beflecke wie Mord. Mit Entzücken habe der Papst von dem Wunsche seines treuen Sohnes, des gallischen Königs gehört, Vermittlung den Parteien anzubieten; möge Maximilian, dessen Frömmigkeit so hoch stünde, dies annehmen. Der Papst wünsche Frieden, wünsche ihn innigst. Der Kurfürst, sich im Sessel vorbeugend, küßte das Kreuz aus Elfenbein, das der Kardinal ihm mit herber Miene bot.
    Den habichtsköpfigen Marcheville ersuchte Maximilian, nachdem er plötzlich seinen Räten Besprechungen mit den Franzosen befohlen hatte, selbst zu sich. »Ich will Frieden«, stieß er zwischen den Zähnen mit aufbebendem Gesicht vor, »es ist meine Pflicht, diesen Streit zu beenden. Welche Vorschläge macht mir Euer König?« Der Franzose: Die Vermittlung solle den Pfälzer Ausgangspunkt vernichten in irgendeiner Weise. »Ich will wissen, Marquis, was Ihr wollt und was Ihr mir gebt; ich will baldige Vorschläge. Ich muß mich entscheiden.« Der Marquis riet, Bayern und die Liga solle sich neutral erklären, solle einen Sonderfrieden mit Dänemark schließen, Frankreich werde diesen Frieden garantieren; man müsse ohne Wien und Madrid handeln. »Ja, das muß man«, stöhnte der Kurfürst; »Ihr braucht es mir nicht sagen. Ihr wollt freie Hand im Elsaß und im Artois, ich weiß. Ja, ich weiß.«

    VON DEN eroberten und besetzten Gebieten pulsierte Gold nach Österreich in wilden Takten; Wallenstein, der General, hatte das Heer als Stab in der Hand, mit dem er Quellen entdeckte. Man brauchte nicht, wie Hispanien, das Neue Indien unter Gefahren aufsuchen; es war, wie der Böhme prophezeit hatte, übergenug im Reich vorhanden. Nur ab und zu erinnerte Abt Anton den Herzog, der bisweilen versunken schien, an die Bedürfnisse des Hofes und das Glück der Stunde.
    Der Hof verfolgte von Wien aus den Kampf, das grausame Niederringen des Dänen an der Meeresküste wie von einer bekränzten hohen Tribüne herab, unter schallenden Flöten Zinken Posaunen Pauken; der Herzog von Friedland war als Ritter Georg hinausgeschickt worden, den Drachen zu bezwingen. Und er machte es vorzüglich, man mochte ihm den Beifall nicht vorenthalten. Er war treu und bieder; was er konfiszierte, schickte er dem Kaiser, konnte auch selbst seinen Teil dran haben, sollte ihm nicht verdacht werden. Sein Lob sangen sie mit vielen Stimmen: die früheren Kaiser und Päpste haben treffliche Diener gehabt, die ihnen in der Not beigestanden hätten; aber könnte sich keiner vergleichen mit dem hageren heftigen Böhmen, der sich von Schlachten in Schlachten stürzt, sein Vermögen blind und unaufgefordert hinwirft, das Reich rettet, den kaiserlichen Hof mit Gold überschüttet. Der Papst hat seine Jesuiten, der Kaiser den Herzog von Friedland. Entzückt schwebte der Hof, keine abenteuerlichen Wünsche versagten sie sich, die Pracht der Feste Gastereien Schloßausstattungen Jagdaufzüge überstieg alles Frühere. Abt Anton schrieb, der Herzog zahlte. Sie winkten kaum: »Wir danken, wir danken.«
    Es gab welche, die lächelten sich bei Tisch an, wetzten ihre Zungen an dem Böhmen draußen, der sich in den Morästen und öden Ländereien herumschlug: »Der Unhold von Altdorf hat seinen guten Platz gefunden. Er hatte die Wahl zwischen einem gefährlichen Raufbold und kaiserlichen Offizier, kann dem Kaiser danken, daß er ihn annahm und nicht Spitzbube werden brauchte.«
    »Wir haben zwei Chorherren in Kompagnie, werden bestätigen, was ich meine. Dem Herzog ist ein Glück geschehen. Der Kaiser hat ihn aus dem Kot gezogen, in dem seine rebellischen Vettern und Freunde verreckt sind; so hat er Grund, dankbar zu sein. Ist ein weidlich starker, dicker Büffel, zieht den Pflug, das ist sein Handwerk. Das Recht hat er zu siegen, wenn er kann; noch andere können siegen; die Römische Majestät hat ihm wohlgewollt. Danke er, nichts weiter.«
    »Den Segen des heiligen Johannes wollen wir trinken. Der Narr Wallenstein soll leben. Der Büffel, ja, der dicke Büffel, der in Holstein Sumpfwasser sauft. Gottes Tierreich ist groß. Trinken wir Alicante, lassen wir ihn Elbe saufen.«
    Sie schütteten ihr Gelächter vor sich hin.
    »Wird das Vögelchen zu lustig werden, werden wir ihm die Federn rupfen.

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