Wallenstein (German Edition)
Verräter, ihrem Bekenntnis wolle niemand zu Leibe, Arnim sei ihr Nachbar, Märker, dazu Lutheraner.
Bürgerschaft und Rat schworen zur Fahne der Stadt einen heiligen Eid in sieben Artikeln, daß sie – Rat, Bestallte der Stadt, Oberste, Kapitäne und Befehlshaber, Alder- und Hundertmänner, Werkmeister und Gemeine – keine Besetzung und Einquartierung innerhalb ihrer Ringmauern Schlagbäume und Zingeln dulden wollten; sie wollten sie, wenn nötig, mit Blutvergießen abwehren; schworen unter sich alle Parteiung Rotten Zank und Schmähung ab. Achtzigtausend Taler wollten sie, meldeten sie heraus, dem Kaiser zahlen, ihre Garnison dem Kaiser mit Eiden und Pflichten zu verbinden; der Herzog, mit fünfzehn Regimentern im Hainholz unter ihren Wällen lagernd, gab ihrem Protonotar Vahl zurück, es sei ihm nicht um das Geld zu tun, er müsse sein Volk drin haben, so wäre er verwahrt. Er brauchte die Küste, die Häfen; der Däne versteckte sich hinter dem Wasser.
Sie mußten nach einem grausigen Bombardement klein beigeben. Dann aber kam zu den tausend Dänen, die sie bei sich hatten, ein schwedisches Hilfskorps auf Schiffen an. Vom Frankentor fielen die Schweden gegen Arnim aus. Der Pommerherzog legte sich ins Mittel, wie die Raserei drin und draußen stieg, er sah das Schicksal der ihm untertänigen Stadt voraus, wenn man den Böhmen zum Äußersten reize; stand für die Erfüllung der Bedingungen ein, die festgesetzt wurden in Schleifung der Außenwerke, Abschaffung jeglicher Besatzung aus der Stadt, Abbitte, Geldzahlung.
In Wien, München kicherte man über den Akkord; der Herzog ruhig abrückend bedeutete dem Notar Vahl, der ihm das stralsundische Gelöbnis der Devotion gegen Kaiser und Reich überbrachte, wenn die Stadt sich zum Sprungbrett des Dänen oder Schweden machen wolle, werde sie bald aufgehört haben, deutsch zu sein, sie werde das ganze Römische Reich gefährden, er habe Zeit und warne die Stadt.
Den Dänen fing er bei Wolgast ab. Die Verzweiflung des dänischen Volkes über die Beraubung fast ihres ganzen Festlandes war besiegt worden von dem Gram und der Empörung über die erlittene Niederlage. Ihr König Christian, vom Pöbel angefaßt im Unglück, flammte wieder vor ihnen.
Die dänische Flotte, hundert Schiffe, kreuzte vor Warnemünde, Barth, Usedom. Bei Wolgast landeten sie. Zwischen Sümpfen, Morästen, hinter Wällen stürzte sich der Kaiserliche auf sie, griff sie bei Hals und Schultern an, schlug sie, Fußvolk und Reiter, nieder, warf den flüchtigen Christian aus der Stadt, dem festen Schloß. Die Masse der Fremden aufgerieben, der Rest mit dem König in die Schiffe gejagt. Rostock fiel, Krempe; der Däne war hoffnungslos vom Festland verdrängt.
In alle erreichbaren Häfen der Ostsee schob der Herzog Besatzungen, Wismar nahm er ein, da baute er eine Werft. Das Meer von zwei Seiten einspannend, drängte er herüber. Er brauchte Schiffe. Wasser war dem Herzog neu, nach den Chausseen, marschierenden Truppen, Kanonen in Fahrt, rollenden Wagen und Zelten. Jetzt fehlte das Einfachste, der Weg, eine flüssige, schwere Masse schwamm vor seinen Füßen; die Herren, kraftstrotzend, standen mit einem Strick am Bein am Küstenrand. Gegen sein neues Herzogtum Mecklenburg schwankte das zerquellende widerstandslose Element an, er beobachtete es widerwillig. In Wismar setzte er neben sich einen Generalleutnant, Fiskal, Sekretär. Die befreundete spanische Monarchie, die Herrscherin zur See, ging er um Rat an gegen dies wäßrige grüne Gespenst. Dem aus Brüssel anfahrenden spanischen Beauftragten, Gabriel de Roy, einem kühn auftretenden Offizier, erklärte er, man müsse noch das Meer überwinden; Spanien solle Hilfe leisten, die verbündete Monarchie könne Vorteil aus der Sache ziehen. Er werde die Elbeund Wesermündungen halten, die Ligisten die Grafschaft Oldenburg und die Ströme der Grafschaft Emden; man müsse die Ostsee gemeinsam beherrschen, den niederländischen Handel mattsetzen. Der Stadtoberst von Lübeck wurde um Schiffe angegangen, versprach, achtzehn gute Orlogs auszustaffieren. Der polnische König, vom Schweden bedrängt, hilfeahnend, erklärte sich zu vierundzwanzig Schiffen bereit. Dann heischte er generell von den Hansastädten, sie sollten eine Flotte bilden gegen die schwedisch-dänische Übermacht; es sei ein gemeinsames deutsches Interesse. Der Böhme glaubte der Hansastädte sicher zu sein, die schwersten Drangsalierungen Vergewaltigungen Beraubungen ihrer Privilegien in
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