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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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werdet. Ich beschwör’ Euch, gedenkt meiner Worte. Fürchtet den Herzog, er ist stark; er hätte es verdient, statt meiner auf dem kaiserlichen Stuhl zu sitzen.«
    »Ich bin glücklich, jetzt auf meinem rechten Platz zu stehen. Ich zittere, aber nur vor Ungeduld. Herzlichkeit ist mir unbekannt, Freude kann ich schwer in meine Sprache übersetzen. Meine Artillerie steht zu Diensten. Der Feind soll sich hüten.«
    Ferdinand lachte kindlich, blickte ihn verschleiert an, strich ihm die Hand, klopfte ihm die Wange; er flüsterte: »Euer Hüftweh scheint schon behoben. Schlagt ihn nur nieder, in die Knie, Lord, in die Knie; so ist’s recht: aber Euch wird der Kopf abgeschlagen. Geht. Was kann ich noch für Euch tun? Wollet gut von uns denken.«

    ALS DIGBY zurückkehrte in sein Quartier, noch nicht erholt von seiner Verblüffung, trat er zum Schlaftrunk, noch im weißen Überrock, den hohen, platten Filzhut auf dem Schädel, mit zerdrückter spanischer Krause, schütternd, lachend, armeausstreckend in Pawels Kammer: »Der Kaiser hat mir ein Bündnis angetragen. Wißt Ihr auch, gegen wen?«
    Rusdorf schlich vom dunklen Eckschemel her, schaute ihm in das volle blutstrotzende Gesicht, auf das das Kerzenlicht fiel. Digby klatschte in die Hände: »Bei Gott, Ihr Herren. Gegen wen in Bayern? Unsere Sache steht ausnehmend gut.« Und während er mit den flatternden roten Hosenbändern, weißbestrumpft um den Tisch ging, aus dem Glas schluckte, das ihm Rusdorf bot, schüttete er sein stolzes Lachen aus: »Ich verlange Räumung der besetzten Gebiete, Schadenersatz, Sühnegelder oder Land. So sprechen die Herren doch.«
    Rusdorf: »Zunächst: was hat der Kaiser geboten?«
    »Die Herren werden nachgeben müssen. Gewiß. Wir müssen zu einem Ende kommen; das ist notwendig. Gebt nach. England braucht Ruhe.«
    »Das hat der Kaiser gesagt? Der Herr schien mit einem andern Ton herzukommen.«
    »Scher’ Euch das nicht, was für ein Lied ich pfeife. Die Herren haben nachzugeben. Wir müssen uns gegen Spanien regen. Der Augenblick ist da. Sonst geht’s um Hals und Kragen.«
    »Das hat der Kaiser gesagt?«
    »Wir müssen die Hände endlich frei haben von Euch. Ihr kennt unsre Lage nicht. Wir haben genug von dem deutschen Narrengezänk. Um den Kniefall vor dem Kaiser kommt Euer Kurfürst nicht herum.«
    Pawel saß aufrecht im Bett; seine Beine, verwickelt wie sie waren, ließ er herunterfallen, die Augen des kranken Mannes glühten: »Herr, was untersteht Ihr Euch?«
    Digby nahm den letzten Schluck, rückte leicht an seinem Hut: »Zum Gruß. Die Herren werden nicht gefragt werden.«
    Prächtig schlurrte er über die Schwelle.
    Rusdorf, seinen Schemel an das Bett ziehend, mit vibrierender Stimme: »Ihr seht, Pawel, worauf es hinausgehen soll. Es war vorauszusehen. Man will über unsre Köpfe, über den Kopf unsres gnädigsten Herrn weg den Frieden schließen. Wir werden die Festlichkeit zu bezahlen haben. Es ist nichts als ein Spiel, was man mit uns treibt in England. Die Herren treten sich nicht die Schuhe ab für uns. Man hat uns den rohesten mitgegeben, damit wir’s gut merken. Gewiß, verlaßt Euch darauf. Es ist eine Farce, was sie mit uns treiben, nichts als Theater, Sand in die Augen für ihr Volk, das uns wohl will. Oh, wenn wir das Parlament aufklären könnten, wie sie mit uns Schindluder treiben.«
    Pawel mit glühenden Augen aufrecht: »Beruhige sich der Herr. Wir werden antworten, ohne daß man uns fragt.«
    Sanft und zage suchte Rusdorf nach seiner Hand auf der Decke: »Wird der Herr abreisen können?«
    »Ich denke.«
    »Wir sind jetzt nötiger als sonst. Es wäre mir doppelt bitter, jetzt den Herrn allein zu lassen.«
    »Rusdorf, wir werden noch einmal miteinander fechten müssen.«
    Der hielt sich die Ohren zu, mit verbissener Miene: »Erinnert Euch nicht. Wir wollen unserm Herrn dienen. Wir wollen nicht an uns denken. Wie früher, Pawel, wie früher.«
    Pawel starrte vor sich mit unbewegtem Gesicht: »Ich will nach Hause, Rusdorf.«
    »Ihr sollt.«
    »Ihr sollt; fahrt auch nach Hause.«
    »Habt Geduld. Steht mir nur jetzt noch bei, Pawel. Wir können nicht nachgeben. Diesen Frieden muß ich zerstören. Ich gebe ihm nicht nach, und sollte mich der Satan selber packen.«
    Nach zwei Tagen packten die Herren ihre Sachen; hoffnungsgeschwellt brach Lord Digby nach München, der Stadt des frommen Maximilian, auf; die beiden Pfälzer hinterher.

    ALS ES ruchbar unter den deutschen Fürsten wurde, daß über den Pfälzer Friedrich

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