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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Beine in den roten, weiten Kniehosen; hinter ihm wehte der schwarze Mantel gelbgefüttert. Er plauderte gleichgültige Dinge, schwenkte oft seinen Tummler, so daß er leicht heruntergebeugt mit einem Anflug von Verlegenheit und Besorgnis das Gesicht seines gleichmütigen Begleiters studieren konnte. Um seine Familie fragte er den Lord, der einherschritt mit dem Krückstock, tief über dem Magen den Orden am blauen Atlasband; mit dem platten schmalkrempigen Hut sich Luft fächelnd an seine roten vollen Backen; oft mußte sich der Lord bücken, wenn er mit der großen Goldrosette seiner Halbschuh im Strauchwerk hängen blieb; noch dicker quoll beim Aufrichten in der spanischen Krause sein Hals. Der Kaiser sprach von Italien, setzte Feinheiten beim Saustich auseinander, erkundigte sich nach schottischen Hunden, schwoll über von Jagdgeschichten. Mitten über einen Waldpfad schnürten zwei Füchse dicht hintereinander dahin; der stärkere, der Rüde, voran mit einer Fasanenhenne, die Fähe mit einem zappelnden Junghasen. Digby zuckte vorsichtig nach, der Kaiser lachte herunter über seine Gespanntheit; stellte ihm frei, morgen den Bau zu graben, die Welpen auszuheben. Noch einmal dankte Digby für die Gastgeschenke. Oh, der englische Herr möge nur sehen, daß es nicht an ihm läge, wenn sich Schwierigkeiten erhöben. Er habe mit Freuden von den Ausgleichsbemühungen des Gesandten gehört, Meggau und Eggenberg hätten ihm berichtet, auch in die Denkschriften der Pfälzer Legaten hätte er geblickt. Ob sich die Majestät von der Triftigkeit der britischen Argumente überzeugt hätte. »Weiß, weiß. Meint es gut. Ist Euer Verwandter, der Pfälzer Kurfürst. Der Herr weiß, daß beim Ausgleich mein hoher bayrischer Schwager mitzusprechen hat; fasse der Herr es gut und glimpflich an; an meinem guten Willen soll es nicht fehlen. Was hat Ihm sein Souverän Sonderliches ans Herz gelegt?«
    »Dem flüchtigen Kurfürsten zu seinem erbeigentümlichen Land auf jede Weise zu verhelfen, zu protestieren, daß der Krieg in deutsche Länder getragen werde, da Friedrich den Krieg nicht geführt hat gegen des deutschen Kaisers Majestät, sondern gegen einen habsburgischen Kronprätendenten, er selbst erwählter böhmischer König; zu protestieren gegen die Reichsacht –.«
    »Weiß, weiß, die Gründe sind mir bekannt. Sonst nichts Sonderliches?«
    »Die Protestierenden werden es im Heiligen Reiche nicht leicht hinnehmen, wenn einem ihrer Glieder ein gewaltsames Leid geschieht. Wie dem sei, will der englische Souverän und sein Parlament nicht ruhig zusehen, wie ihren Glaubensverwandten Gewalt angetan wird.«
    »Spreche der Herr nur weiter.«
    »Der böhmische Zwischenfall ist erledigt, ist von Ihrer deutschen Majestät siegreich aus der Welt geschafft. Dies scheint uns ein Ende der Angelegenheit. Über Schadloshaltung, persönliche Sicherung sind die englischen Berater bereit, mit Friedrich in Verhandlung einzutreten; wir verhoffen uns einer guten Wirkung auf ihn.«
    »Bringe der edle Graf das in München an, Schwierigkeiten und Annäherungen. Haltet nicht zurück. Mein Schwager wird Euren Gründen gerecht werden. Von mir seid gewiß: ich grolle dem Hitzkopf, dem Pfälzer Friedrich, nicht; ich weiß, auch der englische Souverän hat seine Pein mit ihm gehabt und sein böhmisches Abenteuer nicht gebilligt. Ich wünschte, der britische Hof hätte vorher Einfluß auf ihn gehabt.«
    »Der britische Souverän wird erfreut sein, von der Friedensliebe und der Wohlgesinntheit Eurer Majestät durch mich zu erfahren.«
    »Ihr müßt nach München. Der bayrische Herzog ist meine rechte Hand im Krieg gewesen; es ist nur billig, daß er es beim Friedenschaffen ist. Sagt ihm auch, daß ich Euch nach meinen Kräften begabt und empfangen habe. Sagt – nein. Vielleicht ist es besser, Ihr sagt es nicht. Nein, sagt ihm nichts davon.« Er lächelte fremdartig, wehmütig den aufmerksamen Lord an: »Mein Schwager in München ist ein absonderlicher Mann. Ich weiß nicht, wie er es aufnehmen wird; er ist oft melancholisch. Tut nach Belieben. Es gibt nichts zu verbergen.«
    Über Mittag an der ländlichen kaiserlichen Tafel im Wolkersdorfer Schlößchen verweilend, wurde Digby bei Tisch vom alten Harrach, seinem vergnügten, gewandt englisch parlierenden Nachbarn, eröffnet, daß der Kaiser dem Herrn für die Münchner Tour noch Gesellschaft mitschicken wolle, die ihm zur Seite stände bei Audienzen, ihn auf dem laufenden erhalten möge über Wiener

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