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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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vertrocknen lassen. Sein Knecht schnallte ihm, während er ungeduldig stand und sich bewegte, Halsbrünne und Beinschienen um; den eisernen Topfhelm riß ihm Falkenberg aus der Hand, er entglitt ihm, klirrte auf die Steine. Der Schwede wechselte, die Faust gegen sie aufhebend, zehn leise Worte seitlich mit dem langen springfertigen waffenlosen Stalmann. Wie Falkenberg mit hundert Reitern gegen die Kaiserlichen vorstieß, hallte schwedisches Feldgeschrei unverhüllt und stolz im Breiten Weg. Viermal rannte er an, tausend Kaiserliche wurden erschlagen, nahe dem Stücktor krachte er stöhnend unter Musketenschüssen vom Pferde; das Tier bockte, schleifte ihn im Steigbügel im Kreis herum. Sein Herz im Sterben erzitterte vor Freude, weil er sah, wie an der Mauer die bettelnden Bürger gespießt wurden und ein dünner Qualm von allen Seiten wehte.
    Denn zwischen schweren Reitern Pikenieren Musketenträgern flitzte vom Fischerufer und Fährgarten massenhaft lumpiges unheimliches Pack, kleine Säcke und Taschen auf Schultern Armen, erbrachen Häuser, ehe die Sieger eindrangen, stießen mit Dolchmessern beiseite, was sich in den Weg stellte, schütteten in die leeren Dachböden, in die Keller Pulver. Feuer, kleine Explosionen in allen Stadtteilen.
    Flammen, Flammen, Flammen, Flammen, Flammen.
    Stalmann schlug sich keuchend mit Wilke durch Bürger und Soldaten, Pulver werfend, die Kirchen sollten nicht vergessen werden. Raublüsterne Dragonerfähnlein rauschten prasselten durch die Straßen: »All gewonnen, all gewonnen!« Die splitternden aufgeschmetterten Türen.
    Rauch, beizender brodelnder unendlicher Rauch. Unter dem blauen Himmel, gegen den Himmel auf eine trübe weit auseinanderquellende Last, von Feuer durchzuckt. Der Qualm zischte schwarz auseinander, fiel in die Stadt zurück.
    Vor der Domkirche lagen hundert Zentner Pulver; Wilke spannte die Zündschnur: ein Rittmeister stieß ihm den Säbel von hinten durch den Hals, daß das Blut neben der Kehle aus ihm stürzte und er nach kurzem Zucken auf den Mund fiel. Stalmann, gebückt mit der brennenden Lunte, wurde von Pferdehufen getroffen, umgeworfen; von Kroaten gefaßt, wurde er mit Stricken gefesselt, um vor den Profoß geschafft zu werden. In ein Haus am Neuen Weg geworfen, sägte er den Strick an den Händen mit einem Glasscherben an, den er zwischen den Zähnen packte; ein glimmender Balken sengte den Rest durch, bis ins Fleisch brennend.
    Am Abend plauderte Gustav Adolf vor seinem Zelt mit Lars Grubbe. Mit wachsendem Staunen den feierlich übergluteten Himmel betrachtend. In der Nacht drang Stalmann zu ihm. Der König bei der Kienfackel aufstehend küßte ihn stumm, als er verwirrt geredet gejammert und geflucht hatte. Und wie sie vor dem Zelt standen, die Röte immer ungeheurer stieg, weinte Gustav Adolf; in Wut schwur er: »Ich hoffe den Geier noch beim Aas zu ertappen und ihn zu packen, wenn ich gleich meinen letzten Soldaten dransetzen sollte.«
    Pater Wiltheim ging mit Ordensbrüdern nach zwei Tagen durch das glimmende Sudenburger Tor in den Mauritiusdom. Wimmernde splitternackte Kinder, halbtote Frauen hingen auf den hohen geschnitzten Stühlen vor dem Chor, am Altar, im Schiff. Er wies sie, ein Dankgebet im Ornat sprechend, auf die Heiligenbilder, die allerseligste Jungfrau, den heiligen Mauritius, mahnte sie an ihren Abfall. Alle sprachen ihm den Englischen Gruß nach. Soldaten, goldene Ketten um den Hals, Becher Schinken Kleider in Säcken, halbnackte Weiber treibend, grölten zum offenen Tor herein: »Vor Jahren hat die alte Magd dem Kaiser einen Tanz versagt, jetzt tanzt sie mit dem alten Knecht, so geschieht dem stolzen Mädchen recht.«

    PLÖTZLICH SASSEN die evangelischen Kurfürsten und Stände in Leipzig und jubelten über ihre Stunde. Das Reich war bedroht vom Schweden, von einem fremden Einbrecher, der Kaiser in Gefahr, sie wollten ihre Rache nehmen. Mit ihren Hoftheologen zogen sie an, ihre eigenen Streitigkeiten begrabend. Der sächsische Prediger Hoë von Hoënegg eröffnete den Konvent mit den schallenden Worten des Psalmisten Asaph wider die Feinde Israels: »Gott mache sie wie einen Wirbel, wie Stoppeln vor dem Winde.« Man blies die Backen auf; mit dem Schweden sollte der Kaiser gezüchtigt werden für seinen Übermut, das Restitutionsedikt, die Pressuren der friedländischen Soldateska. Man hatte keinen, keinen Grund, sich dem Schweden entgegenzustellen. Das war ein Krieg zwischen dem Kaiser und Gustav Adolf; die Stunde der Rache war

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