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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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da.
    Von Leipzig gingen entschlossene Briefe nach Wien: sie wollten von den großen unerhörten und ganz unerträglichen Drangsalen des Krieges befreit sein, wollten in Zukunft Kontribution Einquartierung Durchzüge nicht dulden. Man kicherte in Leipzig: wie soll der Kaiser Krieg führen, wenn man ihm Quartier und Kontribution abschlägt? Gegen die katholischen Kurfürsten hoben sie die Hände auf, warnten, mit Kriegsvolk sie zu beschweren, unter welchem Vorwand auch immer. Man umarmte sich in Leipzig: dies hieße reinen Wein einschenken. Der Brandenburger und Sachse waren da mit vielen Ständen, man trank in allen Quartieren so viel, daß der schwedische Gesandte aus dem Lachen nicht herauskam. Die Deutschen aber saßen auf ihren Bänken und ließen sich bewundern wegen ihrer stolzen Briefe an den Kaiser. Wiederholten unter schwedischem Applaus nach Wien: was die Liga könne, könnten sie auch; wollten keinen, keinen in ihr Land lassen, würden sich ihrer Haut wehren.
    Und damit gaben sie sich mutig eine Kriegsverfassung. Kursachsen begann ein Heer auf die Beine zu stellen. Viele Lobsprüche ernteten sie von Gustav Adolf. Am Tage Palmarum redete noch einmal Herr Hoë von Hoënegg, mit Geschmetter preisend die tapferen Entschlüsse des Konvents, zeigend auf das gräßliche Geschick Magdeburgs, der stolzen evangelischen Hochburg, die der Papist eingeäschert habe in unbezähmbarer Wut. Umsonst aber werde er die Krallen auf die sächsische und brandenburgische Brust legen. Der hochbetrübten Kirche würden glückliche Stunden nahen. Dem allgemeinen lieben Vaterlande deutscher Nation sei der ewige Friede in Aussicht.

    ZWEI SÄTZE machte der Feldherr des Kaisers: einen nach Thüringen, den zweiten auf Sachsen.
    Den ersten von Magdeburg auf Thüringen. Stadt und Land war kahlgefressen, brandverwüstet. Tilly suchte Entschädigung, weidete sein Heer in Thüringen. Jetzt erhob er schwere Kontribution, sah die Freude seiner Soldaten, wies die klagenden Bürger ab. Er, kaiserlicher Feldherr. War schon verwittert, daß ihn der Fluchname Brandstifter nicht berührte; ja, wehrte das Wort nicht ab; es labte ihn heimlich, weil niemand zu merken schien, welch Unglück ihn in Magdeburg betroffen hatte durch schwedische Infamie. Nicht einmal der Triumph der Eroberung Magdeburgs war ihm zugefallen. Kirrte in Thüringen den Landgrafen von Hessen, der einen großartig burlesken Widerstand gegen ihn inszenierte. Geschwollen rollten die vierundzwanzigtausend Mann auf Sachsen, hielten an der Grenze.
    Tilly sah die Entscheidung kommen. Das eitle trotzige Benehmen des dicken sächsischen Bierkönigs reizte ihn. Wenn der Sachse so bliebe, er würde ihn binden. Von Süden strömten ihm neue guterhaltene Truppenmassen zu. Mit vierzigtausend Mann fing er über die Grenze eine Unterhaltung mit dem Sachsen an; hatte Vollmacht, den Kurfürsten zur Vernunft zu bringen. Er fragte, wie es wäre mit den Reden, die am Tage Palmarum in Leipzig gehalten wären, wer die Stoppeln und der Wirbel wären. Der Kurfürst stammelte, man möchte gut zu ihm reden, sei des Heiligen Römischen Reiches Kurfürst.
    Wer, fragte Tilly, kaiserlicher Feldherr, zurück, die Stoppeln und der Wirbel wären: wenn drüben des Reiches Kurfürst rede, ob hier nicht des Römischen Reiches Feldherr ein Wörtlein zu sagen habe.
    Zu sagen, zu sagen! Er sei ein sanfter Landesvater, wolle sein Volk und Land vor den Pressuren und Qualen des Krieges bewahren; man verdenke es ihm nicht.
    Sein Land ist Reichsland, wir müssen hinein.
    Er möchte es nicht darauf ankommen lassen; man habe ein Heer, er wisse es vielleicht schon, aufgestellt, um sich zu schützen.
    Her mit den Soldaten; es sind kaiserliche; der Kurfürst hat kein Recht auf Truppen.
    Da zog sich Johann Georg Socken über die Füße, tapste nach Torgau. Klagte und plärrte unterwegs viel; sei der treueste Reichsfürst, ihm tue man dies an; was ihn die Händel des Kaisers mit dem Schweden scherten, wolle sie gewiß nicht stören. Und dieser Gedanke rührte ihn so, daß er noch einmal zurücklief an die Grenze Tilly gegenüber, ihm dies zu verkünden. Als wäre es eine Erleuchtung, bedeutete er den Feldherrn; ihre ganze Unterhaltung sei verkehrt gewesen, vorbeigeschossen; denn worum drehe es sich? Doch nicht um den Kaiser und ihn, den untertänigen Sachsen. Sondern um den Kaiser und den Schweden. Den Schweden. Hallo, große mächtige Reichshändel zwischen der Römischen Majestät und der königlichen Würde aus

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