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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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Sie schrie auf, knirschte mit den Zähnen, stürzte wälzte sich nach einigem Stöhnen in sie hinein.

    IN WIEN wuchs nach dem Tode Gustavs und des Pfälzers die kriegerische Stimmung. Nicht einmal die Wissenden an der Spitze taten ihr Einhalt. Die Waffenerfolge der kaiserlichen Armada schollen durch Europa.
    Der Heilige Vater in Rom, der eben Wien kalt abgewiesen hatte, hatte es fast zu einem Bruch auch mit Spanien kommen lassen, als ihn der brutale spanische Gesandte Borgia, der Kardinal, unverblümt im Konsistorium der Herzlosigkeit und Saumseligkeit gegen katholische Interessen zieh. Urban, der große buschbärtige Kriegsmann, wußte, daß das Schlachtenglück wechseln könne. Hielt, den Kardinal aus Rom verjagend, mit einem letzten Entschluß an. Nun kirrte den Goten dieser andere Barbar, der Friedländer, der Mantua hatte verwüsten lassen; es schien fast, als ob er der Lage in Deutschland Herr werden würde. Ein Breve Urbans traf in Wien ein, der Nuntius las in der Burg dem Kaiser Ferdinand und seinem stolzen, feierlichen Hofe vor, was der Papst unter dem Fischerringe im zehnten Jahre seines Pontifikats verkündete: welche Wohltat allen verliehen sei durch den Tod Gustavs. Dem Sitz Seiner Heiligkeit hätten sich die Klagen und der Jammer seiner Söhne genähert und wären seinem Gemüt zu beständiger Trauer vorgeschwebt. Der ganze christliche Erdkreis empfände Genugtuung, der mit Schrecken vernommen habe, daß ein König als Feind des katholischen Namens, trotzend auf seine Waffenmacht und seine Siege, von den Ufern des baltischen Meeres bis zum Fuß der Alpen alles mit Feuer und Schwert verwüstend, sich rühmen durfte, den ganzen Landstrich mit höchster Schnelligkeit unterworfen zu haben. »Darum haben Wir in der Kirche der allerseligsten Jungfrau Maria dell’Anima der deutschen Nation mit hoher Freude das heilige Meßopfer dargebracht und zugleich mit Unseren geliebten Söhnen, den Kardinälen der heiligen Kirche, und dem stark zugeströmten römischen Volke für die große Wohltat Gott unseren Dank dargebracht.«
    Ferdinand, freundlich still auf seiner purpurbezogenen Bank dem kloßigen Redner zuhörend, küßte ihm aufstehend die behaarte Hand. Schweigend, als wenn er sich besinne, sanft stand er eine kleine Weile vor dem verbindlich wartenden Mann, um langsam von sich zu geben: »Lasset uns in Demut voranschreiten und in Ergebung Gott die Sachen befehlen.«
    Hinter ihm Siegeslärm. Mit Unruhe bemerkte der Nuntius, der eine klägliche Rolle spielte, welche Wellen die Erregung schlug; er sah sich genötigt, abzureisen. Die Väter vom Orden Jesu verlangten, wo sie sich am Hofe sehen ließen, Krieg bis zur Vernichtung des schwedischen Heeres. Die traurigen Meldungen aus Bayern hatten sie in äußersten Zorn gebracht; sie ließen an allen Stellen, die ihnen zugänglich waren, beim Beichtvater des Kaisers, der Kaiserin, des ungarischen Königspaares, bei den anwesenden Herren des Zivilstaates, besonders beim Grafen Schlick, dem Präsidenten des Hofkriegsrats, erklären, daß in allen eroberten Gebieten als Schadenersatz die höchsten erträglichen Kontributionen eingetrieben werden müßten; jeder protestantische Besitz dort müsse der Konfiskation verfallen. Des Herzogs von Friedland, der die religiösen Vermögenskonfiskationen angeraten hatte, fühlten sie sich gar nicht sicher. Sie gedachten jetzt ihn mit Gewalt zu sich zu zwingen und ihre Position auszunützen. Bei Regensburg hatte er ihre Macht gefühlt; er sollte nicht glauben, jetzt seiner unberechenbaren Laune und bloß militärischen Politik folgen zu dürfen. Die Herren am Kolleg formierten eine Spezialdeputation aus sich, bestehend aus dem Provinzial, einigen Rektoren und Präfekten, die in einer Schrift niederlegten, wie der Krieg zum Ruhme der katholischen heiligen Kirche zu einer Entscheidung geführt werden müsse, wobei weder Gut noch Blut eine Rolle spielen dürfe. Wie ihre Beteiligung und Eingreifen nicht in solchem Augenblick als anmaßlich gelten könne, besonders wenn man mit Azorius, Cornelius a Lapide, Santarelli der Auffassung sei, daß die Menschheit ein übernatürliches Ziel habe und die Geistlichen Vertreter des höchsten Erdenkönigs, des Papstes, seien. Sie sprächen aus dem Sinne ihres Generals. Und wenn dies, was sie erwähnt hätten über die Beendigung des Krieges, schon sicher sei, so noch mehr, was die sächsischen Punkte anlange. Und nun folgte ein zornsprühender Erguß über des Herzogs von Friedland Liebden

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