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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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großen Aderlaß für die Armee, und auch Trzka war dieser Meinung, nur müsse es auf dem Wege eines Feldzuges geschehen. Als Ilow achselzuckend und ärgerlich sagte, der Herzog wolle doch nun einmal keinen Krieg, lächelte Trzka bedeutsam; auch Neumann lächelte: es käme eben nur darauf an, gegen wen. Nämlich, um es kurz zu sagen, gegen den Sachsen zu kämpfen, vielleicht auch gegen den Schweden hätte der Friedländer, wenigstens zur Zeit, gar keine Lust. Aber da bliebe noch allerhand Feindliches, ein Feind, von dem man nicht viel rede, dem es der Herzog aber so gern antun möchte wie einem Schlangenwesen, daß er gegen ihn sogar auf das Pferd steigen werde. »Und dieser geheimnisvolle Feind?« Das sei nicht schwer zu erraten. Und als Ilow noch nicht ihr Lächeln durchschaute, wies Trzka ihn auf den Grafen Schlick hin, auf Questenberg, und was sie im Lager vorgebracht hätten, und wie sie dem Herzog die Waffen stumpf machen wollten.
    Da blieb auch dem langen von Ilow erst der Mund offen. Er pfiff dann, ging sehr langsam herum; also gegen Wien, das sei aber ein verteufeltes Manöver. Oha! Und er konnte sich lange nicht beruhigen. Er kreischte dann leise lachend, dicht vor Trzka, den anstoßend: »Sie sind ja wehrlos! Wir können sie ja überrennen!« »Nun ja.« »Wir brauchen ja gar nicht kämpfen! Trzka, wir brauchen ja nur marschieren, Marradas kippt auf die Nase!« »Um so besser!« »Ein Witz, eine Komödie. Wer hat sich das ausgeheckt? Oha, ist das ein Spaß.«
    Neumann aber, nachdenklich seinen aufgehobenen Degen betrachtend, erklärte drohend, es sei kein Spaß, man müsse von Tag zu Tag mehr auf dem Sprung sein, man schiene im Augenblick noch der Angreifer zu sein, bald werde einem nichts weiter übrigbleiben als sich verteidigen.
    Im Lager und in der Umgebung Friedlands rief es keine Bestürzung hervor, als immer bestimmter die Gerüchte verlauteten, ein größeres Heer, hauptsächlich aus Italienern, von Spanien geworben, hätte die Alpen von Mailand kommend überschritten und ziehe in starken Märschen in das Reich. Auch an dem Herzog sah man keine Erschütterung; mit größter Anspannung beobachtete er die Vorgänge.
    Der Mailänder Gouverneur mit einer nicht kleinen Armee hatte sich den ligistischen und Aldringenschen Regimentern angeschlossen. Es war das eingetreten, was man erwartet hatte; fast lautlos, während er in Böhmen saß, hatte sich die neue Phalanx gebildet. Gegen ihn. Die Phalanx, die er erwartete.
    Und bald meldeten Spione aus Wien, eine hohe Deputation sei abermals im Begriff, den Hof in der Richtung auf Pilsen zu verlassen, um nunmehr bestimmte unausweichbare Befehle zu überbringen. Gleichzeitig wurde offenbar, daß es eine unsichtbare hohe, sehr hohe Stelle war, welche die Wühlerei unter den Lagertruppen unterhielt. So nahe an den höchsten Plätzen mußte diese Stelle sein, daß Trzka selbst Warnungsbriefe von anscheinend treuer Seite zugetragen wurden; er war ganz ängstlich und verwirrt, als er die Papiere aufknüllte und las, die höhnisch ihn selbst als Kaiserspion bezeichneten. Affären, wie die der Vertreibung einer sicheren Kompagnie, wurden aufgebauscht. Es wurde erzählt, eine Anzahl hoher Offiziere mit bestimmten Truppen unterschlügen Sold und Kontributionen und verteilten sie unter sich. Daß der Herzog vorhabe, Frieden mit Schweden und Sachsen zu machen, um sich von ihnen mit Böhmen beschenken zu lassen und sich rasch seiner Verpflichtungen gegen das Heer zu entledigen, das er an den armen Kaiser verweisen wollte. Das eigentümliche gefährliche Element von Unsicherheit wuchs und wogte im Heere.
    Da trafen Trautmannsdorf und Questenberg in Pilsen ein. Niemand als Trautmannsdorf hatte sich zu dieser Mission bereit erklärt, er hatte nach dieser Aufgabe mit der Ruhe seiner besten Stunden gegriffen; Questenberg wollte er bei sich haben, um ein vertrautes Gespräch mit einem sicheren Mann führen zu können. Als Trautmannsdorf in Pilsen einfuhr, ließ von Ilow den Zutritt zum Lager auf allen Seiten sperren, jeglicher fremden Person war der Eintritt verboten; hinter Trautmannsdorf und seinen Begleiter hängte er eine Ehrenwache von zehn jungen ungarischen Kornetts. Neben die Wiener Herren stellte er sich selbst und zum Wechsel Trzka und Neumann. Den beiden Gästen sollte kein unbelauschtes Wort gelingen. Der verwachsene Graf war gegen die kriegerischen Herren von einer beleidigenden souveränen Kühle, man drängte ihn rasch vor den Herzog, als er keinen Blick für das

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