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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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beschlössen. Heimtückische Hiebe gegen seine Friedensbemühungen werde er zu parieren verstehen.
    Da löste Trautmannsdorf seine Augen von der Geweihspitze. Ihm gegenüber auf der Fensterbank saß ein kalter Mensch, stützte sich auf ein spanisches Rohr, redete entschieden und unwidersprechlich. Er konnte da ohne Schwierigkeit aus seiner Gürteltasche ein geschlossenes gefaltetes Schriftstück ziehen und daraus vorlesen, daß dem Herzog zu Friedland, Seiner Majestät getreuen Feldhauptmann, ernstlich vorzuhalten sei, daß er durch seine Maßnahmen im letzten Feldzug die Sicherheit des Kaiserhauses, der Erblande und des Reiches sehr gefährdet habe und daß die Majestät sich nunmehr auf Rücksprache mit ihren erfahrenen Ratgebern veranlaßt gesehen habe, zwei ihrer vertrauten Räte, den von Trautmannsdorf und von Questenberg, dazu dem Feldhauptmann bekannt und zugetan, zu ihm zu schicken und sie zu ermahnen, mündlich mit ihm die bayrische und spanische Affäre zur Zufriedenheit des Kaisers beizulegen. Sollte aber der Humor der Herzoglichen Durchlaucht einer friedlichen Beilegung auch weiter nicht geneigt sein, so müsse ihr bedeutet werden, daß die Kaiserliche Majestät ihrem Feldhauptmann diesen Befehl gebe und in Ansehung des Ernstes der Umstände über den Kopf des Generalissimus den Obersten Anweisungen geben werde.
    Diese kaiserliche Instruktion gab Trautmannsdorf dem Herzog, der sie, ohne sie zu lesen, eine Weile schweigend in der Hand wog. Dann las er sie, aufstehend; legte sie, zu ihnen tretend, auf den Tisch. Als die beiden aufstanden, drückte Wallenstein dem kleinen ihn scharf fixierenden Grafen die Hand: »Ihr seid besser als der da.«
    Wie sie sich, da sie den Eindruck hatten, er wolle die Sache bedenken, zu weiterer Gunst, Lieb’ und Gnad’ verabschieden wollten, meldete seine leise bestimmte Stimme, daß er sogleich ihnen seinen Willen vorhalten wolle. Er werde dem kaiserlichen Begehren nicht stattun, aber er werde es auch nicht verhindern. Er werde resignieren. Sie möchten einige Tage in seinem Hauptquartier verbleiben, um seine schriftliche Resignation mit auf die Reise zu nehmen.
    Dem erschütterten Grafen drückte er noch einmal stark die Hand; er werde ihm den erwiesenen Dienst zu Gutem nicht vergessen.
    Weder Trzka noch Kinsky wurde darauf von ihm, als sie nach einigen Stunden ihn aufsuchten, eingeweiht. Er ging in aller Ruhe mit ihnen und dem herbeigerufenen Neumann die Liste der Generalspersonen und Offiziere durch, um sich genaue Angaben über alle machen zu lassen. Er traf ein Grundgefühl bei ihnen, als er erklärte, es sei jetzt das Wichtigste, die Schafe von den Böcken zu trennen und alles Unzuverlässige rasch abzustoßen. Über Aldringen lautete das Urteil schlecht, es war recht, daß er hinten in Passau oder sonstwo stand. Für Gallas sagte der Herzog gut; Fürst Piccolomini, der treue ehemalige Kapitän seiner Leibwache, stand außerhalb jeden Verdachts; man ging schrittweise die Listen durch. Über einige Männer, erklärte der sehr nachdenkliche aufmerksame und zugängliche Herzog, werde er sich noch informieren müssen. Er werde auch Zenno befragen, seinen Astrologen, über den und jenen. Das sagte er zum Schluß leise. Es machte auf die anwesenden Herren einen starken Eindruck: der sonderbar suchende Ton und mitten in den geschäftsmäßigen Beratungen der Astrologe Zenno. Sie fühlten: er trug sich mit etwas Außerordentlichem; er war bewegt, er sagte nichts, vielleicht mißtraute er ihnen auch.
    Gegen Abend dieses Tages erklärte er nach der Tafel gegen Trzka, er resigniere. Man sei am Hof, anscheinend mit Einschluß des Kaisers, der Meinung, daß er Habsburg und das Reich verrate, es gäbe wohl Narren Schelme und Verleumder auch in seiner Umgebung, die geflissentlich so gefärbte Nachrichten nach Wien kolportierten. Man dränge ihm nun unmögliche Befehle auf, um eine Entscheidung herbeizuführen; er danke ab. Die weitere Durchforschung der Listen erübrige sich also.
    So bestürzt war Trzka, daß er dem Lagerkommandanten von Ilow nach einer Viertelstunde ohne Besinnung in die Arme fiel, in Ilows Wohnung, die er gedankenlos aufgesucht hatte. Das Faktum der Mitteilung hatte ihn widerstandslos getroffen, obwohl der Ton der vorangegangenen Unterhaltung Friedlands Entschluß schon angedeutet hatte.
    Der mächtige von Ilow war keinen Augenblick bewegt. Nachdem er seinen Gast mit einem starken Wein beruhigt hatte, kam ohne weiteres aus ihm heraus, während seine gefleckten

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