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Wallenstein (German Edition)

Wallenstein (German Edition)

Titel: Wallenstein (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Döblin
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imposante vor ihm aufgerollte Bild großer Kavalleriemanöver hatte.
    Friedland ging in diesen strengen Wintertagen im Obstgarten seines Quartiers viel spazieren, erfreute sich seiner wiedergewonnenen Beweglichkeit. Der kleine Graf gedachte ihm fremd zu begegnen als Beauftragter des Kaisers, vermochte sich aber nicht zu behaupten, als der Herzog, im langen roten Mantel, auf das spanische Rohr gestützt, ihn herzlich begrüßte, nach dem Kaiser, Eggenberg fragte, bedauerte, daß man durch die Kriegsnöte persönlich auseinandergekommen sei. Und ehe Trautmannsdorf seinen Auftrag beginnen konnte, verwickelte ihn der Herzog in ein langes, von Späßen und Traueräußerungen unterbrochenes Gespräch über den alten Harrach, über die Hofärzte und anderes. Dann erst, immer dieselbe breite kahle Obstallee entlangspazierend, warf Friedland einen Blick auf den stummen dicken Questenberg und bemerkte kurz, er hoffe, der Herr habe den neulichen Besuch gut überstanden.
    Das darauf eingetretene Schweigen war das Signal für Trautmannsdorf. Er knüpfte an diesen neulichen Besuch an, schilderte mit übertriebener Zaghaftigkeit die eigentümliche Situation des Kaiserhauses gegenüber Spanien und der Herzog möchte das angekündigte und nun erfolgte Heraufziehen des Spaniers auf den Kriegsschauplatz recht verstehen als eine Maßnahme, die ohne Zutun des Kaiserhauses erfolgt sei und die man auch nicht ohne schwere Komplikationen hätte verhindern können. Er fuhr dann fort: die Armee des Mailänders sei zwar leidlich stark und wohl bewaffnet, jedoch nicht stark genug, um jeder zu erwartenden Truppenmacht Trotz bieten zu können. Man möchte deshalb von vornherein jeden feindlichen Anschlag unmöglich machen, indem man die recht kleine Aldringensche Schar auf eine entsprechende Größe brächte und ihr die vom Augenblick gebotene Beweglichkeit gäbe. Es möchte also des Herzogs Durchlaucht sich bequemen und bereit finden, solange er nicht die Winterquartiere verlassen könne, eine ausreichende Zahl von Regimentern dem von Aldringen zur Verstärkung und Verwendung zu gestatten.
    »Es ist mir unmöglich«, erklärte freundlich der Herzog. Er wandte sich an den nachfolgenden Neumann, erbat sich ein Verzeichnis der Truppenstärke, wies, als es in Kürze kam, die Zahlen dem kleinen sehr ernsten, kaum hinblickenden Grafen: »Der Herr Graf wird sich selbst überzeugen. Zudem ist der Mailänder von mir angewiesen, rasch den Kriegsschauplatz zu verlassen oder nach Pilsen zu stoßen. Der Kurbayer muß Geduld haben; er wird nicht verlorengehen.«
    Der Graf war nicht zu beruhigen; man müsse zunächst andere Dinge hintanstellen, die Notwendigkeiten des Kaiserhauses und so weiter. Trautmannsdorf, immer den Kopf vor der Brust, knaute und kam nicht heraus. Ruhig und sicher lachte der Herzog, der auf ein Trompetensignal gehorcht hatte; darum möge sich der Graf keine Sorgen machen; er erkenne sie wieder, den alten freundlichen Eggenberg und ihn, wie sie sich quälten, vielleicht wäre auch ein Finanzmann im Bunde, um sie zu vexieren; bei ihm läge der Kaiser und das Erzhaus wie in Abrahams Schoß. Er werde sich nicht verläppern. Der Friede sei näher, als sie glaubten. Auch als Trautmannsdorf, der schwer beklommen war, ganz schwieg, blieb Wallensteins Ton freundlich; er stellte sich vor die beiden Herren, zog sie an den Gurten zusammen: »Nun wollen wir zusammen beraten, mein Herr Questenberg und Euer Liebden. Ich will mich wie ein rechtschaffener Angeklagter vor Euch, kaiserliche Vertreter, aufstellen und Ihr sollt schelten, was versehen ist.« Questenberg nahm sich mit Gewalt zusammen: »Wir möchten Durchlaucht bitten, uns dies zu ersparen. Wir sind ja auch ganz und gar nicht als Ankläger hier.« »Nun seht Ihr«, unterbrach Wallenstein, der ihre Gürtel nicht losließ, »ernsthaft könnt Ihr nichts anklagen. Es soll Euch auch bei Jesu schwerfallen. So gebt doch den Bayern frei. Was setzt man Euch in die Ohren. Den Herren scheint es unbekannt zu sein, wie es der Bruder des bayrischen Kurfürsten, der Kölner, mit den Franzosen hält; Maximilian ist da nicht weit vom Schuß.« Finster gab der Graf, der peinlich Wallensteins Hand am Gürtel fühlte, zu, daß man davon gehört hätte. »Nun«, tönte der Herzog, seinen Stab schwingend, zurück, »das bedeutet nichts?« Gezwungen lächelte der Graf, der ein paar Schritte machte, um den Herzog vom Fleck zu bewegen; schwerfällig folgte er auch; es schiene ja bald so, rang sich der Graf ab, daß

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